Als ich von dem Spiel hörte, war ich sofort Feuer und Flamme, denn ich habe die ersten 24 Lebensjahre in Findorff gewohnt.
Die Vorstellung, die Entstehung meines Heimatstadtteils nachzuspielen, war für mich reizvoll. Im dritten und vierten Schuljahr haben wir die Geschichte Bremens durchgenommen. In der Stadtteilkunde lernte ich die Bedeutung des Torfs für Findorff, seine Gewinnung und seinen Transport kennen. Die Eisenbahn, die zweite Säule in der Entstehung Findorffs, ist allgegenwärtig. Drei Seiten Findorffs sind von der Bahnlinie nach Hamburg begrenzt, die vierte durch Bürgerpark und Bürgerweide.
Bis 16 wohnte ich in der Kasseler Straße in einem achtstöckigen Haus, damals Hochhaus genannt. Danach zogen wir um. Das Haus zwischen den Gebäuden 06, 09 und 11 markiert den neuen Platz sehr gut, weswegen ich mein erstes Haus im Spiel immer dort platziere. Es ist mein Elternhaus, denn meine Eltern lebten dort über 35 Jahre.
Nicht alle Gebäude aus dem Spiel existieren mehr. Manche haben ihre Funktion geändert. Als dem Parkhaus (10) wurde das Parkhotel. Der Schlachthof (08) wurde zum Kulturzentrum, in dem ich unter anderem die damals bekannte Jazzsängerin und -pianisten Chi Coltrane gesehen habe.
Zur Kuhsiel-Schleuse gehört auch ein Bauernhaus mit Gastronomie. Ich bin dort manches Mal zusammen mit meiner Mutter gewesen. Die Strecke fährt sich prima mit Fahrrad, weil dort kein Autoverkehr zugelassen ist. In der Schule an der Regensburger Straße (21) hatte ich Musikunterricht. Und auch die Schule an der Nürnberger Straße (22) existiert noch.
Die Spedition Neukirch gibt es noch. Ich habe nach ihr gesurft. Die Straße am Torfhafen ist nach ihr benannt. Der Torfhafen wurde zurückgebaut und ist heute eine kleine Anlegestelle für Boote. Auf dem restlichen Grundstück findet der Wochenmarkt statt und steht die Martin-Luther-Kirche. Ich gehörte zu der Gemeinde und ging auch in dessen Kindergarten. Der Wochenmarkt ist der zweitgrößte Bremens. Er ist so beliebt, dass viele von außerhalb Findorffs kommen. Im Alter von 16 bis ich aus Bremen wegzog, habe auch ich dort regelmäßig eingekauft.
Ich könnte noch lange von Findorff schwärmen. Es ist der Stadtteil meiner Kindheit, meiner Jugend- und Studentenzeit. An ihm hängen viele Erinnerung. Wenn ich das Findorff spiele, fällt kommt mir immer wieder eine andere Geschichte in den Kopf.
Ich mag das Spiel Findorff nicht nur wegen des spielerischen Erlebnisses. Für mich hängen daran viele, viele Erinnerung. Herzlichen Dank, Friedemann, dass du zu "meinem" Stadtteil ein Spiel gemacht hast. (wd)
Zur Rezension des Spiels Findorff (2F)