Interview by Email

Interview by Email ist eine Interview-Form, bei der die Leser aktiv in das Interview eingreifen konnten. Dem Befragten wird dabei jeden Tag per Email eine Frage gestellt, die er am gleichen Tag beantwortet und die dann hier veröffentlicht wird.
Wir haben unseren Lesern die Möglichkeit gegeben, Fragen an Doris Matthäus zu stellen. Wir danken allen Lesern, die hiermit zum Interview beigetragen haben.

Wir danken Doris Mathäus, dass sie trotzt ihrer Schwangerschaft, die, wie Brigitte selbst erfahren hat, die Arbeit am Computer nicht gerade erleichtert, bei unserem Interview mitgemacht hat.

Hier die Fragen, die wir und einige Leser Doris Matthäus gestellt haben
die Antworten erhält man nach Klick auf die Nummer.

1 Welche Ausbildung hast du genossen?
2 Wie kam es dazu, dass du die Grafiken für Spiele erstellst? Was war das erste von dir gestaltete Spiel? Was hast du vorher getan?
3 Du hast viele Spiele gestaltet. Welches waren die aus deiner Sicht wichtigsten Spiele? Gibt es dabei bestimmte Typen von Spielen die du oft (und gern?) gezeichnet hast?
4 Welches Spiel ist Ihr Lieblingsspiel und warum? Gibt es bestimmte Spieltypen, die du gerne magst?
5 In welchem Entwicklungsstadium eines Spiels beginnst Du als Grafikerin einzusteigen? Wie kommen Kontakte zu Verlagen zustande? Geht der Kontakt vomVerlag aus oder sprichst du die Verlage an?
6 Was wird in einem Vertrag geregelt? Wie genau kann man eine kreative Arbeit wie grafische Gestaltung regeln? Wie ist die Wiederverwendung von Grafiken, z. B. bei Zicke Zacke Hühnerkacke und Au Backe geregelt?
7 Wie viel Freiraum hast Du bei der Gestaltung und wie sieht die Zusammenarbeit mit den Autoren aus? Wie fließen Deine Ideen als Designerin in das Spielmaterial ein?
8 Spielst du die Prototypen der Spiele, die du gestalten wirst? Worauf achtest du dabei. Äußerst du dich auch zur Spielmechanik?
9 Wie entsteht eine Grafik.? Welche Entwicklungsstadien durchläuft sie? Gibt es im Entstehungsprozess immer wiederkehrende Phasen?
10 Welche Arbeitsmaterialien verwendest am liebsten und warum. Zur Zeit werden immer mehr Grafiken am Computer entwickelt. Wie stehst du zum Computer, wieweit verwendest du ihn? Welche (Computer)Ausstattung steht dir zur Verfügung?
11 Welchen Aufgaben bzw. welchen Einfluss hast du als Grafikerin bei der Regelgestaltung?
12 Wie stehst du dem fertigen Spiel gegenüber? Spielst du es noch, oder ist es, weil deine Arbeit abgeschlossen ist, eher uninteressant?
13 Du hast sowohl an Kinderspiele, als auch an Familien- und Erwachsenenspielen mitgearbeitet. Welche Unterschiede gibt es bzgl. Grafiken bei Kinderspielen und Erwachsenenspielen?
14 Wie weitreichend ist der Urheberschutz für ein Spiel oder dessen Grafik ? Einige Spiele laden ja geradezu dazu ein, sich selbst Erweiterungen zu basteln, z.B. zusätzliche Plättchen für Carcassonne zu entwerfen, indem man vorhandene Plättchen einscannt und entsprechend abändert. Wird damit im Grunde genommen schon das Urheberrecht verletzt oder wird dieses von den Verlagen toleriert, so lange es im privaten Rahmen bleibt? Wie sieht es aus, wenn - wie bei Carcassonne geschehen - solche selbstgebastelten Erweiterungen übers Internet verkauft werden und dabei zudem der Eindruck erweckt wird, dass es sich um offizielle, vom Verlag herausgegebene Erweiterungen handelt?
15 Nun bist Du aber neben Deiner Grafikerinnentätigkeit auch ein Teil eines Eigenverlegerpaares: wollt Ihr Eure Spiele keinem anderen Verlag, der auch über einen Vertrieb verfügt, anvertrauen, weil Ihr glaubt, Spiele zu machen, die nur "die Freakszene" interessieren oder liegt es vorallem daran, im Eigenverlag keine Kompromisse "mit dem Markt" eingehen zu müssen?
16 Auf den Spielen aus eurem Verlag stehst sowohl du als auch Frank als Autoren. Was ist dein Anteil an den Spielen? Da sich dies pro Spiel eventuell unterschiedlich darstellt, nimm als Beispiel euer neuestes Spiel "Urland".
17 In einem Verlag fallen viele Aufgaben an (siehe auch Interview mit Bernd Brunnhofer). Welche Verlagsarbeiten fallen für dich bei Spiele von Doris und Frank an.
18 Der Igel ist nicht nur das Symbol für "Spiele von Doris und Frank", sondern auf etlichen von dir gestalteten Spielen findet man ihn. Wie kam der Igel zu dieser Funktion? Hast du eine besondere Verbindung zu diesen Tieren?
19 Schaust du dir Spiele anderer Grafiker bzgl. der Gestaltung an? Gibt es ein Spiel eines anderen Grafikers, das du wegen der Thematik auch sehr gern bearbeitet hättest?
20 Was bedeutet es dir, wenn ein von dir gestaltetes Spiel mit einerAuszeichnung bedacht wird? Wie siehst du deinen Anteil daran?
21 Was möchtest du unseren Leser noch mitteilen oder welche Frage möchtest du uns stellen?


