Feurio hallt es durch den Wald. Er brennt und zwar lichterloh. Die Rettungsmannschaften müssen raus und löschen. Was dieses Jahr leider oft genug in südeuropäischen Ländern Wirklichkeit war, ist nun Gegenstand eines Spiels.
Zu viert bekommt jeder Spieler eine aus 12 Feuerwehrmännern bestehende Brigade. Diese wird nun in den Wald geschickt, um den Brand möglichst wirkungsvoll zu bekämpfen. Wirkungsvoll heißt hierbei, dass man einige Feuerwehrleute direkt an die großen Brandherde schickt und über eine Kette eigener Leute mit Wasser am Rande des Waldbrands verbindet. Der Wald bzw. der Brand ist auf 36 Plättchen, die einen Wert von 1 bis 6 ausweisen; jeden Wert gibt es sechs Mal. Zu Beginn werden so viele Plättchen ausgelegt, wie Spieler teilnehmen. Anschließend führt man einen aus zwei Teilen bestehenden Spielzug aus. Zuerst nimmt man eines der Waldbrandplättchen und legt es an den bereits brennenden Wald. Das Feuer breitet sich immer dort aus, wo es am heißesten ist, d. h. das neue Plättchen muss auf den freien Platz gelegt werden, an dem die Summe der Nachbarplättchen den höchsten Wert haben. Gibt es mehrere solcher Stellen, so wählt der Spieler einen aus. Anschließend setzt er bis zu drei Feuerwehrleute auf ein Plättchen. Es muss nicht das soeben gelegte sein. Je stärker der Waldbrand, je mehr Feuerwehrmänner können löschen, auf einem 1er-Brand kann eben nur ein Feuerwehrmann löschen, während auf einem 6er-Brand bis zu drei Feuerwehrleute helfen können. Da man nicht auf das soeben gelegte Plättchen setzen muss, treffen sich durchaus Feuerwehrleute unterschiedlicher Brigaden auf einem Plättchen. Wenn alle Plättchen gelegt worden sind, dürfen noch Feuerwehrleute platziert werden. Kann oder möchte kein Spieler mehr einen Feuerwehrmann setzen, endet das Spiel. Nun kommt es zur Auswertung. Feuerwehrmänner der gleichen Brigade arbeiten zusammen. Stehen Feuerwehrleute zusammen, d. h. über benachbarte Plättchen sind sie zu Ketten oder Haufen verbunden, werden die Zahlen ihrer Plättchen aufaddiert. Dies ist die Stärke des Waldbrands. Diese Stärke wird durch die kleinste Zahl dividiert, die am Rand liegt, weil das der Wert des Löschwassers ist. Hat ein Spieler seine Feuerwehrleute getrennt, so wird jede Gruppe für sich gewertet. Der Wert einer Gruppe wird immer aufgerundet. Das Ergebnis eines Spielers ist dann die Summe all seiner Gruppenwerte. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Angenommen eine Gruppe steht auf einer 5, einer 4 und einer 2 außen, so ist ihr Wert 11:2 = 5,5, aufgerundet 6.
Dies ist das Grundspiel, zu dem es die Feuerschneise als Erweiterungsregel gibt. Sie erlaubt es, eine Brandschneise zu legen. Diese hat den Wert 0 und verhindert - meistens - die Ausbreitung des Feuers an der gelegten Stelle. Legt ein Spieler eine Brandschneise, so gibt er dafür einen Feuerwehrmann ab (der ist für die Brandschneise verantwortlich) und der Spieler darf in diesem Zug keine weiteren Feuerwehrmänner mehr platzieren.
Oben habe ich das Spiel für vier Spieler beschrieben, zu dritt bekommt jeder Spieler vier Feuerwehrmänner der neutralen Farbe. Sie wird nicht ausgerechnet, die Feuerwehrmänner eignen sich aber, um Felder zu blockieren, wenn man sie selbst nicht möchte, aber sie für den Mitspieler gut sind. Zu zweit spielt jeder zwei Farben. Die Feuerwehrbrigaden werden getrennt berechnet, für den Spieler werden aber am Ende die beiden Werte der Brigade zusammengezählt.
Wie schon bei Fette Autos ist Feurio! auch allein spielbar. Dabei müssen die 12 Feuerwehrmänner einer Brigaden zusammenstehen und mit einem 1er Waldbrand am Rand verbunden sein. Man kann mit diesem Ziel auch zu mehreren ein kooperatives Feurio! spielen.
Feurio! bietet zuerst einmal ein neues Thema. Dieses wurde durch die Zeichnungen von Franz Vohwinkel sehr gut unterstützt. Die Schachtel schreit einerseits nach Aktion, deutet aber auch Anspannung und Schrecken an. Das Material im Spiel setzt dies fort. Während die Feuerwehrmänner in leuchtenden Farben gehalten sind, sind die brennenden Wälder in düsteren Farben gezeichnet.
Das Spiel selbst gefällt mir mit jedem Spiel besser. Zu Anfang wirkt der Mechanismus befremdlich, der Einfluss gering und die Rechnerei lästig. Das legt sich nach zwei Spielen. Für mehr Einfluss sollte spätestens dann die Regel für Schneisen benutzt werden, die vor allem zu zweit, aber auch noch zu dritt dem Spiel wesentlich mehr Möglichkeiten gibt. Durch die Auswertungsfunktion haben die 1er Waldbrände eine hohe Bedeutung. Zu viert kann es schon mal vorkommen, dass man nicht eines dieser Plättchen zieht. Es wird dann sehr schwer, zu siegen. Bei zwei Spieler passiert das selten und selbst bei einer Unausgewogenheit kann man gewinnen; ich habe dies bereits mit einem gegen fünf 1er-Waldbrände geschafft, weil meine eine Brigade alles Wasser aus diesem einen Plättchen schöpfte. Deswegen noch ein Wort zum Spiel zu zweit. Ich bin kein Freund der "dann spielt jeder zwei Farben"-Regel, ist sie für mich mit viel Verwaltungsaufwand und geringer Kreativität des Autors verbunden. Das ist hier anders, denn Feurio! spielt sich sehr gut zu zweit.
Das Solitärspiel und das noch schwerere kooperative Spiel sind eine echte Herausforderung; eine, die ich zum Zeitpunkt der Rezension noch nicht bewältigt habe. Ich war schon knapp davor und ich werde es wieder probieren. Patiencespieler, die eine Herausforderung suchen, sind mit ihr gut bedient; wer bei einer Patience "gewinnen" will, sollte Feurio! nicht alleine spielen.
Gerade wegen seiner kurzen Spieldauer und der guten Spielbarkeit von 1(1) bis 4 Spielern ist Feurio! auf jeden Fall empfehlenswert. (wd)
Steckbrief Feurio! |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Heinrich Glumpler | Edition Erlkönig | 1 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | ca. 30 Minuten | Franz Vohwinkel |