Derzeit sind Spiele, in denen Tiere die Hauptrolle spielen oder zumindest enthalten sind, voll im Trend. In Meine Schafe, deine Schafe spielen sie die Hauptrolle. Das Spiel besteht aus quadratischen Plättchen, die beidseitig bedruckt sind. Zu Beginn besteht die Auslage aus nur einem einzigen Teil, dem Bauernhaus, das auf beiden Seiten Teile des Gebäude zeigt. Jeder Spieler erhält zu Beginn eine Farbe zugelost, die er zunächst vor den anderen Spielern geheim hält. Außerdem erhält er vier Plättchen auf die Hand.
Wenn ein Spieler an der Reihe ist, legt er eines seiner Plättchen an die bestehende Auslage an. Dabei muss jede Seite, die an die Auslage grenzt, dasselbe Motiv aufweisen. Für die Anlage gibt es sechs verschiedene Motive, von denen wir bereits das Bauernhaus kennen gelernt haben. Ansonsten gibt es die Schafe in vier verschiedenen Farben sowie den Wald, der durch seine Bewohner eine besondere Rolle spielt. Hat ein Spieler eines seiner Plättchen angelegt, so beendet er seinen Zug dadurch, dass er Plättchen nachzieht. Die Anzahl richtet sich nach dem gelegten Plättchen, denn für jede Seite seines Plättchens, das an die Auslage stößt, erhält er ein Plättchen. So erhöhen die Spieler im Laufe des Spiels ihren Plättchenvorrat.
Bevor wir zu den besonderen Aktionen kommen, erst einmal das Spielziel. Für jeden Spieler wird am Ende nur der größte Pferch gewertet. Die Größe wird dabei ausschließlich durch die Anzahl der darin enthaltenen Schafe bestimmt. Zusätzlich muss der Pferch abgeschlossen sein, d. h. er muss von Zäunen und Wald umgeben sein. Wer mit seinem Pferch und den Bonuspunkten - dazu gleich mehr - die höchste Punktzahl erzielt, ist Sieger.
Damit das Spiel nun nicht einfach vor sich hinplätschert, gibt es einige Sonderaktionen. Diese dürfen auch während des Zugs eines anderen Spielers ausgeführt werden. Hier nun sind kommen die Waldbewohner ins Spiel. Plättchen, die auf der einen Seite vier gleichfarbige Schafe zeigen, haben aus der Rückseite einen Wald. Dieser Wald hat einen Bewohner, entweder einen Jäger oder einen Wolf. Wenn bei Ende des Spiels ein Pferch durch einen Wald geschlossen wird, der einen Wolf enthält, so zählt dieser Pferch nicht (sondern der nächstgrößere). Jeder Spieler kann einen Wolf an einen bereits existierenden Wald anlegen. Um gegen den Wolf vorzugehen, gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann einen Wald sichern, indem man dort einen Jäger legt, denn in Wäldern, in denen sich ein Jäger befindet, darf kein Wolf gelegt werden. Ganz sicher ist aber auch ein solcher Wald nicht, denn er kann und darf immer noch mit einem Wald zusammenwachsen, der einen Wolf enthält. Befindet sich bereits ein Wolf in einem Wald, kann man einen Jäger auf den Wolf legen, Dieser sichert nun nicht nur den Wald, sondern beseitigt auch den Wald. Als weitere Sonderaktion kann man "Farbe bekennen". Dazu nimmt man das Plättchen, was die eigene Farbe bestimmt hat, deckt es auf und legt es an. Dieses Plättchen zeigt immer vier Schafe einer Farbe. Damit die Farbe offenkundig bleibt, erhält man ein Merkplättchen, das an die Farbe erinnert. Nachdem man seine Farbe offen gelegt hat, darf man gleich noch ein weiteres Plättchen von der Hand auslegen. Für beide Plättchen erhält man übrigens gemäß den Grundregel neue Plättchen. Die letzte Sonderaktion ist das "Ausgehen". Meint man, einen Pferch zu besitzen, der groß genug ist, steigt man aus dem Spiel aus. Dafür gibt es Bonuspunkte und zwar für den ersten sechs, dann drei und danach einen. Der letzte erhält nie Bonuspunkte. Die Plättchen auf der Hand gehen aus dem Spiel; die anderen Spieler setzen das Spiel fort, bis auch der letzte Spieler kein Plättchen mehr legen will.