18. Februar:
Welche Ausbildung hast du genossen?

Ich habe nach dem Abitur sieben Monate Praktikum in einem technischen Grafikbüro gemacht und anschließend an der Fachhochschule in Nürnberg Grafik-Design (exakt: Kommunikationsdesign) studiert.

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19. Februar

Wie kam es dazu, dass du die Grafiken für Spiele erstellst? Was war das erste von dir gestaltete Spiel? Was hast du vorher getan?

Nach meiner Ausbildung habe ich vorwiegend technische Grafiken in einem Grafik-Büro im Forschungszentrum Siemens erstellt. Nach einem Jahr habe ich mich selbständig gemacht und erst einmal das gleiche im Prinzip weiter gemacht (war nicht so spannend, aber gut geeignet zum Leben).

Habe dann versucht mein Arbeitsfeld etwas zu erweitern und noch für einen Reisebuch-Verlag gearbeitet. In der Zwischenzeit haben wir versucht unsere eigenen Spieleideen umzusetzen (ohne dabei zu ahnen, dass das mal erfolgreich werden könnte, war mehr aus Spass), doch dadurch sind wir in die Spieleszene hineingerutscht und die ersten Spielegrafiken entstanden.

Die allererste Spielegrafik war für unser Eselsrennen und die Dicken Kartoffeln.

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20. Februar

Du hast viele Spiele gestaltet. Welches waren die aus deiner Sicht wichtigsten Spiele? Gibt es dabei bestimmte Typen von Spielen die du oft (und gern?) gezeichnet hast?

Das eindeutig wichtigste Spiel war wohl "El Grande", dadurch, dass es "mein erstes" Spiel des Jahres wurde. Anschließend hatte ich immer eine Auswahl an Aufträgen....

Besonders gerne zeichne ich Spiele mit historischen Themen (Euphrat & Tigris), da es mir Spass macht erst einmal in Bibliotheken nach Infomaterial zu wühlen und mich in das Thema einzuarbeiten. Kostet bloss manchmal etwas viel Zeit. Spiele in denen ich Landschaften als Spielpläne (Elfenland/Elfenroads) zeichnen kann, machen mir auch sehr viel Spass. Als Hauptfiguren bevorzuge ich Fantasiewesen wie Drachen oder Einhörner oder gleich Kinderspiele mit vielen Tierchen.

Menschendarstellungen versuche ich zu vermeiden. Klappt aber nicht immer, gerade bei historischen Darstellungen gehört das nun mal oft dazu. Meine ersten Zeichentätigkeiten als Kind bestanden übrigens vorwiegend aus Strichpferdchen und sonstige Strichtierchen, bevor ich Strichmännchen malte. Manche Vorlieben scheinen sich sehr früh zu entwickeln.

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21. Februar

Frage von Matthias Stanecki: Welches Spiel ist Ihr Lieblingsspiel und warum?
Ergänzung PK: Gibt es bestimmte Spieltypen, die du gerne magst?

Es ist etwas schwierig 1 Lieblingsspiel zu nennen, aber besonders gerne habe ich immer "Dampfroß" gespielt. Mir gefällt es selber einen Spielplan "bauen" zu können. So ist es wohl kein Zufall, dass mir Spiele wie "Metro" oder "Carcassonne" auch besonders gut gefallen.

