Bremer StadtmusikantenBremer Stadtmusikanten

Dieses Spiel hat mir deutlich gezeigt, wie oft man bei Überlegungen, die Kinder betreffen von falschen Voraussetzungen ausgeht. Ich packte das Spiel in der Spiele-AG der Grundschule aus und fragte, wie ich dachte, rhetorisch: " Ihr kennt doch alle die Bremer Stadtmusikanten?". Die Antwort bestand aus fragenden Gesichtern. Da musste ich doch erst einmal aus dem Kopf eine Kurzfassung erzählen, bevor wir zum Spielen kamen. Für diejenigen Leser, die das Märchen auch nicht kennen, habe ich diesen Link herausgesucht. Wichtig für das Spiel ist nur die Reihenfolge, in der die Tiere übereinander stehen.

Esel und KatzeBremer Stadtmusikanten ist ein Kartenspiel, bei dem die Karten auf dem Tisch ausgelegt werden. Ziel ist es als erster seine Karten loszuwerden.
Die Karten sind gebaut wie Dominosteine, und zeigen je zwei Tiere, die in einer der Farben Rot, Gelb, Grün oder Blau umrandet sind.

Zu Beginn des Spieles liegen vier Esel in den vier Farben als Quadrat aus. Jeder Spieler erhält sechs Karten. Die restlichen Karten bilden den Nachziehstapel.
Bin ich an der Reihe muss ich eine Karte auslegen. Dabei gelten folgende Regeln. Tiere werden auf gleichfarbige Tiere gelegt und die Reihenfolge aus dem Märchen muss eingehalten werden, das heißt: Hahn auf Katze auf Hund auf Esel. Mindestens eine Kartenhälfte muss passen, der Tisch gilt immer als richtig. Will ich die komplette Karte auf die schon bestehende Auslage legen, müssen beide Hälften korrekt liegen. Habe ich keine passende Karte, muss ich eine Karte nachziehen.
Der Hahn hat eine nette Sonderfunktion. Lege ich ihn aus, decke ich die oberste Karte des Nachziehstapels auf. Dann bestimme ich eine der beiden Seiten als Aufgabe, zum Beispiel den blauen Esel, und schiebe diese Karte zu meinem Nachbarn. Dieser soll jetzt eine Karte mit dem genannten Tier aus seiner Hand dazulegen und die Karten weiterschieben. Dies geht reihum so lange weiter, bis einer die Forderung nicht erfüllen kann. Dieser Spieler muss die Karten, die sich bis dahin angesammelt haben, auf die Hand nehmen.
Lege ich meine vorletzte Karte, muss ich ein Geräusch, das zu einem meiner letzten beiden Tiere gehört, von mir geben.

Hund und HahnDiese Regeln klingen recht einfach und erinnerten mich stark an Mau-Mau bzw. Uno. Daher dachte ich, dass es den Erstklässlern leicht von der Hand ginge, doch das war leider gefehlt. Immer wieder versuchten sie, gleiche Tiere aufeinander zu legen. Da das Märchen nicht verinnerlicht war, legte ich sogar die Spielschachtel, die die Tierpyramide zeigt, neben die Auslage. Auch bei der Funktion des Hahnes musste ich immer wieder helfen.
Anders war es dann bei den Drittklässlern. Sie kannten das Märchen zwar auch nicht, aber nach einigen Karten war ihnen die Reihenfolge klar. Sie spielten es mit Begeisterung, und forderten es immer wieder.
Dieses "Kinderspiel" überraschte vor allem im Erwachsenenkreis. Hier kamen sämtliche taktischen Kniffe zum Tragen. Der Einsatz des Hahnes brachte oft Überraschungen mit sich. Mehrfach machte ein gewünschtes Tier die Runde, und derjenige, der den Hahn gelegt hatte, musste dann den ganzen Stapel nehmen.
So heißt es die Auslage genau zu beobachten und sich zu merken, wer welche Karten aufgenommen hat.

Betrachte ich meine Erfahrungen mit den Stadtmusikanten, muss ich sagen, dass es als Kinderspiel für Fünfjährige nicht geeignet ist. ABER: Es ist ein wunderbares Familienspiel, das mit wenigen Erklärungen auskommt und in allen Gruppen, in denen die Spieler mindestens 8 Jahre alt waren, sehr gut ankam. Als Familienspiel mit älteren Kindern und auch in Erwachsenenrunden hat Bremer Stadtmusikanten mich voll überzeugt.
Also gilt für diese Zielgruppen: Daumen hoch! (bd)

Steckbrief
Bremer Stadtmusikanten
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Wilfried Lepuschitz, Arno Steinwender Spiegelburg / Coppenrath 2 - 4 Spieler ab 5 Jahre ca. 15 Minuten keine Angabe