Doge

Wir befinden uns im Venedig des späten Mittelalters. Einflussreiche, alteingesessene Adelsfamilien bestimmen das politische Geschehens Venedigs. Gleichzeitig versuchen die Familien, durch Prunkbauten entlang des Canale Grande ihren Wohlstand zu demonstrieren um so ihr Anrecht auf das höchste politische Amt Venedigs, das des Dogen, anzumelden.

Jeder Spieler übernimmt die Rolle einer Adelsfamilie und versucht, schnellstmöglich Paläste entlang des Canale Grande zu errichten. Dazu ist Venedig in sechs Stadtviertel unterteilt. Die Adelsfamilie, die es schafft, als erstes in jedem Viertel einen Palast zu bauen, gewinnt. Alternativ gewinnt man auch, wenn man es schafft, in fünf Stadtvierteln sieben Paläste zu errichten oder in vier Vierteln sogar acht Paläste. Neben den Stadtvierteln gibt es noch den Dogenpalast, den Tagungsort der Quarantia, einem Beratungsgremium. Außerdem zeigt der Spielplan noch zwei Leisten für je sieben Karten, auf der die Auswertungsreihenfolge für die Stadtviertel angezeigt wird.

Paläste entlang des Canale GrandeEine Spielrunde unterteilt sich bei Doge in zwei Abschnitte. Im ersten nimmt jede Adelsfamilie Einfluss auf einige Stadtviertel bzw. auf die Quarantia. Nach der Einflussnahme werden die Mächtigkeiten der Adelsfamilien in den Stadtteilen verglichen, die beiden mächtigsten Adelsfamilien erhalten Häuser und kommen so dem Palastbau ein Stück näher.

Für die Einflussnahme erhält jede Adelsfamilie sieben Stimmarken in den Werten 0 bis 3 (0 einfach, alles andere doppelt) sowie Kärtchen mit den sieben Bereichen in Venedig. In Abhängigkeit der Spielerzahl werden nun einige Male die Stimmmarken verteilt. Dazu wählt jeder Spieler verdeckt eine Karte sowie ein bis vier Stimmmarken aus. Nachdem alle Spieler ihre Wahl getroffen haben, werden die Kärtchen aufgedeckt und die Stimmmarken verdeckt auf den entsprechenden Bereich in Venedig gelegt. Da das verwendete Kärtchen in der selben Runde nicht mehr zur Verfügung steht, ist ein Nachlegen nicht möglich.

Nachdem alle Stimmmarken platziert sind, kommt es zur Auswertung. Die Reihenfolge, in der die einzelnen Bereiche in Venedig ausgewertet werden, wird durch Karten bestimmt und ist den Spielern schon beim Setzen der Stimmmarken bekannt. Für die Auswertung werden alle Stimmmarken im entsprechenden Bereich aufgedeckt und ihre Werte pro Spieler addiert. In späteren Runden können noch Berater hinzukommen, die jeweils als eine weitere Stimme zählen. Derjenige mit den meisten Stimmen darf in dem Viertel darf dort zwei seiner Häuser platzieren, der Zweitplatzierte darf noch ein Haus setzen. Häuser sind die Grundlage, um später in einem Stadtviertel einen Palast zu bauen. Hierzu werden die Häuser gegen den Palast getauscht. Der erste Palast in einem Viertel wird für drei Häuser errichtet, jeder weitere Palast kostet ein Haus mehr als sein Vorgänger. In einem Viertel können bis zu fünf Paläste gebaut werden, wobei der letzte dann schon den stolzen Preis von sieben Häusern hat. Der Gewinner in einem Stadtviertel bekommt aber nicht nur die Häuser, sondern er bekommt auch noch ein Sonderrecht, das entweder aus einem Berater oder aus dem Verschieben eines Hauses besteht; ein Haus kann entweder in das aktuelle Stadtviertel hinein oder von dort weg verschoben werden. Entscheidet er sich für den Berater, so nimmt er ihn, markiert ihn in seiner Farbe und stellt ihn in einen anderen Bereich.