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22. Februar

Frage von Kathrin Nos: In welchem Entwicklungsstadium eines Spiels beginnst Du als Grafikerin einzusteigen?
Ergänzung PK: Wie kommen Kontakte zu Verlagen zustande? Geht der Kontakt vomVerlag aus oder sprichst du die Verlage an?

Normalerweise ist der Prototyp, den ich bekomme, spieltechnisch schon fertig, so dass ich das Spiel schon mal spielen kann, bevor ich mit der Arbeit anfange. Ist mir immer sehr wichtig das Spiel vorher zu spielen, da man dadurch erst begreifen kann, auf was man bei der Grafik unbedingt achten muss, damit das Spiel nicht nur schön wird, sondern auch spielbar wird. Klappt aber nicht immer, da an manchen Spielen noch heftig gebastelt wird, während ich schon zeichne...bzw. zeichnen muss, um den Termin zu halten.
Das Thema ist meist auch schon festgelegt, oft werde ich ja als Grafikerin aufgrund des Themas ausgesucht.

Ergänzung: Ich glaube nicht, dass ich ein typischer selbstständiger Grafiker bin. Schon lange muss ich niemand mehr wegen einem Auftrag kontaktieren, man kommt immer auf mich zu. Sehr angenehm....

Die ersten Kontakte zu Verlagen sind bei mir sehr zwanglos durch die eigenen Spiele entstanden. Ich habe erst unsere eigenen Spiele gestalten dürfen (Abacus, Hexagames), was nahe lag und dadurch hatte ich schon die ersten Referenzen.

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23. Februar:

Was wird in einem Vertrag geregelt? Wie genau kann man eine kreative Arbeit wie grafische Gestaltung regeln? Wie ist die Wiederverwendung von Grafiken, z. B. bei Zicke Zacke Hühnerkacke und Au Backe geregelt?

Auch hier bin ich wohl nicht typisch. Der ganze Vertrag besteht aus einem Angebot ohne genaue Regelungen. Mehr ein Geschäft mit "Handschlag". Geht auch nur, weil man sich in der Branche ja irgendwie kennt. Ansonsten regelt das Urheberrecht das Ganze automatisch. Die Rechte an den Grafiken bleiben bei mir, man verkauft im Prinzip ein "Nutzungsrecht". Wie man einen wasserdichten Vertrag macht, habe ich selbst keine Erfahrung.

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24. Februar:

Frage von Kathrin Nos: Wie viel Freiraum hast Du bei der Gestaltung und wie sieht die Zusammenarbeit mit den Autoren aus? Wie fließen Deine Ideen als Designerin in das Spielmaterial ein?

Natürlich haben die Verlage schon eine Vorstellung was sie wollen. Es gibt lange Telefonate mit Beschreibungen, welche Atmosphäre rüberkommen soll, manchmal gibt es schon genaue inhaltliche Vorstellungen. Ich fühle mich aber nur selten eingeschränkt. Das Spielprinzip schränkt meist noch am stärksten ein, da ja leider oft die Fantasie und Ästhetik der Funktionalität untergeordnet werden müssen. Es hat aber auch seinen Reiz trotz schwieriger Bedingungen schönes Spielmaterial zu gestalten. Mit den Autoren arbeite ich normalerweise nie zusammen, sondern nur immer direkt mit dem Verlag. Der Verlag ist mein Auftraggeber, nicht der Autor. Es gibt natürlich Ausnahmen, z.B. die White Wind- Projekte mit Alan.R. Moon.

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 25. Februar

Spielst du die Prototypen der Spiele, die du gestalten wirst? Worauf achtest du dabei. Äußerst du dich auch zur Spielmechanik?

Ist im Prinzip zum Teil schon in Frage 5 beantwortet. Ich "will" die Spiele normalerweise vorher spielen, damit ich weiss was ich zu tun habe. Während des ersten Spieles wimmelt es in meinem Kopf dann schon von Vorstellungen wie das Ganze aussehen könnte. Ich achte besonders auf Situationen in denen das Material besonders übersichtlich sein muss, in denen man bestimmte Siuationen sofort und eindeutug erkennen muss. Wie gesagt, es nützt der schönste Spielplan nichts, wenn er nicht "funktioniert".
Die Spielmechanik ist normalerweise schon fertig. Trotzdem gebe ich oft meine Meinung weiter, wenn mir/uns beim Spielen noch irgendeine Kleinigkeit aufgefallen ist, die man noch verbessern könnte.

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26. Februar

Wie entsteht eine Grafik.? Welche Entwicklungsstadien durchläuft sie? Gibt es im Entstehungsprozess immer wiederkehrende Phasen?

Ich glaube bei der Entstehung einer Grafik gehe ich keinen außergewöhnlichen Weg. Erstmal gibt es ausführliche Gespräche mit dem Verlag über dessen Vorstellungen. Die sind unterschiedlich konkret. Manchmal wissen sie genau, was sie wollen und manchmal wird mir nur eine grobe Richtung gegeben mit den Worten "Mach einfach mal". Dann gibts eine Menge Skizzen und man nähert sich langsam an. Manche Verlage brauchen ganz detaillierte Farbskizzen, um eine Vorstellung meiner Ideen zu kriegen, anderen wie Bernd Brunnhofer reichen ziemliche krakelige Skizzen, um mir schon den Startschuß für die Reinzeichnung zu geben.
Bei grafisch kompliziertem Spielmaterial wird oft vom Plan oder irgendwelchen Plättchen schon eine reinzeichnungsähnliche Skizze gemacht. Davon wird Spielmaterial gebastelt und eine Spielsituation simuliert um sicher zu gehen, dass das Material  "funktioniert". Das kann dann einige Zeit dauern, bevor endlich dann alles reingezeichnet wird.

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27. Februar

Welche Arbeitsmaterialien verwendest am liebsten und warum. Zur Zeit werden immer mehr Grafiken am Computer entwickelt. Wie stehst du zum Computer, wieweit verwendest du ihn? Welche (Computer)Ausstattung steht dir zur Verfügung?

Ich bin groß geworden ohne Computer und habe die gesamte Ausbildung ohne Computer machen müssen, da diese erst nach meinem Abschluss in der Fachhochschule eingeführt wurden. Also habe ich meinen ganzen Zeichenstil mit Hand entwickelt.
Selbst die ersten Jahre meiner Selbstständigkeit gingen ohne Computer, da die Dinger vor über 10 Jahren irrsinnig teuer waren und ich dazu gar nicht die Mittel hatte. Ich glaube 1995 habe ich mich dazu durchgerungen. Ich hatte ziemlich Bammel davor, da ich vorher außer etwas Tetris spielen etc. kaum Kontakt zu den Dingern hatte. Mein Glück war, dass ich Frank als Computerfreak im Rücken hatte ohne den ich wohl irgendwann durchgedreht hätte oder einer irre Servicerechnung eines Computerhändlers bekommen hätte, wenn die Hardware wieder mal nicht so wollte. An die Software musste ich mich dann schon alleine gewöhnen, aber das ging ganz gut. Trotzdem kann ich mich nicht erinnern vor der Anschaffung meines MACs jemals einen Nervenzusammenbruch im Zusammenhang mit meiner Arbeit gehabt zu haben. Danach hatte ich ihn schon hin und wieder, wenn sich die Technik gegen mich verschworen hatte. (Wenn sich z.B. die Festplatte auflöst und man am Bildschirm sogar noch beobachten kann, wie die einzelnen Dateien verschinden, um dann ganz den Geist aufzugeben...)

Da ich jahrelang an meinem Zeichenstil gearbeitet habe, zeichne ich nach wie vor alles mit Hand in alten Techniken. Anschließend scanne ich alles ein und mache die endgültige Bearbeitung am Rechner fertig. Mache Dinge sind am Rechner doch einfacher als mit Hand, z.B. Lichter einsetzen, Farben ändern oder überhaupt Korrekturen, wenn z.B. mal ein Gesicht nicht so geworden ist. Oder wenn einfach nur ein dicker Klecks auf dem Original gelandet ist. Früher hätte man an dieser Stelle die Krise gekriegt und so wird es nun einfach am Rechner später retuschiert. Andere Dinge, wie die Gesamtmontage der Schachtel oder Anleitungen gehen sowieso nicht ohne Rechner. Ohne Rechner könnte ich also dem Verlag keine Komplettgrafik liefern und er müsste sich mit 2 Grafikern organisieren

Persönlich verwende ich den Rechner nur selten, eine große Liebe ist also nicht entstanden, aber wenn gerade alles mal so funktioniert wie geplant, macht es manchmal sogar Spaß. Als Austattung habe ich einen x-mal hochgerüsteten PowerPC 7500, einen riesigen Bildschirm, ein großes Zeichentablett (da ich mit der Maus nicht zeichnen kann), einen Scanner, diverse Sicherungsfestplatten, CD-Brenner für Datentransfer in die Litho etc. und zum Sichern der Daten, ein Farbdrucker.

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28. Februar:

Welchen Aufgaben bzw. welchen Einfluss hast du als Grafikerin bei der Regelgestaltung?

Bei unseren eigenen Spielen ist die fürchterlichste Arbeit immer die Spielanleitung. Deswegen will ich bei den Fremdspielen nichts inhaltlich mit den Regeln zu tun haben. Man gibt höchstens mal einen Kommentar ab, wenn man glaubt irgendwas ist nur schwer zu verstehen. Die perfekte Anleitung ist die, die auch schon die kompletten Beispiele beinhaltet. Bei manchen Spielen, muss ich die selber konstruieren. Ansonsten ist meine Aufgabe das reine Layout und den ganzen Text auf die vorgeschriebenen Seiten zu quetschen.

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1. März

Wie stehst du dem fertigen Spiel gegenüber? Spielst du es noch, oder ist es, weil deine Arbeit abgeschlossen ist, eher uninteressant?

Ich mache da keinen Unterschied, ob ein Spiel von mir selbst gezeichnet wurde oder nicht, wie oft ich es später spielen werde. Das ist auschließlich vom Spiel abhängig. Gefällt es mir, werde ich es noch oft spielen. Einzig bei der Wahl meiner Weihnachtsgeschenke macht es einen Unterschied: Ich verschenke bevorzugt von mir gestaltete Spiele... das ist irgendwie persönlicher.

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2. März

Du hast sowohl an Kinderspiele, als auch an Familien- und Erwachsenenspielen mitgearbeitet. Welche Unterschiede gibt es bzgl. Grafiken bei Kinderspielen und Erwachsenenspielen?

Kinderspiele sind meist nicht so komplex, wie Erwachsenenspiele, so dass es meist einfacher ist einen funktionierenden Plan oder Material zu gestalten. Wobei dieses besonders übersichtlich sein muss, da Kinder ja spontaner reagieren und einen Fehler in der Grafik kaum mit Nachdenken ausschalten können.

Zeichnerisch fallen mir Kinderspiele auch leichter, da es ja meist nicht realistisch aussehen muss. Dafür hat man mehr Möglichkeiten wie man eine z.B. eine Figur vereinfacht. Bei einer fotorealistischen Zeichnung muss man es eben so zeichnen wie es ist. Dies ist also meist nicht so "kreativ".

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3. März

Frage von Sylvia Berger: Wie weitreichend ist der Urheberschutz für ein Spiel oder dessen Grafik ? Einige Spiele laden ja geradezu dazu ein, sich selbst Erweiterungen zu basteln, z.B. zusätzliche Plättchen für Carcassonne zu entwerfen, indem man vorhandene Plättchen einscannt und entsprechend abändert. Wird damit im Grunde genommen schon das Urheberrecht verletzt oder wird dieses von den Verlagen toleriert, so lange es im privaten Rahmen bleibt? Wie sieht es aus, wenn - wie bei Carcassonne geschehen - solche selbstgebastelten Erweiterungen übers Internet verkauft werden und dabei zudem der Eindruck erweckt wird, dass es sich um offizielle, vom Verlag herausgegebene Erweiterungen handelt?

Das mit dem Urheberschutz ist ein heikles Thema, bei dem ich auch nicht gerade Spezialist bin. Aber generell ist es wohl so, dass jeder für sich privat Grafiken und Spielmechanismen verwurschteln kann wie er will. Betonung auf "privat". In dem Moment wo es kommerzeill wird, also für Geld verkauft wird, ist es verboten, Ideen der Verlage und Grafiken z.B. von mir zu verwenden. Das mit den Internet-Carcassonne-Erweiterungen ist deswegen auch nicht o.k., aber man überlegt immer, ab welchem Punkt man Aufwand betreibt, um dies zu verhindern.

Besonders lästig ist es natürlich, wenn es auch noch offiziell angeboten wird, ohne das deutlich wird, dass es von privaten Personen kommt; so mußte ich schon oft Auskunft geben, welche Erweiterungen nun wirklich offiziell sind. Das ist etwas ärgerlich. Allgemein entsteht der Urheberschutz mit der Entstehung der Grafik, den ich auch nicht verkaufen kann. Ich verkaufe dem Verlag eine Art Nutzungsrecht, die Rechte bleiben bei mir.

