Wenn aus dem Zoch-Verlag die Meldung kommt, es gibt ein neues Spiel mit Einsturzgefahr, so spitzt man die Ohren, mag man solche Spiele. Mit Bausack und Bamboleo liegen bereits zwei Spiele aus dem Verlag vor, die zur absoluten Spitzenklasse dieses Genres gehören. Dies gibt Anlass zu Hoffnungen, lässt aber gleichzeitig auch die Erwartungen in die Höhe schnellen.
Schauen wir uns die Villa Paletti genauer an. 20 längliche Holzteile in 4 Farben, 5 ästhetische, aber unförmige Holzplatten,eine runde Scheibe aus stabiler Pappe, ein nicht-quadratischer Würfel sowie ein eigenwilliger Haken, der eher an ein Küchengerät erinnert, bilden das Material der Villa. Ein Teil der Villa wird auf der runden Platten errichtet, die dazu als erstes ausgelegt wird. Auf ihr werden sämtliche 20 länglichen Holzteile gestellt. Der erste Spieler würfelt mit dem Quader und ermittelt so seine Farbe. Die anderen Spieler wählen hingegen ihre Farbe. Der letzte Spieler, der bei vier Spielern keine und bei drei Spielern nur eine geringe Auswahl hat, darf dafür die größte, eine blaue Holzplatte auf die Säulen legen. Sie darf dabei nicht über den Rand der Scheibe unter der Villa hinausragen. Etliche Holzteile sind nun zu Säulen geworden, die die blaue Holzpatte tragen. Andere hingegen haben noch keine Tragefunktion.
Nun werden nach und nach Säulen aus der untersten Ebene - von der runden Platten - entfernt und auf die blaue Holzplatte gestellt. Damit man die Säulen unter der Platte herausholen kann, gibt es den Haken, mit dem man die Säule bequem zu packen bekommt. Wenn sie die Platte nicht trägt, lässt sie sich jetzt herausziehen und kann danach auf die blaue Holzplatte gestellt werden. Merkt ein Spieler, dass es nicht geht, kann er seinen Versuch abbrechen, darf aber diese Säule während des ganzen Spiels nicht noch einmal probieren. Nach und nachwandern so die Säulen von der unteren Ebene auf die obere. Wenn ein Spieler meint, er kann keine Säule mehr nach oben bringen, kündigt er dies an. Sofern kein Spieler den Gegenbeweis erbringt, erhält der Spieler die größte, noch nicht im Spiel befindliche Holzplatte. Diese legt er nun oben auf die Säulen der obersten Ebene. Jetzt gibt es nur noch die Einschränkung, dass die Platte drei Säulen abdecken muss.
Erst mit der zweiten Platte beginnt man um den Sieg zu spielen. Dafür haben die Säulen unterschiedliche Werte. Eine große runde Säule hat den Wert "3", eine sechseckige den Wert "2" und die drei dünnen Säulen den Wert "1". Wenn jetzt ein Spieler eine Säule auf die oberste Platte stellt, so wird er zum potentiellen Sieger, hat er danach am meisten Punkte auf der obersten Ebenen. Dies wird markiert,indem der Spieler den Würfel vor sich ablegt. Sollte die Villa Paletti nun einstürzen, so wäre er der Sieger. Passiert ihm allerdings dieses Missgeschick, so gewinnt nicht er, sondern der Vorbesitzer des Würfels, dessen Farbe zur Erinnerung nach oben gelegt wird.
So wird weitergebaut, möglich sind sechs Ebenen. Irgendwann kracht die Villa Paletti ein und Sieger und Verlierer stehen fest.
Villa Paletti ist schnell gespielt und hat alles, was ein Geschicklichkeitsspiel mit Einsturzeffekt haben muss: von Säule zu Säule, von Ebene zu Ebene steigt die Spannung; wird das Gebilde wackeliger. Die einzelnen Aktivitäten sind nicht nur klar vorgegeben, die Regel sagt auch deutlich aus, inwieweit der Spieler Holzplatten festhalten darf, wie er Versuche abbrechen darf und wie die anderen Spieler dann den Zug vollenden dürfen. Das wichtigste für ein solches Spiel ist hier unumstritten, nämlich wer die Villa Paletti hat einstürzen lassen. Dabei ist sie erstaunlich stabil, so dass sie auch gegen kleinere Bewegungen unempfindlich ist.
Neben diesen Eigenschaften gibt es weitere Merkmale, die die Villa Paletti zu einen bemerkenswerten Vertreter ihrer Gattung werden lässt. Die Dreidimensionalität lässt die ohnehin vorhandene Spannung noch höher werden, ist es doch für alle Spieler gleich unangenehm, in luftiger Höhe zu bauen. Dies und die eigenwilligen Formen der Holplatten führen dann dazu, dass die Villa späterstens ab der dritten Ebene eine Ästhetik genießt und an ein modernes Kunstwerk erinnert, dessen Zerstörung jedoch Teil des Ganzen ist. Die gute Ausstattung - zu kritisieren bleibt eigentlich nur die Pappscheibe, die man sich aus Holz gewünscht hätte - und der durchdachte Mechanismus mit Würfel und Haken runden die Villa Paletti ab.
So erfüllt der Zoch Verlag die hohen Erwartungen, die man an ein solches Spiel aus diesem Verlag hat. Ob Bausack oder Bamboleo, die Villa Paletti setzt diese Reihe in guter Tradition fort, gehen Kunst, Spiel und die Faszination für die Statik wieder einmal grenzenlos ineinander über. So kann man nicht sagen, welches der drei am Besten ist, sondern kann sich stattdessen freuen, dass es eine weitere Alternative gibt. (wd)
Steckbrief Villa Paletti |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Bill Payne | Zoch | 2 - 4 Spieler | ab 8 Jahre | 20 - 30 Minuten | Victor Boden |