Wir befinden uns im Wilden Westen. Unser einziges Ansinnen ist der Erhalt von viel Ansehen, um der angesehenste Bürger von Tuzza City zu werden. Nun sind Dinge wie Gold schürfen, Kartenspiel und Duelle nicht gerade die Dinge, für die wir edlen Leute uns gerne die Hände schmutzig machen. Also stellen wir Abenteurer an, die diese Dinge für uns erledigen. Das Problem, dass wir nicht genügend Geld besitzen, haben wir auch sehr einfach gelöst: wir stellen Schuldscheine aus und zwar über die Nuggets, die unsere Goldschürfer noch finden werden. Da können wir dem Zahltag ganz entlassen entgegensehen.
Der längliche Spielplan zeigt die Main Street von Tuzza City mit einigen Gebäuden. Auf ihr sind Markierungen, das Ansehen der einzelnen Spieler widerspiegeln. Im Hintergrund wartet bereits der Bestatter auf die ersten Duelle. Jeder Spieler beginnt das Spiel mit zwei Abenteurern, 10 Goldnuggets und einer Menge von Schuldscheinen, von denen sich bereits zwei bei der Bank befinden.
Zunächst deckt der am Zug befindliche Spieler die Aktion auf, die derzeit in Tuzza City angesagt ist. Nehmen wir an, es wäre Falschspiel. Dann spielt jeder Spieler einen seiner Abenteurer. Diesen beauftragt er damit, die Aktion durchzuführen. Jeder Abenteurer hat drei Werte, die anzeigen, wie gut er die einzelnen Tätigkeiten ausübt. Zurück zum Falschspiel. Der beste Falschspieler besorgt seinem Auftraggeber ein bisschen Ansehen; die Menge hängt davon ab, wie viel Ansehen der Spieler bereits besitzt: je mehr ,desto weniger bringt ihm das Falschspiel. Damit hat der Abenteurer seine Schuldigkeit getan, verlässt Tuzza City und begibt sich auf den Ablagestapel. Der schlechteste Falschspieler hingegen bringt seinem Auftrageber hingegen einen Verlust an Ansehen. Hier gilt, je mehr Ansehen vorhanden ist, je größer der Verlust.
Beim Gold schürfen wird ähnlich verfahren. Hier erhält der beste Abenteurer das meiste Gold und auch er verlässt die Stadt. Der zweitbeste erhält noch ein wenig Gold, alle anderen gehen leer aus.
Schließlich kommt es zum Duell. Der Gewinner hier darf sich zwei Schuldscheine aus der Bank nehmen, aber sein Revolverheld wird aus der Stadt getrieben. Der Verlierer hingegen bekommt nichts, darf sich die Radieschen oder den Wüstenstaub von unten ansehen und begibt sich auch auf den Ablagestapel. Das wiederum erfreut den Bestatter, der nun ein Feld vorrückt, dem Spielende entgegen.
Nach der Aktion darf der am Zug befindlich Spieler Ansehen kaufen. Für je einen Goldnugget gibt es einen Punkt Ansehen. Maximal fünf Ansehen dürfen auf einmal gekauft werden.
Anschließend kommen evtl. neue Abenteurer nach Tuzza City. Dies richtig sich danach, ob der am Zug befindliche Spieler mehr als zwei Abenteurer engagiert hat. Ist dies der Fall, kommen keine neuen Abenteurer, andererfalls kommen neue Abenteurer nach Tuzza City, um zwar einer weniger als Spieler am Spiel teilnehmen. Diese Abenteurer können engagiert werden. Der am Zug befindliche Spieler macht ein Angebot in Form von Schuldscheinen. Die anderen Spieler folgen im Uhrzeigersinn, müssen aber ein anderes Gebot abgeben. Nachdem jeder Spieler ein Angebot an die Abenteurer gemacht hat, wählt der Spieler mit dem höchsten Gebot einen Abenteurer und legt seine Schuldscheine in die Bank. Die anderen verfahren ebenso, wobei der Spieler mit dem niedrigsten Angebot keinen Abenteurer erhält und seine Schuldscheine wieder auf die Hand nimmt.