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4. März

Frage von Arno Hofer
Liebe Doris,
erstmal: danke für die stimmungsvollen Grafiken, die Du den Spielen angedeihen läßt - ohne sie wären selbst die wertvollsten unter ihnen sicher nicht halb soviel wert.
Nun bist Du aber neben Deiner Grafikerinnentätigkeit auch ein Teil eines Eigenverlegerpaares: wollt Ihr Eure Spiele keinem anderen Verlag, der auch über einen Vertrieb verfügt, anvertrauen, weil Ihr glaubt, Spiele zu machen, die nur "die Freakszene" interessieren oder liegt es vorallem daran, im Eigenverlag keine Kompromisse "mit dem Markt" eingehen zu müssen?

Hallo Arno, erstmal Danke für die Blumen...

Also am Anfang hatten wir da gar keine Wahl, welcher Verlag hat sich da schon für einen interessiert (nicht ganz richtig: Joe Nikisch von Abacus hat sich schon am Anfang für unser Dicke Kartoffeln interessiert) Eigentlich war auch alles nur ein Gag, als wir Eselsrennen in einer Auflage von 250 Stück produziert haben. Kurz darauf haben wir auch "Vendetta" verkauft an Hexagames und da haben wir allerdings schom mitbekommen, wie unangenehm es ist, wenn da "jemand" an deinem Spiel rummacht. Ursprünglich sollte ich ja auch nicht die Grafik machen. Die Entwürfe waren grauenhaft und es gab dann einige Stimmen die Hexagames überzeugten, dass ich doch die Grafik machen sollte. Bei den Dicken Kartoffeln wurde das Spiel samt Grafik fast identisch übernommen Das war prima.

Ich weiß nicht mehr genau, was uns dann wirklich dazu veranlasst hat das 2. Spiel im Eigenverlag zu machen. Vielleicht weil es mit dem Eselsrennen Spass gemacht hat. Und man konnte natürlich seine eigenen Vorstellungen umsetzen. Irgendwann war dann schon der etwas der Zwang da, dass man ja jedes Jahr ein neues Spiel herausbringen muss, um als Verlag halbwegs bei der Stange zu bleiben. Und mehr als ein Spiel haben wir nie pro Jahr fertig bekommen. manchmal sogar nicht mal das. MÜ und mehr wollte uns z.B. Amigo schon als Prototyp abkaufen, als wir es im Sommer auf dem Göttinger Autorentreffen ein letztes mal getestet haben, um es im Oktober im Eigenverlag herauszubringen. Aber wir wollten nicht ohne Neuheit auf der Messe dastehen und haben Amigo erstmal einen Korb gegeben. Erst als auf die Auswahlliste kam, haben wir uns denn Vertrieb nicht zugetraut und es an Amigo verkauft.
Ansonsten bestehen wir aber nicht immer auf Eigenproduktion. Ursuppe war z.B. als Prototyp beim Hans im Glück-Verlag. Die wollten es aber nicht haben, so haben wir es selber gemacht.

Es ist also eine Mischung aus Kontrolle haben, Spass am Eigenverlag und Desinteresse anderer Verlage. Größtes Handicap ist tatsächlich der Vertrieb (da unsere Produktionskosten nicht viel Spielraum auch noch für eine Vertriebsspanne für einen Fremdvertrieb lassen) und ein Haufen Arbeit, die in den letzten Jahren doch manchmal unsere komplette Freizeit in Anspruch genommen hat.

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5. März

Auf den Spielen aus eurem Verlag stehst sowohl du als auch Frank als Autoren. Was ist dein Anteil an den Spielen? Da sich dies pro Spiel eventuell unterschiedlich darstellt, nimm als Beispiel euer neuestes Spiel "Urland".

Inzwischen beschränkt sich mein Anteil am Spieleerfinden aufs Kritisieren. Wobei es selbst da einige Testspieler gibt bei uns, die wesentlich konstruktiver kritisieren als ich und teilweise richtig gute Ideen haben.
Ganz am Anfang, z. B. bei Dicke Kartoffeln habe ich noch mitgewurschtelt, aber im Laufe der Zeit hat sich einfach eine Arbeitsteilung ergeben. Da ich alles andere alleine mache, bleibt keine Zeit mehr fürs "Erfinden". Werde machmal darauf angesprochen, dass ich ja zu den wenigen Spielerfinderinnen gehören würde... muss dann aberimmer enttäuschen, dass das so nicht ist. Hatte auch den Vorschlag gemacht, dass nur Frank auf der Schachtel unserer Spiele steht, aber das wollte er auch nicht. Ich denke ich wäre wohl nicht in der Lage alleine ein Spiel zu erfinden. Der Spielerfinder bei uns ist also eindeutig Frank. Ich übernehme nur das Meckern, entscheide manchmal "wann" ein Spiel fertig ist, und mache dann die Umsetzung.