Die Zwei-Personen-Variante unterscheidet sich zu diesem Spiel dadurch, dass jeder Spieler zwei Farben spielt und so auch die Schafe im größten Pferch jeder Farbe als Punkte bekommt. Die Bonuspunkte entfallen dabei.
Meine Schafe, deine Schafe ist ein Spiel, das sehr unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen hat. Wenige Spieler waren total begeistert, wenige lehnen es total ab. Aber auch diejenige, die es von der Spielqualität irgendwo in der Mitte ansiedeln, sind sich nicht einig: sehr umstritten sind die doppelseitig bedruckten Karten. Während einige Spieler es besonders reizvoll fanden, während des Spiels die Plättchen auf der Hand immer wieder drehen zu müssen, fanden andere gerade dies besonders nervig.
Auch das Ausgehen war stark umstritten. Die Bonuspunkte sind nicht zu vernachlässigen und ein frühes Ausgehen hat dadurch bei einem einigermaßen großen Pferch gute Chancen auf den Sieg. Auch wenn dies ganz anders ist als bei Ausscheidungsspielen bleibt doch die Situation, dass der Spieler danach zum Zuschauen verdammt ist.
Zuletzt bliebt das Siegkriterium: ein einzelner Pferch. Bekommt man kaum Plättchen mit mehreren eigenen Schafen, wird es sehr schwer, einen großen Pferch zu erstellen. Auf der anderen Seite kann man aber immer wieder versuchen, andere Pferche übergroß zu bauen, damit sie nicht geschlossen werden können bzw. den Spieler dazu zu zwingen, einen Wald anzulegen, den man dann mit einem Wolf attackieren kann. Für den letzten Punkt gibt es eine Variante, bei dem die Anzahl der Schafe in größten gültigen Pferch mit der Anzahl aller eigenen gültigen Pferche multipliziert wird.
Das Zwei-Personen-Spiel schließlich wird taktischer, da von vornherein die Farbverteilung bekannt ist. Die so oft propagierte Regel "jeder spielt zwei Farben" lässt sich hier einfach umsetzen, weil es nur um die Auslage geht, nicht aber um irgendeinen Materialbestand, der pro Farbe verwaltet werden muss. Dennoch geht ein Teil des Spielgefühls verloren, weil die Sonderaktionen nicht so zum Tragen kommen und das Plättchenglück und die taktischere Ausrichtung einander widersprechen.
Ein Wort noch zur Altersangabe und zum Material: sicherlich können 7-Jährige vom Regelwerk her mitspielen. Da das Spiel durchaus ein hohes destruktives Potential besitzt, kann dies aber nicht empfohlen werden. Mit den Wölfen und der Möglichkeit, den Abschluss von Pferchen gezielt zu behindern, sind hier direkte Angriffe auf andere Spieler vorgeplant und erfordern hohe "Nehmerqualitäten"; eine Angabe "ab 10 Jahre" wäre hier sicherlich besser gewesen. Das Material muss leider stark kritisiert werden. Die glatte, bedruckte Schicht löste sich bei uns schon nach wenigen Spielen an den Ecken und führte zu unansehnlich Plättchen. Da die Plättchen aus einem beiliegenden Beutel gezogen werden, ist dies für das Spiel nicht von Belang, ein unnötiger Mängel ist es schon.
Was bleibt ist ein Spiel, zu dem ich kein eindeutiges Urteil abgeben kann. Da die Spieler so sehr unterschiedlich auf die "Schafe" reagiert haben, sollte jeder versuchen, mal eine Probepartie zu spielen und zu schauen, ob ihm das Spiel liegt. Diese Zeit ist das Spiel immer wert. (wd)
Steckbrief Meine Schafe Deine Schafe |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Philippe des Pallières | Goldsieber | 2 - 4 Spieler | ab 7 Jahre | ca. 30 Minuten | Francois Bruel, Caroline Ottavis |