14. Juli 1789. Die Bastille ist erstürmt. Die französische Revolution ist in vollem Gange. War König Ludwig der XIV. noch der Sonnenkönig, so ist König Ludwig der XVI. nun entmachtet. Damit der Adel nach seiner Entmachtung nicht wieder den Aufstand proben kann, werden unwiderrufliche Tatsache geschaffen. Die Adigen kommen unter die Guillotine. Kopf ab! ist das Motto dieser Tage. Und damit auch wirklich nichts beim Alten bleibt kommen auch der Klerus, die herrschenden Bürger und die hohen Militärs unter das Fallbeil. Wenn es dann versehentlich mal jemand aus den eigenen Reihen trifft, nimmt man dies billigend in Kauf. Die Revolution frisst seine Kinder...
Das ist das Szenario für Guillotine, einem sarkastisch-ironischem Kartenspiel mit einem Zusatz: die Guillotine wird aus drei Pappteilen zusammengesetzt und kennzeichnet fortan, wo sich die Adligen für ihre Enthauptung anstellen müssen. Drei Tage lang geht es nun darum, die möglichst wertvollen Adligen zur Guillotine geleiten zu dürfen. Zu Beginn jeden Tages stehen 12 Adlige vor der Guillotine und warten auf ihre Enthauptung. Nun ist es an den Spieler, für sich die richtigen Adligen zu finden. Mit Hilfe von Aktionskarten, zu Anfang hat jeder deren fünf, üben die Spieler Einfluss auf die Adligen und auch auf die Mitspieler aus. Kommt ein Spieler an die Reihe, so darf er eine seiner Aktionskarten spielen und führt die darauf angegebene Aktion aus. Danach muss er den vordersten Adligen Köpfen, bevor er eine Aktionskarte nachzieht. Ein Tag endet, wenn kein Adliger mehr vor der Guillotine steht. Dann werden 12 neue Adlige ausgelegt und der nächste Spieler beginnt den nächsten Tag. Nach Ende des dritten Tages dürfen die Spieler noch mal schnell die Karten ausspielen, welche die Punktzahlen der geköpften Adligen verändern. Jetzt werden die Punkte gezählt und natürlich gewinnt der mit den meisten. Aus, Ende, bis zur nächsten Revolution.
Was so einfach klingt, spielt sich genau so einfach. Karte spielen, Aktion ausführen, Köpfen, Karte ziehen: jeder Spielzug geht sehr schnell. Der Reiz des Spiels kommt durch die vielen unterschiedlichen Aktionen und Adligen, der Geschwindigkeit und vor allem durch die Thematik. Die Aktionen bedürfen keiner näheren Erläuterung, sie enthalten fast alles, was man mit Reihen und Stapeln von Karten anstellen kann. So sei nur der wichtigste Punkt genannt: nichts ist sicher. Die Adligen bringen vorrangig Punkte, doch viele Adlige haben Sondereigenschafen, die meistens dann wirksam werden, wenn man sie köpft.
So entsteht ein buntes Tohuwabohu, bei dem jeder Spieler in seinem Zug nach den meisten Punkten greift - oder zumindest versucht, die Adligen mit negativer Punktzahl am Leben zu lassen. So ergibt sich ein hervorragendes Fun-Game, kurzweilig und wohl nur von harten Strategen abzulehnen. An dem großen Spielspaß hat auch die Grafik ihren Anteil. Die Adligen sind sehr schön gezeichnet, manche wie die Lady zu schön zum köpfen (trotzdem Kopf ab!), manche sehen richtig fies aus wie der unbeliebte Richter, der aufgrund seiner Eigenschaft bei den Spielern wirklich unbeliebt ist (nochmals Kopf ab!). Einige finden sich dann auch in kleinerer Darstellung auf den Aktionskarten wieder, auf denen durch die Handlung in Wort und Bild ironisch dargestellt wird. Hervorragender schwarzer Humor.
Und damit sind wir beim Thema. Auf der Schachtelrückseite finden wir genau diese Worte: schwarz-humoriger Blick auf die französische Revolution. Mit dem weiteren Text weiß der Käufer, was ihn erwartet und die Altersangabe ist gemäß des Themas auf 12 gesetzt. Das ist löblich und ehrlich, vom Spiel her könnte die Altersangabe deutlich niedriger sein. Kurzer Fazit: Guillotine sei allen, die ein Fun-Game suchen und sich an der Thematik nicht stören, wärmstens empfohlen. (wd)
P.S. noch eine kurze Erklärung: die Hinrichtung von Graf und Gräfin darf nicht, obwohl es dafür Bonuspunkte gibt, als Ehe-Splitting bezeichnet werden.
Steckbrief Guillotine |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Paul Petersen | Amigo | 2 - 5 Spieler | ab 12 Jahre | ca. 45 Minuten | Quinton Hoover, Mike Raabe |