Der Bericht über das Göttinger Spieleautorentreffen ist dieses Mal weniger ein Bericht über die Veranstaltung als über uns, wie wir uns auf das Treffen vorbereitet haben und wie es für uns persönlich abgelaufen ist. Zum Abschluss präsentieren wir noch einen kurzen Extrakt für andere Spieleautoren.
Wir fahren jetzt schon seit über 10 Jahren nach Göttingen. Dieses Jahr war es lange Zeit fraglich, weil wir keine neuen Spiele zum präsentieren hatten. Natürlich kann jeder Spieleautor auch mit bereits bekannten Spielen nach Göttingen kommen, doch uns erschien es dieses Jahr wenig reizvoll. Bis kurz vor Ostern blieb es auch so, doch dann begannen wir wieder damit, neue Spiele zu entwickeln. Zu Beginn waren es zwei Spiele. Das eine war ein Tauschspiel, das andere ein Spiel mit einem Konzept für einen variabel zu gestalteten Spielplan. Wir nahmen sie mit nach Oberhof. Dort bekamen wir wertvolle Tipps für das Tauschspiel, während es für das andere Spiel nur eine Partie gab. Nach Oberhof überarbeiteten wir das Tauschspiel, das mit der Überarbeitung zu einem Sammelspiel geworden war. Gleichzeitig erfuhren wir in Oberhof von einem dort anwesenden Spieleredakteur, welche Spiele er sucht. Wir hatten solche Spiele, jedoch nur für uns und nicht als präsentierfähige Prototypen. Mit dem neuen Wissen begannen wir, diese halbfertigen Spiele wieder hervorzuholen und zu spielen.
Im Laufe der Zeit spielten wir sie auch mit anderen, überwiegend in unseren Spielegruppen. So erfuhren wir, welche Spiele sehr gut, gut und welche weniger gut ankamen. Zu den Spielen, die gern gespielt wurden, erstellten wir nun endlich Regeln, denn einige der Spiele hatten seit über vier Jahren keine bekommen - wir kannten sie ja. Mitte Mai entschieden wir: Wir fahren wieder nach Göttingen.
Damit beginnen unsere Überlegungen, welches Spiel für welchen Verlag geeignet ist. Die Programme kennen wir durch unsere Rezensionen gut. So boten wir ein Spiel direkt an und bekamen prompt eine Absage. Wir überlegten kurz: Die gerade veröffentlichten Spiele sind die Entscheidung der Vergangenheit, über die zukünftigen Planungen wissen wir wenig. Wir entschieden, dass wir viele Redakteure kontaktieren und uns dann ein Bild vor deren aktueller Situation geben lassen wollen. Bei der Vielfalt unsere Spiele können und wollen wir nicht jedem alles vorstellen. Wir schrieben daraufhin die Redakteure an, vereinbarten Termine oder einfach nur ein Treffen. Manche Redakteure fragten nach einem kurzen Steckbrief unserer Spielen. Die erstellten wir so zwischendurch und übersetzten sie auch ins Englische - die Spielewelt ist global.
All unseren Spielen war eines gemeinsam: Sie hatten eine kurze Spieldauer. Das längste dauerte eine halbe Stunde. So konnten wir leicht viele Partien spielen. Nachdem die meisten Spiele durch die Regel nun zumindest vollständig waren, kamen die restlichen Dinge wie Schachtel und Kennzeichnung an die Reihe. In der Woche vor dem Göttinger Spieleautorentreffen schauten wir über unsere anderen "fertigen" Spiele. Wir entschieden hart und so wurden nur zwei der älteren Spiele wieder hervorgeholt. Am Donnerstag vor dem Treffen, es war Himmelfahrt, kam der Abschlusstest. Mit einem befreundeten Paar spielten wir alle Spiele nacheinander durch. Als Folge wurde eines der beiden älteren Spiele wieder in den Keller verbannt. An einem anderen Spiel wurde noch eine Feinjustierung durchgeführt. Am Freitag wurden dann noch letzten Fehler ausgebügelt, so waren Rückseiten durch Flecken kenntlich und auch so manche Regelformulierung schräg.
