Interview by Email

Dagmar de Cassan Wir Danken Dagmar de Cassan für Ihre Bereitschaft, an diesem Interview teilzunehmen


Hier die Fragen, die wir Dagmar de Cassan gestellt haben

 1 Du bist Geschäftsführerin des elterlichen Fahrzeugbau-Unternehmens. Bei so jemanden vermutet man eher eine Vorliebe für wirtschaftliche Vorgänge. Wie bist du zum Spielen gekommen?
 2 Warum spielst du?
 3 Wie ist dein spielerischer Werdegang? Welche Spiele haben dich im Laufe deines Lebens geprägt? Welche Spiele spielst du gern?
 4 Unter anderem schreibst du über dich auf deiner Seite, dass du gerne Science Fiction und Fantasy liest. Hast du auch zu Spielen mit diesen Themen einen besonders Bezug? Welchen?
 5 Welche Gründe gibt es für dich, in der Brettspielwelt zu spielen?
 6 Österreich und Deutschland haben zwar die gleiche Sprache, aber wie sieht die Haltung zum Spiel aus. In der Brettspielwelt gibt's einige Städte, in denen sich vor allem Österreicher zusammen geschlossen haben. In eurer Stadt "Spielekreis Wien" kann man nur einziehen, wenn man Mitglied im realen Spielekreis ist. Sind Österreicher beim Spielen lieber unter sich?
 7 Welchen Stellenwert hat Spielen in Österreich, wer spielt dort? Spielt der österreichische Normalspieler die gleichen Spiele wie der deutsche Normalspieler?
 8 Am 28. Juni wird das Spiel des Jahres verkündet. Wie stehst du zum Spiel des Jahres? Was hältst du von der Auswallliste?
 9 Es gibt den österreichischen Spielepreis "Spiel der Spiele". Warum wurde dieser ins Leben gerufen?>
10 Beim Spiel der Spiele werden neben dem Haupt-Preisträger noch 11 weitere Preisträger benannt. Was ist der Vorteil einer Preisvergabe in mehreren Kategorien, welche Gefahren siehst du darin?
11 Bisher wurden mit "Die neuen Entdecker" (Kosmos), Pueblo (Ravensburger) und King Arthur (Ravensburger) nur großformatige Spiele großer Verlage Hauptpreisträger des "Spiel der Spiele". Ist es auch vorstellbar, das ein kleinformatiges Spiel Hauptpreisträger wird? Kann auch ein Spiel auch einem kleinerem Verlag Hauptpreisträger werden? Was sind dazu die Voraussetzungen?
12 Jedes Jahr im November findet das große Wiener Spielefest statt. Wie kann sich jemand das Spielefest vorstellen, der noch nie dort war? Lässt es sich mit der Spiel in Essen vergleichen?
13 Was könnte eine Begründung sein, sich als Deutscher auf den weiten Weg nach Wien zu machen?
14 Du bist Mitherausgeber der Spielezeitschrift WIN. Kannst du diese Zeitschrift und die Philosophie, die dahinter steht, einmal vorstellen?
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Neben der WIN habt ihr, du und dein Mann Ferdinand, eine große Internetpräsenz über Spielen aufgebaut. Was ist deiner Meinung nach die beste Plattform um sich über Spiel zu informieren?

16 Du hast sehr viel im Bereich der Spiele getan. Willst du nicht selbst Spiele entwickeln oder hast du es schon getan?
17 In der Spieleszene gibt es nur wenige aktive Frauen. Woran mag das liegen?
18 Spielen Frauen anders als Männer?
19 Wir haben dir viele Fragen gestellt. Möchtest du unseren Lesern noch etwas mitteilen? Oder möchtest du uns eine Frage stellen? Dann tu es bitte.

Du bist Geschäftsführerin des elterlichen Fahrzeugbau-Unternehmens. Bei so jemanden vermutet man eher eine Vorliebe für wirtschaftliche Vorgänge. Wie bist du zum Spielen gekommen?

In der Studienzeit, mit Freunden und Studienkollegen - nur weiß ich nicht warum ein Interesse für wirtschaftliche oder technische Vorgänge das Spielen ausschließen sollte - es fallen mir genug Spiele ein, bei denen zumindest wirtschaftliche Vorgänge ein Thema sind und Interesse daran sicher zum Spielerfolg beitragen kann.

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Warum spielst du?

Weil es Spaß macht! Weil ich neugierig bin auf neue Ideen, neue Themen, neue Mechanismen, weil ich gerne Kontakt mit Menschen habe, weil ich mich freue wenn ich gewinne, weil Spielen eine wunderbare Bereicherung des täglichen Lebens darstellt, weil Spielen familienfreundlich ist, weil man es mit und ohne Kinder machen kann.

