Laguna - der Name weckt Assoziationen zu Südsee und weißen Stränden, also zu Urlaub. Der Perlentaucher auf dem Schachtelcover, wie er so in dem klaren, blauen Wasser auf dem grünen Meeresgrund eine Perle findet, strahlt dazu die Ruhe aus. Bald wird sich dies ändern...
Vor uns liegt ein Stück der Südsee. Sie ist mit einem quadratischen Raster überzogen. Der Spielplan hat etliche Ausstanzungen. In die Mitte kommt der riesige Vulkan, der zu Spielbeginn noch leer ist. An den Spielfeldrändern befinden sich acht Plätze für die Perlen-Inseln. Jede dieser Inseln beherrbergt zu Beginn drei Perlen in unterschiedlichen Farben. Nun bekommt jeder Spieler ein Boot und muss damit Perlen gleicher Farbe zum Vulkan transportieren. Wer in Abhängigkeit von der Spielerzahl eine bestimmte Menge zum Vulkan gebracht hat, gewinnt das Spiel.
Zu Beginn stellt jeder Spieler sein Boot neben eine der Perlen-Inseln. Es hat eine Größe von sechs Quadraten. Pro Quadrat enthält es ein Loch, auf dem die Perlen später Platz finden. Nachdem sich die Boote auf ihren Ausgangsplätzen befinden, kann das Wettrennen losgehen. Eine Sanduhr, die ca. 30 Sekunden läuft, beschränkt die Dauer eines Spielzuges. Während die Uhr läuft, kann man beliebig viele Aktionen ausfähren. Zunächst einmal darf man von den Perlen-Inseln Perlen auf sein Boot laden. Während des Spiels müssen sich immer mindestens zwei Perlen in Boot befinden; maximal dürfen es vier sein. Nun geht die Fahrt los. Dazu verschiebt man das Boot in eine beliebige Richtung um ein Feld. Dies kann der Spieler nun so oft tun, wie er möchte. Leider gibt es dabei einige Schwierigkeiten: das Gelände ist nicht frei von Riffen und Strömungen. Wird durch eine offene Stelle im Boot - mindestens zwei der sechs Löcher sind ja nicht durch Perlen abgedeckt - ein Riff sichtbar, so ist der Spielzug sofort beendet. Eventuell verbliebene Zeit darf der nächste Spieler noch zusätzlich nutzen. Ist es "nur" eine Strömung, so gibt sie die Richtung vor, in die das Boot das nächstemal gezogen werden muss. Da die Strömungen grundsätzlich von den Inseln wegführen, erschweren sie das Anlanden. Damit man nun den Strömungen und Riffen nicht hilflos ausgeliefert ist, darf man während seines Zuges die Perlen beliebig im Boot umsetzen. So können Stellen, an denen ein Riff oder eine Strömung auftauchen würde, vorher abgedichtet werden.
Hat man es trotz aller Widrigkeiten geschafft, mit seinem Boot den Vulkan zu erreichen, so kann man Perlen seiner Farbe abladen. Zwei Perlen müssen allerdings im Boot verbleiben. Dies ist auch bitternötig, denn anderenfalls wäre der Rückweg schier unmöglich. Bleibt noch zu erwähnen, dass man auch an andere Boote anlegen kann und dann Perlen zwischen dem eigenen und dem fremden Boot austauschen kann. So kann man an eigene Perlen kommen, ohne sie erst von den außen liegenden Perlen-Inseln abholen zu müssen. Man kann aber auch versuchen, mit den Perlen des Führenden in unwegsames Gelände zu verduften. Nach weniger als einer halben Stunde hat es dann ein Spieler geschafft, die erforderlich Anzahl von Perlen zum Vulkan zu bringen.
Mit der Sanduhr im Nacken gehört Laguna zu den Spielen, bei denen die Spieler unter Zeitdruck stehen. Reagiert man auf diesen Zeitdruck mit all zu viel Hektik und Aktionismus, so passieren zwangsläufig Fehler. Kurze eigene Züge und längere gegnerische Züge sind die Folge. Zu langes Nachdenken hingegen führt ebenso wenig zum Erfolg, da das eigene Boot dann kaum von der Stelle kommt. So gilt es während des Spiels die Nerven zu behalten und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und trotzdem schnell, aber überlegt zu handeln. Bei der Vielzahl der Aktionen kann kaum ein Spieler Fehler vermeiden, so dass ein einzelner Fehler ärgerlich, aber nicht das Ende der Gewinnchancen ist.
Bemerkenswert ist die Ausstattung und die Vielseitigkeit von Laguna. Der Spielplan ist doppelseitig bedruckt. Auf der einen Seite befindet sich ein relativ ungefährliches Gebiet, das auch Neulingen ein zügiges Vorankommen ermöglicht. Auf der anderen Seite hingegen wimmelt es von Riffen und Strömungen und selbst erfahrene Perlentaucher kommen hier ins Schwitzen. Die dreidimensionalen Perlen-Inseln und der Vulkan sorgen für einen ästhetischen Anblick des Spiels. Dieser wird durch Farbwahl bei den glänzende Perlen abgerundet. Die hölzernen Boote fassen die Perlen sicher, so dass sie auch bei größerer Hektik nicht aus den Booten fallen. Gleichfalls liegen die Boote stabil auf dem Spielplan. Sie verrutschen daher während des Spiels nur marginal.
Bietet der Spielplan schon doppeltes Spielvergnügen, so wird dies durch die Variantenreichtum in der Regel perfektioniert. Eine Sonderregel - das Maximum für Perlen in Booten steigt auf fünf - ermöglicht es auch schwächeren Spieler Schritt zu halten. Und es sind nicht unbedingt die Kinder, die diese Regel benötigen. Für Spieler, denen es durch die Sanduhr allzu hektisch zu geht, gibt es dann noch eine Variante ohne Sanduhr, die Laguna in ein Taktikspiel verwandelt und zudem ein Solitätspiel ermöglicht.
Laguna ist äußerst originell und bietet einen spielerischen Umgang mit Zeitdruck. Durch seine Kurzweiligkeit, seine geringe Spieldauer, vor allem aber durch seine Variabilität in den Regeln ist es für jede Spielrunde geeignet. Besonders hervorzuheben ist aber seine Eignung für Familien: durch die Vereinfachungsregel werden unterschiedliche Spielstärken ausgeglichen. Ein geringer Ärgerfaktor - man kann anderen ja Perlen wegtauschen - vermeidet Frust und führt zu konstruktiven Spiel und durch die permanente Anwesenheit von Fehlern sind einzelne Rückschläge leichter zu verkraften. Einzig darf man kein ruhiges, gemütliches Spiel erwarten, aber wer tut dies heute schon? (wd)
Steckbrief Laguna |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Bernhard Weber | Queen Games | 1 - 4 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 30 Minuten | Franz Vohwinkel |