Die Stadthalle wird um 9 Uhrgeöffnet. So fahren wir gegen halb Sieben los und sind auch kurz vor Neun da. Das Wetter ist warm, weswegen wir uns in den Innenraum verziehen. Dort stehen Doppeltische. Beim Aufbau belegen wir zwei Tische, wohlwissend, dass wir bald einen räumen müssen. Wir bauen drei unserer Spiele auf. Ein Spiel davon spielt in der High Society und so haben wir Sektgläser und alkoholfreien Sekt als Gimmick mitgebracht.
Die ersten, informellen Gespräche finden statt. Um ca. 11 Uhr treffen zwei Redakteure A1 und A2 (wir kürzen alle Redakteure mit einem Buchstaben ab, Redakteure desselben Verlags kennzeichnen wir mit Zahlen dahinter) ein. Wir zeigen ihnen das High Society Spiel. Es besteht Interesse, eine Regel wird mitgenommen. Dazu bekommen wir die Information, dass A1 mit Z (nicht anwesend) gesprochen hat und eventuell Interesse an einem Spiel bestände, das derzeit bei Z ist. Auch das wird geklärt.
Bevor der nächste Redakteur kommt, stellt sich ein Autor vor. Er ist ein Kollegen von Wolfgang aus den 80iger Jahren. Leider ist die Erinnerung nicht mehr ganz so groß, genauer: Sie war fast komplett weg.
Dann kommt B zum vereinbarten Termin. Wir spielen das High Society Spiel an: Erst eine von drei Runden, dann durch. Am Spiel besteht Interesse, es soll kurz vor Ende des Treffens abgeholt werden. Wir packen es gleich ein, denn die beiden Verlage, die oben auf unserer Liste standen, kennen es.
Weiter geht's. Redakteur C schaut sich gleich drei Spiele an, alles die ganz kurzen. Eines wird mitgenommen, dazu zwei Regeln und viel wichtiger: Ein nettes Gespräch mit viel Informationsaustauch. Redakteur D ist uns gut bekannt. Wir zeigen ihm das für ihn vorgesehene Toppspiel. Es wird mitgenommen. Dann fragen wir für ein weiteres Spiel - es ist das eine ältere, was die Selektion überstanden hat. Auch hier ein Erfolg.
Langsam fragen wir uns, wie das weiter geht und was wir an Spielen noch für die folgenden Redakteure haben. Bei Redakteur E hören wir genau zu und so wird auch das Gespräch zum Erfolg. Dann kommt ein ebenfalls wichtiges Gespräch, obwohl wir kein Spiel mitgeben können. Wir haben unser Spiel mit variablem Spielplan dabei. Es ist das einzige Spiel, das immer noch ein Prototyp ist. Auch dazu bekommen wir Informationen und so können wir es zielgerichteter weiterentwickeln. Statt wie abgesprochen kommt vom nächsten Verlag statt Redakteur G1 der Redakteur G2. Das ist die Entscheidung des Verlags und G2 ist genauso gut, weil wir beide gut kennen. Wenn es einmal läuft, läuft es gut, so auch hier. Zum Abschluss Redakteur H. Zunächst bekommen wir die Anmerkung, dass unser Tisch ja immer besetzt sei. Ja, das war er! Auch hier bleibt es beim Informationsaustausch. Solche Gespräche sind sehr wichtig und wertvoll, weil man damit Einsicht in die zukünftigen Planungen des Verlags bekommt.
Am Ende wird der High Society Prototyp nicht abgeholt. Der Redakteur möchte nicht direkt ins Hotel und den Prototypen daher lieber zugeschickt bekommen. Macht keinen Unterschied, und die Zusendung ist inzwischen erfolgt. Unser persönliches Fazit: Nie war Göttingen so erfolgreich: Sechs Spiele wurden mitgenommen oder durften zugeschickt werden, von anderen Verlagen viel Interessantes und Informatives gehört und zum Abschluss wie jedes Jahr gut im Nudelhaus gegessen.
Auch wir lernen immer wieder dazu. Dieses Mal war Göttingen so erfolgreich für uns wie noch nie. Deshalb möchten wir gerne anderen Spieleautoren Tipps geben, wie sie Göttingen erfolgreich gestalten: