Vor uns liegt Zentral-Java. Es ist halb von Gebirge, halb von Flachland umgeben. Außer drei kleinen Wasserstellen besteht Zentral-Java nur aus unkultiviertem Land. Dies wird sich schnell ändern. Zunächst werden Reisfelder und weitere Wasserstellen angelegt sowie Dörfer gegründet. Später entstehen Städte und Paläste.
Für die Kultivierung Zentral-Javas, das mit einem Sechseckraster überzogen ist, gibt es 5 Plättchenarten, die eine Größe von einem bis drei Sechsecke haben. Neben Bewässerungen, die immer ein Feld abdecken, zeigen die Plättchen noch Reisfelder und Häuser. Die dreifeldrigen Plättchen sind Allgemeingut und zeigen immer zwei Reisfelder und einmal Häuser. Die kleineren Plättchen werden zu Beginn an die Spieler verteilt und bilden seinen privaten Besitz, auf den nur er Zugriff hat.
Für einen Spielzug erhält ein Spieler 6 Aktionspunkte. Ein Plättchen auf Zentral-Java zu legen, kostet einen. Dabei dürfen die Plättchen auch auf bereits ausgelegte Plättchen gelegt werden, so dass nach und nach eine Terrassenlandschaft entsteht. Einige Einschränkungen erschweren den Bau in die Höhe: so dürfen Wasserfelder nicht überbaut werden, Plättchen nicht deckungsgleich gelegt werden und auch nicht überstehen. Durch die Plättchen entsteht nun eine Landschaft aus Reisfeldern und Häuseransammlungen. Letztere bilden zunächst Dörfer.
Während des Spiels gibt es drei Möglichkeiten Punkte zu bekommen: Bewässerungsfelder einschließen, Paläste (aus)bauen und Palastfeste veranstalten. Für die beiden ersten Möglichkeiten benötigt der Spieler den höchsten Rang, entweder am Wasser oder in einem Dorf. Der höchste Rang bestimmt sich durch die Spielfigur, die auf der höchsten Schicht von Plättchen steht. Gibt es hier ein Patt, wird die zweite Figur der an dem Patt beteiligten Spieler betrachtet, dann die dritte und so weiter. Wer am Wasser den höchsten Rang hat, bekommt die Punkte, wenn es durch andere Plättchen eingeschlossen wird; wer in einem Dorf den höchsten Rang einnimmt, kann - ebenfalls für einen Aktionspunkt - einen Palast bauen. Dieser darf aber im Wert nur so groß sein wie das Dorf Häuseransammlungen hat. Damit wird ein Dorf zur Stadt. Später kann ein Palast ausgebaut werden. Dies geschieht nach genau den gleichen Regeln wie der Errichtung eines Palastes.
Spielfiguren nach Zentral-Java zu bringen ist einfach: vom Flachland kostet es einen Aktionspunkt, vom Gebirge zwei. Innerhalb Zentral-Javas kann man sich kostenlos bewegen, solange man nicht zwischen Reisfeldern und Häuseransammlungen wechselt. Höhenunterschiede können dabei beliebig überwunden werden; hingegen sind fremde Spielfiguren und Paläste unüberwindbare Hindernisse.
Fehlen noch die Palastfeste. Sie bringen genauso viele Punkte wie der Bau eines Palastes. Für die Ausrichtung gibt es Karten, von denen jeder Spieler zu Beginn drei bekommt. Sie zeigen ein oder zwei von drei Motiven. Eine Karte liegt offen aus. Ein Spieler kann am Ende seines Zuges kostenlos ein Palastfest ausrufen, wenn er in der Stadt des Palastes anwesend ist und außerdem seit dem letzten Ausbau in dem Palast noch kein Fest stattgefunden hat. Jeder Spieler kann nun Karten spielen, wobei jede Übereinstimmung der gespielten Karte mit der offen ausliegenden Karte einen Punkt im Wettbewerb um die Ausrichtung des Festes bringt. Wer die meisten Punkte spielt, erhält Wertungspunkte; sind es mehrere, so werden die Punkte geteilt.
Das Spiel geht in seine Schlussphase, sobald ein Spieler das letzte dreifeldrige Plättchen verbaut. Dieser Spieler führt seinen Zug und anschließend die große Wertung durch. Jeder andere Spieler kommt noch einmal an die Reihe und hat ebenfalls noch seinen Zug, bevor auch für ihn die große Wertung durchgeführt wird. Bei der großen Wertung gibt es noch einmal Punkte für jeden Palast, wenn man in der Stadt den höchsten oder zweithöchsten Rang einnimmt, wobei hier ein Gleichstand reicht. Wer dann bei Spielende die meisten Punkte hat, gewinnt.
Java begründet zusammen mit Tikal eine Spielefamilie und die Ähnlichkeiten sind leicht erkennbar. Schon die Grafik - eine unentdeckte bzw. unkultivierte Landschaft in einer exotischen Gegend - zeigt Gemeinsamkeiten, ebenso die Wiederverwendung von Aktionspunkten sowie die Gewinnung von Wertungspunkten als Spielziel. Auch zwischen den Elementen lassen sich Beziehungen herstellen. Die Tempel von Tikal entsprechen den Palästen, die Schätze den Palastfesten, denn beide enthalten einen Glücksfaktor. Wesentlich unterscheiden sich beide Spieler beim Aufbau. Mit der dritten Dimension erhält Java eine dynamische Struktur. Die Landschaft verändert sich regelmäßig und es besteht keine Möglichkeit, sich Paläste dauerhaft zu sichern.
Java ist ein hochwertiges Taktikspiel, bei dem die Regeln sehr eingängig sind. Wie schon bei Torres findet hier ein Kampf in und um die dritte Dimension statt. Hinzu kommt eine schöne Optik, denn die dreidimensionalen Bauten sehen wie Terrassen zum Anbau von Reis aus.
Java vereint die guten Eigenschaften der beiden preisgekrönten Spiele Tikal und Torres. Da es jedoch auf dem selben Spielprinzip basiert, wird ihm wohl kaum die Auszeichnung "Spiel des Jahres" zukommen und so wird das beste Spiel der drei vielleicht das am wenigstens verbreitete werden.
Steckbrief Java |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Wolfgang Kramer, Michael Kiesling | Ravensburger | 2 - 4 Spieler | ab 12 Jahre | 60 - 80 Minuten | Franz Vohwinkel |