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6. März

In einem Verlag fallen viele Aufgaben an (siehe auch Interview mit Bernd Brunnhofer). Welche Verlagsarbeiten fallen für dich bei Spiele von Doris und Frank an.

Meine Aufgaben kurz gesagt: ALLE !!

Einzige Einschränkung, wie schon in der Frage vorher beantwortet, das Spieleerfinden ist Franks Teil. Ansonsten fängt es bei mir an mit Testen des Spieles, manchmal Jahrelang... Ursuppe hat in der Entwicklung 7 Jahre gebraucht...

Dann beginne ich/wir zu überlegen, wie das Spiel umgesetzt wird: sowohl produktionstechnisch, inhaltlich als auch grafisch.Wenn die Produktion nach vielen Angeboten und Alternativen feststeht, wird gezeichnet. Zwischendurch geguckt, ob die Grafik auch funktioniert. Dann werden die Grafiken produktionsfertig gemacht, Filme ausbelichtet etc und neuerdings dann nur noch zu einer Firma geschickt, die dann das Spiel komplett fertig herstellt und die eingeschweißten Spiele an uns zurückschickt. Klingt so, als wenn das immer so ist, bei uns aber nicht.

Erst Zoff im Zoo und Urland wird so produziert. Alle anderen Spiele werden bei uns konfektioniert. D.h. alle Teile eines Spieles werden einzeln direkt an uns geschickt, (fast jedes Teil von einem anderen Hersteller) und wir basteln dann das Spiel. Bei Ursuppe heißt das, dass wir riesige Beutel mit Holzsteinen bekommen, die wir dann selber abzählen und eintüten. Z.B je 55 Holzwürfelchen in 5 Farben - das dauert viele Fernsehabende, oder manchmal auch Packsessions mit vielen Freunden, die vorher mit Kuchen zu uns gelockt wurden.
Auch Spielkarten müssen manchmal auseinandersortiert werden, wenn aus Kostengründen 2 Spiele in einem Bogen gedruckt worden sind. Hat man alles sortiert, muss man das komplette Spiel zusammenstellen. Das belegt das komplette Wohnzimmer für diverse Wochenenden und man simuliert eine Art Fließband. Meist ist das Wohnzimmer dann immer noch eine Weile voll, bis eine Teil abverkauft ist.

Das ist mein nächster Job. Das Spiel vertreiben, zur Messe gehen, Journalisten und Händler betreuen etc. Dazu kommt natürlich der Versand, Päckchen packen, Rechnungen schreiben, zur Post schleppen (Pakete packen und zur Post bringen macht zum Glück zu einem großen Teil mein Vater, wie auch viele Steinchen sortiern - wäre sonst unmöglich zu schaffen).

Zum Schluß noch die komplette Buchhaltung.

Hab ich was vergessen? Wenn ja, dann geht einfach davon aus, dass ich dies auch mache.

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7. März

Der Igel ist nicht nur das Symbol für "Spiele von Doris und Frank", sondern auf etlichen von dir gestalteten Spielen findet man ihn. Wie kam der Igel zu dieser Funktion? Hast du eine besondere Verbindung zu diesen Tieren?

Das mit dem Igel hat keinen tiefschürfenden Hintergrund. Wir haben für unser erstes Spiel (Eselsrennen) einfach ein Logo gebraucht und da wir das ganze für eine Eintagsfliege gehalten haben, haben wir uns kein großartiges Firmenerscheinungsbild überlegt. Deswegen auch der einfallsreiche Name "Spiele von Doris und Frank".

Als das mit dem Logo akut war, lagen irgendwo von Frank! ein paar Krakelskizzen einer einfachen Maus rum. Irgendwie hat diese Maus Stacheln von mir bekommen und fertig war der Igel. Inzwischen bin ich allerdings zahlender Unterstützer einer Igel-Vereinigung zum Schutz von Igeln, freu mich auch, wenn mal ein Igel durch unseren Garten rennt, aber ansonsten besteht kein besonderes Verhältnis.

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8. März

Schaust du dir Spiele anderer Grafiker bzgl. der Gestaltung an? Gibt es ein Spiel eines anderen Grafikers, das du wegen der Thematik auch sehr gern bearbeitet hättest?

