Die Arbeitsbedingungen sind schlecht: 70 Stunden-Woche, geringe Bezahlung, die für Frauen noch niedriger ausfällt, kein Urlaub und viel Stress. Die Zeit nach der Arbeit wird dringend für die Erholung gebraucht, vielleicht das ein oder andere Bierchen oder einfach mal ausschlafen. Ein wenig Entspannung lässt sich auch beim Angeln oder Joggen finden.
Das ist die Ausgangssituation eines jeden Spielers bei Feierabend. Der Erholungswert ist auch schon im Minus. Einzig ein wenig Rückendeckung durch die Gewerkschaft verspricht Besserung, Bei Feierabend handelt es sich um ein Worker-Placement-Spiel, bei dem die Spieler je nach Startposition fünf bis sieben Arbeiter führen. Die Möglichkeiten spiegeln das oben Beschriebene wieder.
Bier kostet Geld, Angeln und Joggen ist kostenlos. Alles bringt Erholung. Wer Geld braucht, kann den Abend hinter der Theke verbringen und das Bier für seine Freunde ausschenken. Im Gegensatz zu allen anderen Aktivitäten bietet die Kneipe unbeschränkt Platz für Arbeiter. Sind die Arbeiter alle unterwegs, müssen sie wieder in die Fabrik. Das bedeutet Stress, also sinkt die Erholung. Der Vorteil: Die Gewerkschaft bekommt es mit und gibt mehr Unterstützung. Der Spieler entfernt seine Arbeiter von den Plätzen . Die guten werden, weil die Spieler durch die verschiedene Anzahl von Arbeitern andere Rhythmen haben, meist schnell wieder besetzt.
Mit der Gewerkschaft sind wir bei der großen Stützte der Arbeiter: Sie kämpft für höhere Löhne, mehr Urlaub, Gleichberechtigung und kürzer Arbeitszeit. Letzteres bedeutet dann weniger Stress. Jede Verbesserung ist mit Streikmarken zu bezahlen, die es immer dann gibt, wenn ein Spieler seine Arbeiter zurück in die Fabrik schicken muss oder die Gewerkschaft besucht.
Ein andere Sache ist die Liebe. Ein Partner ist bei vielen Aktivitäten das A und O. Zuerst ist ein Blind Date notwendig, das Geld kostet, ein wenig Erholung bringt und das gewünschte Liebchen. Mit ihm oder ihr gibt es weitere Möglichkeiten, an die begehrte Erholung zu bekommen, z. B. ein Motorradausflug oder ein Wochenende im Motel. Wer sich das Recht auf Urlaub erstreikt hat, kann zu zweit fahren. Das verdoppelt den Preis, verdoppelt aber auch die Erholung.
Mit 40 Erholungspunkten endet das Spiel – fast, denn jeder darf noch die aktuellen Arbeiter nutzen, um weitere Erholung zu bekommen. Dann geht es ein letztes Mal zurück in die Fabrik. Natürlich entscheidet die Menge an gewonnener Erholung über den Spielsieg.
Feierabend ist Worker-Placement- Spiel, dass sehr stark vom Thema lebt. Die einzelnen Aktionen sind Zahlenspielereien: Ich bekomme für meine Arbeiter Erholung, zahle eventuell Geld und muss dafür sorgen, bessere Arbeitsbedingungen zu bekommen. Daher sind die Aktionen zweckgerichtet und geben nicht das Gefühl wieder, sich in einer Story zu befinden.
Wir haben Feierabend zu zweit gespielt, dabei flott weg, sodass es keine Wartezeiten gab. Hinterher war das Gefühl gemischt und spiegelte den Widerspruch zwischen dem gut umgesetzten Thema und der Zahlenschieberei wider. Ansonsten blieben viele Fragen, die sich hoffentlich mit weiteren Spielen klären lassen. Uns erschien die Gewerkschaft sehr stark und ein absolutes Muss. In wie weit kann ich die Gewerkschaft vernachlässigen oder bin ich gezwungen, sie regelmäßig zu konsultieren? Zu zweit fragen wir uns, ob man mit zwei Partnern gleichwertig wie mit der Gewerkschaft startet. Auch das Spielende war für uns schwer einschätzbar. Es wirkte auf uns ungerecht, dass einige Spiele noch etliche Arbeiter einsetzen können, wenn für andere das Spiel bereits beendet ist. Und zuletzt wurde bei uns der Sondermarker für das Zwei-Personen-Spiel nicht genutzt. Dieser erlaubt es, in einem Zug zwei Arbeiter auf unterschiedliche Aktivitäten zu setzen. Dann wechselt dieses Recht auf den Mitspieler. Wie werden sehen, wie es mit dem Feierabend weitergeht.
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Friedemann Friese | 2F | 1 - 6 Spieler | ab 12 Jahre | ca. 55 Minuten | Maura Kalusky |