Eigentlich sollte dies eine ganz normale Rezension über ein gutes Spiel werden. Eigentlich... denn Blitz und Donner ist zweifelsfrei ein gutes Spiel, aber nicht alles ist bei dem Spiel so, wie es sein sollte.
Wenden wir uns erst einmal dem Spiel zu und begeben uns in die griechische Mythologie. Ein Spieler übernimmt die Rolle von Zeus, dem obersten Gott, der andere Spieler die von Hera, Zeus Ehefrau. Diese beiden tragen ein Duell aus, das mit jeweils 43 Karten stattfindet. In den Karten befinden sich auch zwei Gefangene: Hera hat Io, Zeus Geliebte, gefangengenommen, entsprechend wacht Zeus über Argus. Vorrangiges Ziel von Zeus und Hera ist die Befreiung dieses Gefangenen.
Dazu bedienen sich Zeus und Hera einer ganzen Menge Gehilfen. Der Kampf ist ein Kampf der Geschlechter, stehen doch Zeus Männer von Helden über Zentauren bis hin zu Poseidon zur Verfügung während Hera sich mit Amazonen, Hydren bis zu Nemesis umgibt. Neutral hingegen sind einige mystische Kreaturen wie Pegasi und Gestalten wie Hades, der Herrscher der Unterwelt.
Das Spiel läuft auf einer kleinen Spielfläche ab, die nicht wirklich existiert, sondern durch die Karten gebildet wird. Zu Beginn erhalten Hera und Zeus je neun Karten. Ist der Gefangene darunter, darf er wieder eingemischt und eine neue Karte gezogen werden. Von diesen neun Karten legt jeder drei Karten verdeckt nebeneinander aus, so dass sich je eine Karte von Hera und eine von Zeus gegenüberliegen. Sie bilden den Anfang dreier senkrechter Reihen.
Danach beginnt Hera mit dem Spiel. Für jede Reihe, in der mindestens eine Karte liegt, bekommt man einen Aktionspunkt und für einen Aktionspunkt kann man eine von vier Aktionen ausführen.
So kann man für einen Aktionspunkt eine Karte nachziehen oder eine Karte auslegen. Beim Auslegen kann man die Position der neuen Karte frei bestimmen. Bisher lagen drei Karten waagerecht und die Reihen enthielten je eine Karte. Beim Auslegen kann man die Karte einfach an das Ende einer Reihe legen und hat dann in dieser Reihe zwei Karten liegen. Soll sie aber vorn liegen, so schiebt man einfach die andere Karte nach hinten und legt die Karte davor. Liegen zwei oder mehr Karten in einer Reihe, so darf man die Karte auch in die Mitte legen, in dem man nur einen Teil nach hinten schiebt und die Karte in die Mitte einfügt. Einzig die Grenze von vier Karten schränkt die Freiheiten hier ein.
Ab der zweiten Runde kann man dann den Gegner herausfordern. Dazu wird eine eigene Karte an vorderster Front und die gegenüberliegende Karte aufgedeckt. Die höhere Karte gewinnt, die niedrige kommt auf den Ablagestapel. Bei Gleichstand gehen beide dorthin. Dies simple System wird durch etliche Spezialkarte aufgelockert. So gibt es Medusen, die nicht herausfordern dürfen, dafür aber bei allen Angriffen außer von Helden und Amazonen den Gegener vernichten, und Pandora, die - wenn angegriffen - alle Karte einer Reihe auf den Ablagestapel bringt.
Als letzte Aktion können noch die mythische Fähigkeiten genutzt werden, z. B. lassen Sirenen Kämpfer auf die andere Seite wechseln und Hades bringt eine beliebige Karte vom Ablagestapel zurück. Wichtig sind vor allem die Pegasi, die nur eine geringe Kampfkraft haben, dafür aber die Handkarten attackieren können und auch gegnerische Kämpfer auskundschaften. Als letztes sei noch erwähnt., dass Zeus und Hera einmal im Spiel selbst in das Geschehen eingreifen. Ihr persönliches Engagement wird durch einen Götterstein an der Front markiert, diese Reihe ist vor Herausforderungen sicher. Außerdem erhält der Gott vier Aktionspunkte, unabhängig in wie vielen Reihen sich Karten befinden. Einzig das Ausspielen eines Pegasus durch den Gegenspieler beseitigt den Götterstein.
Das primäre Ziel des Spiels ist die Eroberung der Gefangenenkarte, man gewinnt aber auch, wenn der Gegenspieler keine Karten mehr ausliegen hat oder wenn er seine Aktionspunkte nicht mehr verbrauchen kann.