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Wie ist dein spielerischer Werdegang? Welche Spiele haben dich im Laufe deines Lebens geprägt? Welche Spiele spielst du gern?

Ich glaube nicht, dass ich jemals ein Spiel so oft oder so intensiv gespielt habe, dass es mich hätte prägen können, dazu bin ich vom Spieltyp her viel zu sehr neugierig, jedes neue Spiel ist ein neuer Anreiz zum Spielen, aber ich habe eine Vorliebe für Wortspiele wie Kaleidos, Eisenbahnspiele, vor allem Empire Builder, und damit bin ich mit Kategorien schon am Ende, dann gibt es nur mehr Lieblingstitel.

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Unter anderem schreibst du über dich auf deiner Seite, dass du gerne Science Fiction und Fantasy liest. Hast du auch zu Spielen mit diesen Themen einen besonders Bezug? Welchen?

Ich habe immer gerne und viel gelesen, schon seit meiner Kindheit. Nicht nur SF, aber auch gerne, es gibt einiges was ich besonders gern mag, Terry Pratchetts Scheibenwelt zum Beispiel, oder die Mars-Geschichten von Ray Bradbury, nicht zu vergessen Der Herr der Ringe oder Harry Potter, da natürlich auch die Verfilmungen. Bei den Spielen steht das Thema Fantasy oder Science Fiction nicht im Vordergrund, da geht es mir immer eher um Mechanismen, wenn mir Spiele gefallen.

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Welche Gründe gibt es für dich, in der Brettspielwelt zu spielen?

Spielspaß, die Sicherheit, jederzeit Spielpartner zu finden, Freunde treffen in unserer Stadt und im Café Europa, beim Spielen plaudern, usw. usw.

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Österreich und Deutschland haben zwar die gleiche Sprache, aber wie sieht die Haltung zum Spiel aus. In der Brettspielwelt gibt's einige Städte, in denen sich vor allem Österreicher zusammen geschlossen haben. In eurer Stadt "Spielekreis Wien" kann man nur einziehen, wenn man Mitglied im realen Spielekreis ist. Sind Österreicher beim Spielen lieber unter sich?

Wie soll ich die Frage beantworten - eine durchschnittliche österreichische Spielrunde besteht nun mal aus Österreichern, und in Deutschland vermutlich aus Deutschen. Und ich denke nicht dass in dem Zusammenhang die Brettspielwelt als Beispiel dienen kann, grade dort ist die Palette der Mitspieler international. Die Zusammensetzung der Städte hat damit doch nichts zu tun - ich denke es gibt auch Städte in der Brettspielwelt, in denen sich nur Deutsche zusammengeschlossen haben, oder?

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Welchen Stellenwert hat Spielen in Österreich, wer spielt dort? Spielt der österreichische Normalspieler die gleichen Spiele wie der deutsche Normalspieler?

Ich glaube, das kann man so direkt nicht verallgemeinern, was ist schon ein Normalspieler - auch er wird mit seiner Oma was anderes spielen als mit seinem Freund oder mit seinen Kindern, bei einer Party was anderes als bei einem gezielt thematisch angesetzten Spieleabend.

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Am 28. Juni wird das Spiel des Jahres verkündet. Wie stehst du zum Spiel des Jahres? Was hältst du von der Auswallliste?

Eine von 10 Personen in geheimer Abstimmung zusammengestellte Liste ist notwendigerweise eine vielfältige Auswahl an unterschiedlichen Spielen, und da kann das Pendel mal in die eine oder in die andere Richtung ausschlagen. Die Nominierungsliste heuer ging es eben eher in Richtung neue oder kleinere Verlage.

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Es gibt den österreichischen Spielepreis "Spiel der Spiele". Warum wurde dieser ins Leben gerufen?

Der Preis "Spiel der Spiele" soll den Spielgedanken verbreiten und den Zugang zu Spielen erleichtern, daher beschränken wir die wählbaren Spiele auf solche, die in Österreich von einem Vertrieb flächendeckend betreut werden.

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Beim Spiel der Spiele werden neben dem Haupt-Preisträger noch 11 weitere Preisträger benannt. Was ist der Vorteil einer Preisvergabe in mehreren Kategorien, welche Gefahren siehst du darin?

Gefahren sehe ich darin gar keine, eher eine Unterstützung des Spielekäufers bei seiner Auswahl, denn sehr oft sind Aufmachung oder Titel eines Spiels nicht eindeutig zuzuordnen. Mit den Kategorien decken wir ein breites Spektrum an Möglichkeiten ab.

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Bisher wurden mit "Die neuen Entdecker" (Kosmos), Pueblo (Ravensburger) und King Arthur (Ravensburger) nur großformatige Spiele großer Verlage Hauptpreisträger des "Spiel der Spiele". Ist es auch vorstellbar, das ein kleinformatiges Spiel Hauptpreisträger wird? Kann auch ein Spiel auch einem kleinerem Verlag Hauptpreisträger werden? Was sind dazu die Voraussetzungen?