Schließlich kann noch ein Zahltag folgen. Die Schuldscheine der Spieler liegen in Reihen à sechs Scheinen. Sind so viele Reihen gefüllt wie Spieler am Spiel teilnehmen, ist Zahltag. Dann wird ausgewürfelt, welche Schuldscheine zu begleichen sind. Dazu ist jeder Spalte eine Zahl von 1 bis 6 zugeordnet. Der Schuldschein, der als letztes in die Reihe gelegt wurde, ist mit Nuggets zu begleichen. Kann ein Spieler dies nicht, so erhält er einen Pleitegeier, verliert fünf Ansehen und der Zahltag ist zu ende. Dieser endet ansonsten, wenn in einer Spalte der letzte Schuldschein beglichen wurde.
Das Spiel kann auf drei Arten enden. Entweder bekommt ein Spieler seinen dritten Pleitegeier - dieser ist dann automatisch letzter - oder ein Spieler hat genügend Ansehen gesammelt oder der Bestatter wurde sieben Mal aktiv. In den beiden letzten Fällen wird noch ein Zahltag unabhängig von der Anzahl der Schuldscheine in der Bank durchgeführt. Ein letztes Mal kann Ansehen gekauft werden, aber diesmal nur drei. Dann endet das Spiel und der Spieler mit dem meisten Ansehen hat gewonnen.
Gnadenlos ist ein Fun-Game. Auf fast alles hat man Einfluss, aber dennoch benötigt man auch eine kräftige Portion Glück zum Sieg. Das Spiel lebt davon, dass man den kurzfristigen Erfolg mit Abenteurers und ihren Erfolgen erst sehr spät am Zahltag bezahlen muss. So kann man lange Zeit viel Erfolg haben und die Mitspieler freuen sich dann um so mehr, wenn der Pleitegeier den in Führung liegenden Spieler trifft. Auf der anderen Seite kann ein zurückhaltender Spieler gegen Ende des Spiels noch gut nach vorne kommen, weil er sich erst dann Ansehen kauft und seine Schuldscheine ordentlich bezahlen kann.
Leider kommt es durchaus vor, dass ein Spieler keinen Abenteurer mehr besitzt und das Geschehen als Zuschauer verfolgen muss. Aus dieser Situation kommt er auch nur schwer heraus, da er mit dem ersten Abenteurer wieder an den Aktionen teilnehmen muss und die Chancen hoch sind, dass sein Abenteurer gewinnt oder beerdigt wird. Fairerweise muss man sagen, dass solche Momente mehr die Spielfreude drücken als das Ergebnis, denn ein Sieg ist auch dann möglich, wenn man einige Zeit nur Zuschauer war.
Insgesamt ist Gnadenlos ein sehr atmosphärisches Spiel, dass auch von der Vorstellung, im Wilden Westen zu sein, lebt. Die Spieldauer und der Spielablauf machen es zu einem kurzweiligen Spiel. Strategiespieler muss man wegen des Glücksanteils von diesem Spiel abraten, hingegen kann man interessierten Spielern und Familien mit größeren Kindern zu Gnadenlos raten, denn der Ausgang ist stets ungewiss und die besten Überlegungen erhöhen nur die Cahnce zu gewinnen, geben aber keine Garantie.
Für das erste Spiel sollte man sich genügend Zeit lassen. Die Mechanismen sind fein aufeinander abgestimmt, müssen aber detailliert erklärt werden. Ein Easy Play hilft hier, doch dauert die erste Partie deutlich länger als die normale Spieldauer.
Festzuhalten bleibt noch, dass das Leben in Tuzza City hart ist. In keinem unserer Spiele hat ein Spieler das notwendige Ansehen errungen, um das Spiel so verzeitig zu beenden. Stets waren es der Pleitegeier oder der Bestatter. Aber vielleicht war das Leben so im Wilden Westen. (wd)
P. S.: während des Interviews im Februar 2001 hat Klaus Teuber viel zu Gnadenlos erklärt, zum Beispiel die Grundidee und das Thema und hat auch zur Gewalt in Gnadenlos Stellung genommen.
Steckbrief Gnadenlos |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Klaus Teuber | Kosmos | 3 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | 30 - 40 Minuten | Franz Vohwinkel |