Bis hierhin ist alles noch normal, ein Spiel, eine kurze Beschreibung, eben wie in einer Rezension. Vor allem gefiel das Spiel durch einen schnellen Ablauf, durch Spannung - schon ab dem ersten Zug, durch die viefältigen Möglichkeiten und durch den geringen Verwaltungsaufwand. Eigentlich war alles schon längst klar für eine Rezension über ein gutes Spiel.
Doch dann kam die Erleuchtung, die in diesem Fall viel Schatten und wenig Licht in das Spiel brachte. Es gab eine Taktik, eine ausgesprochen defensive Taktik, die das Spiel aus dem Gleichgewicht brachte: wenn der Gegenspieler den Götterstein ins Spiel brachte, legte man in dieser Reihe seine Gefangenenkarte ab. Die Reihe war unangreifbar, die Karte sicher. Nun verzichtete man möglichst auf seine beiden anderen Reihen und wartete ab. Der Gegner, mit vier Aktionspunkten nun bestraft, konnte tun was er wollte, er verlor, weil er irgendwann seine Punkte nicht verbrauchen konnte. Damit wurde die eigentlich stärkste Karte zum größten Risiko und konnte kaum noch gespielt werden.
Wir haben nachgefragt und die Bestätigung erhalten, das diese taktische Möglichkeit korrekt ist, aber natürlich nicht gewollt. Bereinigt wurde die Situation durch eine Bekanntmachung von Wolfgang Lüdtke, seines Zeichens Teil von TM und mitverantwortlich für die Veröffentlichung von Blitz und Donner. So erfuhren wir, dass es in der amerikanischen Ausgabe möglich ist, für einen Aktionspunkt seinen eigenen Götterstein zu beseitigen. Nach Rücksprache mit dem Autor, Richard Borg, entschloss man sich für die deutsche Ausgabe zu einer anderen Regel: man darf mit einem Pegasus nicht nur den gegnerischen, sondern auch den eigenen Götterstein beseitigen. Mit diesem simplen Zusatz funktioniert das Spiel nun wieder. Zwar kann man immer noch versuchen, auf eine Reihe zu verzichten und so den Gegner dazu zwingen, mehr Aktionspunkte zu verbrauchen, aber das Risiko gab es schon immer und oft endet der Versuch mit einer eigenen leeren Auslage oder mit dem Verlust der Gefangenenkarte.
Jetzt haben wir wieder das gute Spiel, das wir schon aus den ersten Duellen zwischen Zeus und Hera kannten. Was bleibt, ist der Beigeschmack, dass ein einziger nicht vorhandener Satz in der Regel das Spiel fast unspielbar machte und wir können nur hoffen, das sich diese eine entscheidende Veränderung schnell herumspricht.
Wenn Du diese Zeilen liest, ist das Auf und Ab, das wir mit dem Spiel hatten, Vergangenheit. Du kennst die Lösung und kannst das Spiel damit spielen und es genießen. Vielleicht solange, bis ein kleines niedliches Pegasus dir Io aus deiner Hand zieht... (wd)
Antwort des Redaktuers Hallo Brigitte, hallo Wolfgang, eine Anmerkung zu eurer B&D-Rezension, die mir sonst ganz gut gefällt: Jay Tummelson von Rio Grande schien es aufgefallen zu sein und hat für die amerikanische Ausgabe "Hera & Zeus" diese Sonderregel in Abstimmung mit dem Autor eingeführt. Als ich Richard Borg nach eurer Mail und der Diskussion in den Newsgroup darauf angesprochen hatte, sagte er, er dachte, uns sei die Problematik bekannt gewesen. Er hat sich dann ebenfalls für den offziellen deutschen Vorschlag entschieden, dass man mit einem eigenen Pegasus einen eigenen Götterstein entfernen kann. Wie ihr seht, ist uns dieses Problem leider erst nach der Veröffentlichung - nicht zuletzt durch euch - bewusst geworden. Doch, wie ihr selbst schreibt, führt die neue Regelung nun dazu, dass man das Spiel wieder wie beabsichtigt und ohne diese unschöne Taktik spielt. Spiele GrüßeWolfgang |
Da haben wir das Posting aus Knuts Forum wohl ein wenig falsch interpretiert. Wir bitten um Entschuldigung. Wolfgang und Brigitte |
Steckbrief Blitz und Donner |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Richard Borg | Kosmos | 2 Spieler | ab 12 Jahre | ca. 40 Minuten | Franz Vohwinkel |