Die Auswertung in der Quarantia geschieht genau so wie in den Vierteln, doch erhält man dort keine Häuser. Statt dessen erhält der Sieger zwei Berater, der Zweite erhält einen. Auch hier kann man anstelle eines Beraters ein Haus versetzen, und hier sogar beliebig zwischen den Stadtvierteln.

Für die Berater kommt nun der Wertungsreihenfolge eine besondere Bedeutung zu, denn bei der nächsten Auswertung des Viertels wird der Berater erneut vergeben. Deshalb gibt es die beiden Leisten, auf der zu jeder Zeit die nächsten sieben Viertel, die gewertet werden, zu sehen sind. Um dies zu erreichen, wird nach der Auswertung eines Viertel die nächste Karte aufgedeckt und zeigt ein weiteres Stück der Reihenfolge im nächsten Durchgang. So kann man erkennen, ob ein Berater in einem Viertel überhaupt zum Zuge kommt, oder ob er vorher erneut vergeben wird. Besonders günstig ist es natürlich, wenn ein Berater zweimal seine Stimme abgibt, bevor der Einfluss auf ihn neu bestimmt wird.

Spielende - Grün gewinnt!

Doge ist eine Spiel, bei dem der Spieler erst nach und nach lernt, wie er mit seinen Stimmarken umzugehen hat, welche Bedeutung die Wertungsreihenfolge hat, wie mächtig die Berater sind und wann es sinnvoll ist, anstelle eines Beraters lieber ein Haus zu versetzen. Im ersten Spiel ist der ungewöhnlich Mechanismus, mit dem die Reihenfolge der Auswertungen bestimmt werden, nicht verinnerlicht und so werden Stimmmarken und Berater leicht in Bereiche entsendet, in denen sie ihre Qualitäten nicht ausspielen können. Hinzu kommen für deutschsprachige Spieler Schwierigkeiten sich die Namen der Stadtviertel zu merken bzw. deren Symbole eindeutig zuordnen zu können.

Karte von CastelloMit weiteren Spielen verschwinden sowohl die Probleme mit den Vierteln und ihrer Benennung als auch die Unwissenheit. Nun ist der Wert der Berater und der Hausverschiebungen bekannt und kann taktisch genutzt werden. Die Auswertungsreihenfolge wird nun leicht überblickt, die Berater können gezielt ihre Tätigkeit aufnehmen und jetzt bekommt auch die Quarantia ihren Wert, der zunächst leicht unter- aber auch manchmal überschätzt worden ist.

Nach mehreren Spielen ist der eigentlich sehr leicht zu verstehende und logisch aufgebaute Ablauf des Spieles klar und die Vielfalt der taktischen Möglichkeiten eröffnet sich. Dabei zeichnet sich Doge dadurch aus, dass es ein sehr konstruktives Spiel ist. Das Spielziel lässt sich nur erreichen, in dem ein Spieler den Bau seiner Paläste vorantreibt. Dabei ist einmal erreichtes sicher, denn es gibt keine Möglichkeit, Häuser und Paläste wieder vom Spielplan zu entfernen. Dennoch enthält Doge genügend Möglichkeiten, die Mitspieler zu behindern und zu ärgern; sei es, in dem man Stimmmarken in von anderen begehrte Stadtteile platziert, Berater dorthin entsendet oder durch schnellen Palastbau die Preis in die Höhe treibt.

So bietet Doge eine gelungene Mischung aus Bluff, Glück und Taktik und es bleibt zu hoffen, dass die Spieler es genügend oft auf den Spieltisch bringen, damit der vorhandene, aber zunächst verborgene Tiefgang entdeckt wird.

Steckbrief
Doge
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Leo Colovini Goldsieber 3 - 4 Spieler ab 12 Jahre 60 - 80 Minuten Franz Vohwinkel, Imelda Vohwinkel