Ich ziehe jetzt weniger ein Spiel aus dem Regal um mir auschließlich die Grafik anzugucken. Durch das Spielen betrachte ich zwangsläufig die Grafik und wohl schon mit anderen Augen als ein Nichtgrafiker. Ich sehe mir schon bewußt an, wie irgendwelche technischen Problemem auf dem Spielbrett gelöst sind, überlege, ob es besser gehen würde etc. Immer wenn ein Spiel in meinen Augen schlecht gestaltet und umgesetzt wurde, das Spiel aber sehr gut ist, wünschte ich manchmal ich hätte es machen dürfen...

Auch bestimmte Themen, wie mit Drachen oder ein historisches Thema, das besonders interessant ist, reizen mich und ich verspüre manchmal den Wunsch, dass ich das gerne gemacht hätte. Ein konkretes Beispiel fällt mir aber jetzt nicht ein. Bei manchen Themen muss man auch tatsächlich mal kämpfen, dass man es machen darf: Als Grünspan/Abacus das Andromeda machen wollte, wollte man mir nur ungern den Auftrag geben, da man nicht glaubte, das ich ein SF-Thema mit Raumschiffen etc. überhaupt zeichnen könnte. Da ich aber großer SF-Fan bin wollte ich diese seltene Gelegenheit, dass es mal ein SF-Spiel gibt nicht verstreichen lassen und habe mich "aufgedrängt".

Es hat dann auch geklappt und inzwischen weiß man, dass ich das neben Hühnern und Rittern auch kann.

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9. März

Was bedeutet es dir, wenn ein von dir gestaltetes Spiel mit einerAuszeichnung bedacht wird? Wie siehst du deinen Anteil daran?

Prinzipiell ist es sowieso eine tolle Sache, wenn die eigene Grafik auf ein so beständiges Produkt wie ein Spiel verwendet wird. D.h. man hat jahrelang etwas davon. Im Gegensatz z. B. zu Supermarktwerbung, die kurz zu sehen ist und dann verschwindet, als hätte man nie was gemacht. (Dafür ist allerdings die Werbegrafik meist viel besser bezahlt als der Bereich der Illustration, aber man kann nicht alles haben, es ist dafür befriedigender)

Bekommt das Spiel eine Auszeichnung ist das schon auch für mich eine Art Bestätigung, dass ich meinen Job wohl nicht ganz schlecht gemacht habe. Mein Anteil an so einem Preis ist wohl schwer einzuschätzen:
Grundsätzlich nützt die schönste Grafik nix, wenn das Spiel selbst nichts taugt, also das Spiel muss es in jedem Fall wert sein die Auszeichnung zu bekommen. Es haben ja auch schon Spiele Auszeichnungen bekommen, bei denen die Grafik nicht so umwerfend war, aber wenigstens nicht "gestört" hat. Eine Grafik, die das Spiel unspielbar macht, hat dann einen sehr großen Anteil daran, dass das Spiel keine Auszeichnung bekommt. Wenn z.B. bei einer Spiel des Jahres Entscheidung 2 Kandidaten Kopf an Kopf liegen, dann kann ich mir durchaus vorstellen, dass die bessere Grafik den Ausschlag gibt. Dann könnte ich mir einen größeren Anteil aufdie Fahnen schreiben.

Aber z.B. ein Spiel wie Carcassonne wäre eventuell auch mit einfachererGrafik Spiel des Jahres geworden... glaube ich. Also ist hier meinAnteil eher gering. Wiederum kann man meistens sowieso schwer beurteilen, was ein Spiel "gut" macht. Es gibt auch Spiele, die leben mehr von der Spielstimmung, als von einer tollen Mechanik oder Spielprinzip. Bei diesen ist dieGrafik natürlich wieder sehr viel wichtiger, da Grafik und Austattung vielleicht sogar der größere Stimmungsträger sind. Das ganze ist alsoschwer zu beurteilen und müßte sowieso immer Spiel für Spiel betrachtet werden.

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10. März

Was möchtest du unseren Leser noch mitteilen oder welche Frage möchtest du uns stellen?

Ich hab wohl noch nie soviel Fragen zu meiner Person und Arbeit beantwortet, sodass mir beim besten Willen nichts mehr einfällt, was ich noch erzählen müßte und kann diese "Frage" kurz halten. Da ich nicht weiß, was noch privat an Fragen demnächst auf mich zukommt, im Zusammenhang mit diesem Interview, möchte ich kurz vorwarnen, dass diese eventuell völlig untergehen werden, da ich mich - aus inzwischen wohl bekannten Gründen - eine Weile aus der Grafik- und Spielwelt zurückziehen werde. Ich werde nur noch wenig Zeit an Schreibtisch und Computer verbringen, nur noch das allernötigste erledigen und somit könnten Mails auf meinem Rechner vergammeln.

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