Eigentlich ist das Spiel ganz einfach. Auf einem quadratischen Spielfeld von 19 Feldern wird jedem Spieler zwei gegenüberliegende Seiten zugeordnet. Dann gibt es Spielsteine, die Verbindungslinien aufweisen. Jeder Anschluß an eine eigene Spielfeldseite zählt einen Punkt, drei markierte Felder ausgenommen: sie zählen zwei Punkte. Am Ende - das Eintritt, wenn ein Stein nicht angelegt werden kann - zählt jeder Spieler getrennt die Punkte an seinen beiden Seiten, multipliziert die beiden Ergebnisse und wer das höhere Ergebnis hat, gewinnt.
Halt, so einfach ist das ganze nun nicht. Da ist einmal die Form der Spielsteine und deren Verbindungslinien. Jeder Spielstein deckt 3 Quadrate des Spielfeldes ab. Dazu enthält er Linien, die drei Stellen der acht möglichen Anschlußstellen des Steins verbinden. Jede Möglichkeit - das sind 28 - ist im Spiel viermal enthalten. Steine, die drei verschiedene Seiten verbinden, sind auf der Rückseite mit kleinen runden Einkerbungen versehen.
Zunächst haben wir ein leeres Spielfeld vor uns und die 112 Steine sind zu einer Quader gestapelt. In jedem Zug stehen zwei Steine zur Auswahl. Jeweils der oberste Stein der beiden vordersten Stapel. Durch die runden Einkerbungen wird das Zufallselement ein wenig reduziert, denn der Spieler kann oftmals entscheiden, ob sein Stein die Ausgänge an drei oder an weniger Seiten haben soll. Im ersten Zug muß der Stein das zentrale Feld abdecken. Danach muß jeder weitere Stein so angelegt werden, daß mindestens eine Linie fortgesetzt wird. Gleichzeitig darf aber keine Linie blockiert werden. Am Spielfeldrand ist es erlaubt, sowohl Linie als auch Nichtlinie anzulegen. Da es dafür aber ja die Punkte gibt, hat jeder Spieler seine genauen Vorstellungen, was da am Rand so anschließen sollte...
Um Ta Yü herum wird in der Regel eine kleine Geschichte aus der chinesischen Kultur erzählt, die den Titel erklärt und besagt, daß die Linien eigentlich Kanäle sind. Das Spiel an sich ist abstrakt und benötigt die Geschichte nicht, die aber aufgrund ihrer Kürze auch nicht störend ist. Die Abstraktheit wird durch das sehr schöne Material unterstützt. Der Plan ist in tiefen Blau gehalten, die Feldeinteilung und die Anschlußstellen für zwei Punkte in hellblau. Verziert wird das Spielfeld außen mit chinesischen Drachenmotiven in Gold. Die Steine sind aus dem Material, aus dem auch Mah Yongg Steine gefertigt werden. Sie sind weiß und enthalten die blauen Kanäle. Die Verwendung von nur wenigen Farbtönen sowie das Material der Steine geben dem Spiel seine eigene Ästhetik, die den Begriff der Spiele-Galerie vollauf rechtfertigen.
Aber nicht nur das Material überzeugt, sondern auch das Spiel selbst. Da sind zunächst die einfachen Regeln, die zunächst ein wenig an den Klassiker Twixt erinnern. Bereits nach dem ersten Spiel aber weiß man, daß Ta Yü nur das Verbinden gegenüberliegender Seiten und die Kürze der Regeln damit gemeinsam hat. Dann kommt der eigentliche Clou: die Konstruktion der Steine: sie bietet so vielfältige Anlegemöglichkeiten, daß er genügend Einflußmöglichkeiten gibt, obwohl immer ein bestimmter Stein gelegt werden muß. Und das Spiel bleibt spannend bis zum letzten Stein: manchmal scheinen ganze Gebiete schon abgeschnitten, aber aus einer einzigen Anlegestelle können noch reichlich Punkte entstehen.
Blieben noch die Varianten für 3 und 4 Spieler. Bei 3 Spielern gibt es einen Störenfried. Diese Rolle wird zu Beginn versteigert. Der Spieler, der das niedrigste Gebot abgibt, bekommt die Rolle. Er gewinnt, wenn beide anderen Spieler das Gebot mit ihren Punkten nicht erreichen. Beim 4-Personen-Spiel werden 2 Paare gebildet. Diese Variante ist besonders dann zu empfehlen, wenn die Spieler unterschiedlich stark sind. Dann wird der stärkste mit dem Schwächsten gepaart und die Paare sind in etwa gleich stark.
So bietet Ta Yü für jeden etwas: dem Freund abstrakter Spiele, der Familie, dem Ästheten, dem Gelegenheitsspieler wie dem Vielspieler; nur dem Miesmacher fällt es schwer, etwas an Ta Yü zu finden. (wd)
Steckbrief Ta Yü |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Niek Neuwahl | Kosmos | 2 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | 30 - 45 Minuten | Thilo Rick, Anke Pohl |