Es gibt nur eine Voraussetzung, das Spiel muss in Österreich erhältlich sein, das heißt von einem funktionierenden Vertrieb betreut werden. Format oder Verlagsgröße haben damit überhaupt nichts zu tun.

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Jedes Jahr im November findet das große Wiener Spielefest statt. Wie kann sich jemand das Spielefest vorstellen, der noch nie dort war? Lässt es sich mit der Spiel in Essen vergleichen?

Wie ein großes Wohnzimmer in drei Etagen, mit den Firmenständen im Erdgeschoß - es gibt unzählige Spieltische, die nicht den Verlagen zugeordnet sind, und dazu eine zentrale Spielothek, aus der man sich nach Lust und Laune Spiele ausborgen kann, wenn man nach einem Spiel vom Verlag X nun eines vom Verlag Y spielen will, dann braucht man dazu nicht den Tisch wechseln, man holt sich einfach das nächste Spiel. Verkauf gibt es nicht, die Besucher sollen in Ruhe ihre Eindrücke sammeln und dann im Geschäft ihres Vertrauens die Weihnachtseinkäufe machen.

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Was könnte eine Begründung sein, sich als Deutscher auf den weiten Weg nach Wien zu machen?

Eine Veranstaltung, auf der nur gespielt wird, ohne Schnäppchenjagd und Streß, wo jeder Besucher kommt, um zu spielen.

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Du bist Mitherausgeber der Spielezeitschrift WIN. Kannst du diese Zeitschrift und die Philosophie, die dahinter steht, einmal vorstellen?

WIN ist die älteste Spielezeitschrift im deutschsprachigen Raum, sie ist von ihren Wurzeln her noch immer eine Clubzeitschrift für die Mitglieder vom Spiele Kreis Wien. Wir arbeiten ohne Sponsoren und auch ohne Anzeigen, das heißt wir sind völlig neutral und unabhängig, versuchen allerdings bei unseren Spielerezensionen jene Spiele vorzuziehen, die uns gefallen - es ist nicht unbedingt positiv, auf mehreren Seiten zu erklären, warum ein Spiel schlecht ist, den Platz kann man besser nutzen um gute Spiele vorzustellen.

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Neben der WIN habt ihr, du und dein Mann Ferdinand, eine große Internetpräsenz über Spielen aufgebaut. Was ist deiner Meinung nach die beste Plattform um sich über Spiel zu informieren?

Ich denke, man sollte nicht werten, jede Seite hat Informationen und jeder Besucher im Internet wird dort recherchieren, wo seine speziellen und individuellen Bedürfnisse am besten und schnellsten abgedeckt werden. Warum man dann die eine oder andere Seite bevorzugt, kann ganz verschiedene Gründe haben, die nicht unbedingt etwas mit dem Inhalt der Seite zu tun haben.

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Du hast sehr viel im Bereich der Spiele getan. Willst du nicht selbst Spiele entwickeln oder hast du es schon getan?

Nein, gar nicht - ich habe dazu weder Ideen noch Ambitionen, manchmal fallen mir Änderungen zu einem Spiel ein, aber eine Idee für ein neues Spiel habe ich noch nie gehabt.

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In der Spieleszene gibt es nur wenige aktive Frauen. Woran mag das liegen?

Das hat sich in den letzten Jahren gravierend geändert. Beispiele sind Brigitte Ditt, Andrea Mayer, … Schlee und viele andere. Es scheint daran zu liegen, dass Frauen anders organisieren und nicht unbedingt im Vordergrund stehen möchten. Sie machen es einfach!

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Spielen Frauen anders als Männer?

Ja, ganz bestimmt. Männer stört das beim Spielen unweigerlich vorhandene Konfliktpotential oder die Konkurrenz-Situation ums Gewinnen weniger, denke ich, Frauen suchen beim Spiel meiner Erfahrung nach eher die Harmonie, aber gerade das macht ja das Spielen so spannend und bringt viel Spaß beim gemeinsamen Spielen.

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Wir haben dir viele Fragen gestellt. Möchtest du unseren Lesern noch etwas mitteilen? Oder möchtest du uns eine Frage stellen? Dann tu es bitte.

An alle Spieleexperten: Gebt Spielen eine Chance, sich am Markt zu etablieren, denn viele (und auch gute) Spiele verschwinden viel zu rasch. So ist z.B. San Juan (es se hier stellvertretend für viele andere Spiele) erst dieses Frühjahr erschienen und schon sucht jeder das nächste tolle Spiel. Da wird es keine Chance haben, ein Dauerrenner zu werden.

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