Experimentierkästen gibt es schon lange bei Kosmos, ich selbst hatte als Kind einen Chemiekasten. Damals war es noch etwas Besonderes, sich als Mädchen für Naturwissenschaften zu interessieren, denn diese waren Jungensachen. In dieser Beziehung hat sich einiges geändert, aber in meinen Augen noch nicht genug. Doch es wird daran gearbeitet.
Der Kosmos-Verlag stellte auf der Spielwarenmesse eine neue Reihe von Experimentierkästen vor: Peppermint und …
Peppermint ist ein 11-jähriges Mädchen, das verschiedene Abenteuer erlebt. Mit diesen Produkten sollen Mädchen an den MINT- Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) herangeführt werden.
Ein Kasten aus dieser Reihe wurde von der Spielwarenmesse mit dem "Toy Award 2018" ausgezeichnet. Peppermint und das Baumhaus-Abenteuer. Mit diesem habe ich mich näher beschäftigt.
Die Anleitung enthält eine Geschichte, in der erzählt wird, was Peppermint beim Besuch ihrer Tante im Dschungel erlebt. Parallel dazu werden die Gegenstände zusammengebaut.
Zuerst ist das Baumhaus, d. h. die Bäume, in denen ihre Tante lebt und ihr Haus errichtet hat, an der Reihe: Holzteile werden aus einer Sperrholzplatte gedrückt und nach Anleitung ineinandergesteckt.
Das Haus im Baum wird mit Strickleitern erreicht.
Diese müssen geknotet werden. Das Besondere am einer der beiden ist, dass sie zum einen fest ist, zum anderen durch eine Schnur, um die die Trägerknoten der einzelnen Stufen geknotet werden, zusammengezogen werden kann.
Das Gepäck wird mit einem Flaschenzug hochgezogen Auch dieser muss jetzt konstruiert werden.
So wechseln sich Geschichte und Bauaktion immer wieder ab.
Den Höhepunkt bildet dann der Einbruch der Dämmerung. Hier wird mit LEDs, die auf leitende Schnüre gehängt werden, für die Beleuchtung des Baumhauses gesorgt.
Ich habe das Baumhaus mit meiner Enkelin, die die zweite Klasse besucht, "durchgespielt". Wir waren begeistert:
Die Holzteile sind so gut gearbeitet, dass das beiliegende Schmirgelpapier nicht notwendig war. Auch der bereitgelegte Holzleim war überflüssig. Alles passte ohne Korrekturen. Die Bohrungen für die einzusetzenden Getriebeteile und andere Kleinteile waren perfekt.
Wir haben gemeinsam die Geschichte gelesen, und dann nach Anleitung die weiteren Bauteile gebaut.
Die Anleitungen waren teilweise recht ungenau und die Abbildungen zu klein, so mussten wir gelegentlich probieren und Gebautes wieder auseinandernehmen. Das ist nun mal in den Mint-Fächern so. Programme laufen nicht immer sofort, physikalische und chemische Experimente gelingen nicht unbedingt auf Anhieb. Man muss die Fehler suchen, und freut sich, wenn endlich alles funktioniert.
Für Sophia und mich war es ein wunderbares Erlebnis, das Baumhaus zu errichten, und mit technischen Raffinessen zu versehen. Sie verstand nicht den gesamten wissenschaftlichen Hintergrund, probierte aber mit Begeisterung die verschiedenen Mechaniken aus. Zwischen den einzelnen Experimenten bzw. Baufortschritten machten wir große Pausen, zum Teil mehrere Tage. Mir wurde berichtet, dass sie sich auch in den Zeiten zwischendurch viel mit dem Haus beschäftigte.
Eine kleine Geschichte dazu: Das Haus war fertig, die LED-Beleuchtung angebracht und getestet. Nach dem Abendessen ging sie wieder nach oben, um weiterzuspielen. Schnell kam sie ganz verzweifelt wieder nach unten. Die Beleuchtung funktionierte nicht mehr.
Batterie war neu, Schalter an, LEDs richtig in die Schnüre eingehängt. Tja…
Die leitenden Schnüre waren etwas zu lang geraten, und berührten sich. Als ich sie trennte, brannten das Licht wieder. Anschaulicher kann man keinen Kurzschluss erklären.
Ich wünsche jedem, der bereit ist, sich mit einem Kind zusammen ins Baumhaus-Abenteuer zu stürzen, das gleiche Erlebnis, das ich hatte. Es war beeindruckend, die Neugier und Begeisterung des Kindes zu erleben.
In der Anleitung wird deutlich darauf hingewiesen, dass das Baumhaus erst für Kinder ab acht Jahren geeignet ist und das je nach Entwicklungsstufe Hilfe eines Erwachsenen notwendig ist.
Achtjährige sollte man auf jeden Fall komplett begleiten. Die Geschichten sind für die Jüngsten etwas anspruchsvoll geschrieben. Stellenweise musste ich etwas erklären, damit die Ereignisse am Baumhaus verstanden wurden.
Im Herbst wurde der Kasten auch für "Das goldene Schaukelpferd 2018" in der Kategorie "Spiel und Technik" nominiert. Dies hat er in meinen Augen mehr als verdient.
Ich kann das Baumhaus-Abenteuer sicher empfehlen, wenn das Kind während der Experimente betreut wird.(bd)
Kleiner Hinweis: Lest die komplette Anleitung bevor ihr anfangt, denn zusätzlich werden Lineal. Schere, Buntstifte, Bastelkleber, Holzleim, Klebefilm, Münzen, Packpapier und zwei AA (Mignon) Batterien benötigt. Vor allem die Batterien sind wichtig, wenn das Baumhaus verschenkt werden soll. |