Ich bin ein Fürst und herrsche über ein kleine Stadt in der Nähe von Florenz. Leider sieht meine Stadt derzeit noch recht trostlos aus, denn außer meinem großartigen Palast besteht sie leider nur aus einer großen Fläche Bauland. So kann ich auch nicht voller Stolz auf berühmte Persönlichkeiten verweisen, die hier ihre großen Werke vollbracht haben oder auf architektonische Leistungen wie ein Gebäude für eine Universität oder ein Laboratorium oder die Anlage von Landschaften wie Seen und Wälder. Dazu kommen noch ein paar Konkurrenten, die sich im gleichen Dilemma befinden wie ich. Dabei möchte ich doch der Nachwelt zeigen, welch prächtigen Errungenschaften ich gefördert habe, um mich anschließend an meinen Prestige zu erfreuen.
So oder ähnlich mögen die Fürsten in dem Spiel "Fürsten von Florenz wohl gedacht haben. Ein Großteil des Augenmerks richten die Fürsten dabei auf die vielen Gelehrten und Handwerker, die in ihren Städten großartigeWerke errichten sollen, doch werden die Werke erst dann gut, wenn die Künstler die richtigen Arbeitsbedingungen vorfinden. Am wichtigsten ist einem Künstler dabei die richtige Arbeitsstätte, dann folgen für die Erholung die richtige Landschaft und für die Persönlichkeit die richtige Freiheit. Aber auch unterhaltende Gaukler, Kollegen oder Boni helfen, nicht nur einfach ein Werk zu kreieren, sondern ein Meisterwerk.
Doch nun der Reihe nach: die Fürsten von Florenz werden in 7 Runden gespielt. Jede dieser Runden unterteilt sich in eine Phase A, in der Ausstattungen für das Fürstentum versteigert werden und in einer Phase B, in der der Fürst sein Fürstentum gestalten kann und Künstler in seine Stadt holt.
Für die Versteigerung stehen 7 Gegenstände zur Verfügung, die 3 Landschaften, Gaukler und Baumeister sowie Abwerbe- und Prestigekarten. Während Landschaften und Gaukler den Wert der Werke erhöhen verbilligen Baumeister die Errichtung von Gebäuden. Mit Abwerbekarten können Künstler in die eigene Stadt geholt werden, ohne dass der Verlust allerdings dem konkurrierenden Fürsten schadet. Schließlich bringen die Prestigekarten am Ende des Spiels, wie ihr Name sagt, Prestigepunkte. Die Versteigerung läuft sehr einfach ab. Ein Spieler wählt einen der Gegenstände und hat damit automatisch 200 Florin geboten. Jede Erhöhung beträgt genau 100 Florin und wer einmal passt, wird diesen Gegenstand diese Runde nicht erhalten. Denn jeder Spieler erhält einen Gegenstand und jeder Gegenstant dárf pro Runde nur einmal versteigert werden. Hat jeder Spieler seinen Gegenstand, geht es zur Phase B über.
In ihr darf man 2 Aktionen ausführen und hat 5 Möglichkeiten. So kann man in seinem Fürstentum eine Freiheit verkünden, ein Gebäude errichten, Personen - sprich Künstler - anwerben oder Boni erstehen. All diese Dinge sind kostenpflichtig. Nur ein Werk erstellen bringt Geld. Dazu spielt man die Personenkarte und berechnet den Wert, den man sich in Florin bzw. Prestigepunkten auszahlen lässt. Je nach Fortschritt im Spiel muss ein Werk allerdings einen Mindestert erreichen, der von Runde zu Runde steigt.
Zum Abschluss des Spieles werden zunächst noch die Prestigekarten ausgewertet. Der eine Typ stellt einfach eine Bedingung und wenn sie erfüllt ist, gibt es Prestigepunkte; der andere Typ fordert von einem Spieler, von einer Sache am meisten zu besitzen. Je nachdem, ob er alleine, mit anderen oder gar nicht am meisten davon hat, gibt es volle oder halbe Punktzahl oder nichts. Wer danach am meisten Prestige aufweist, gewinnt das Spiel.
Diese Beschreibung gibt das Grundgerüst der Fürsten von Florenz wieder. Viele Feinheiten runden das Spiel ab. Dazu gehören die unterschiedliche Größe und Form der Gebäude und Landschaften, die teure Rückumwandlung von Prestigepunkten in Florin und das ausgeklügelte System, nach denen die Werke bewertet werden.
Die Fürsten von Florenz heben sich aus der Vielzahl der Spiele dieses Jahrgangs dadurch ab, dass sie mit wenig Interaktion zwischen den Spielern auskommen. Neben der Versteigerung und den Prestigekarten gibt es nur noch die Konkurrenz bei den Werken, denn die besten Wrke jeder Runde werden mit zusätzlichen Prestigepunkten bewertet. So erlauben es "die Fürsten", dass die Spieler jeder nach ihrem eigenen Plan vorgehen und dies wird mir einer Vielzahl von Strategien belohnt. Auch wenn kein Spieler ohne Werke auskommt, so sind im weiteren der Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Ob ein großes Werk mit vielen Boni, Baumeister und viele Gebäude oder Prestigekarten, die vielen hier nicht im Detail erwähnten Möglichkeiten auch auf anderen Wegen Prestigepunktezu bekommen, gewähren mit jeder Ausgangslage und der richtigen Strategie Erfolgsaussichten.
Diese Vielfältigkeit bezahlen die Spieler mit der Zeit, in der sie die Fürsten kennenlernen. Im ersten Spiel weiß man noch nicht so recht, welche Möglichekeiten es gibt und die Gefahr sich zu verrennen ist groß. Hinzu fehlt einem in den ersten Spielen die Übersicht, um die Werte der Werke richtig abzuschätzen. Hat man diese beiden anfänglichen Hindernisse überwunden, so eröffnet sich einem ein Spiel, das für gut anderthalb Stunden unterhält.
Die Planbarkeit, sie wird dadurch erhöht, dass bei dem einzigen Zufallselement, dem Kartenziehen, immer 5 Karten gezogen werden, aus denen eine auf die Hand genommen wird und die Ruhe, weil man nicht jederzeit mit den Mitspielern konkurrieren muss, geben dem Spiel sein Gefühl und erlauben, die Regentenschaft voll auszukosten. Die Wartezeiten, wenn die Mitspieler ihr Fürstentum ausbauen, werden mit eigenen Überlegungen überbrückt.
Die Fürsten von Florenz sind sicher nicht jedermanns Geschmack und Spieler, die Aktion und Konkurrenz suchen, sollten die Finger von diesem Spiel lassen. Allen, die ein ruhiges Spiel mit einer großen Tiefe und etwas längerer Spielduer suchen, seien die Fürsten von Florenz wärmstens empfohlen.
Steckbrief Die Fürsten von Florenz |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Richard Ulrich, Wolfgang Kramer | alea | 3 - 5 Spieler | ab 12 Jahre | ca. 90 Minuten | Franz Vohwinkel |