Was, Sie kennen Hugo (noch) nicht? Hugo, den, je nach Sichtweise, guten bzw. bösen Geist vom Schloß Gruselstein. Hugo, der bereits vor nahezu 15 Jahren seinen ersten Partygäste erschreckte. Hugo, das Geschöpf von Erfolgsautor Wolfgang Kramer, der auch wegen Hugo dazu wurde. Hugo, der so erfolgreich war, dass wegen ihm ein Spiel seinen Namen änderte. Hugo, der Protagonist von MITTERNACHTSPARTY, ein Spiel, das lange Jahre im Programm von Ravensburger war, dort zum Schluss als 'Hugo, das Schlossgespenst' firmierte, und nun wieder unter seinem ursprünglichen Namen bei Amigo verlegt wird.
Mitternachtspartyist eines der wenigen Spiele, das von zwei bis acht(!) Spielern gespielt werden kann. Je nach Anzahl verteilen sich zwischen zwölf bis sechszehn Partygäste auf der Treppe des Schlosses, die hier das Aussehen einer Eschertreppe hat (es geht immer nur aufwärts). Hugo selbst startet am Ende der neun Felder langen kleinen Treppe zum Verlies, die natürlich auch zur großen führt. Wer an der Reihe ist, würfelt und setzt einen seiner Partygäste entsprechend vorwärts. Wird jedoch Hugo gewürfelt (anstelle einer Sechs), schwebt er drei bzw. bei vielen Mitspielern zwei Felder vorwärts. Erreicht Hugo die Treppe, wird es ernst. Alle Partygäste, die von Hugo überholt werden, dürfen sich in die Warteschlange vor dem Verlies einreihen. Wer sich zuerst erwischt ließ, wird mit zehn Gruselpunkten bedacht, nachfolgende Partygäste bekommen jeweils einen Punkt weniger aufgebrummt. Aber man muss sich ja nicht von Hugo überholen lassen. Insgesamt stehen elf Zimmer zur Verfügung, in die man flüchten kann, wenn man an der Tür vorbeikommt. Aber erst nachdem Hugo auf der Treppe erschienen ist, vorher wollte man ja eine Party feiern und hat nicht am entferntesten an das Schlossgespenst gedacht. Und in einem Zimmer ist immer nur Platz für einen Partygast, wenn besetzt, dann besetzt. Zwei Räume sind besonders attraktiv, kann man doch dort drei Glückspunkte bekommen und später mit den Gruselpunkten verrechnen lassen. Allerdings hat die Sache einen Haken, denn diese Räume müssen mit genauer Augenzahl erreicht werden, was schwer genug ist. In zwei anderen Räumen spuken kleine Neffen von Hugo, so dass man dort auch einen Gruselpunkt einstreichen muss. Aber lieber einen als fünf oder sieben. Ein Durchgang endet, wenn sich kein Gast mehr auf der Schlosstreppe befindet, weil alle in Zimmer geflüchtet sind oder vor dem Verlies warten. Nach drei Durchgängen ist die Party beendet, derjenige mit den wenigsten Gruselpunkten kann stolz nach Hause gehen.
Mitternachtspartyist ein Familienspiel par excellence, aber auch reine Kinderrunden haben ihren Spaß daran. Dabei dürfen die Kinder durchaus jünger als die von Verlagsseite veranschlagten acht Jahre sein. Bei Kindern sind natürlich eine ganze Menge Emotionen im Spiel, von himmelhoch jauchzend, wenn ein Raum mit Glückspunkten erreicht oder ein Partygast von Papa zum Verlies geschickt werden konnte, bis zum Tode betrübt, wenn genau das mit einer eigenen Figur passiert.
Natürlich ist durch die Würfelwürfe ein hoher Glückskomponente im Spiel, aber sie füllt nicht negativ auf, ja man erwartet sie sogar irgendwie. Dadurch ergeben sich auch überraschende Wendungen. War Hugo gerade noch zehn Felder entfernt, könnte er dem Partygast drei Runden später schon in die Augen sehen. Und dann kein freier Raum in der Nähe. Zu siebt oder acht ist Mitternachtspartyzwar spielbar, aber der Frustfaktor gegebenenfalls ziemlich hoch. Manchmal sind die eigenen Figuren schon längst im Verlies verschwunden, bevor man einen Rettungsversuch starten kann. Und wenn doch, sind alle erreichbaren Räume schon belegt.
Amigo hat das eigentliche Spiel fast unverändert von der Originalversion übernommen, aber die graphische Gestaltung sichtlich aufgepeppt und modernisiert (positiv), die Schachtel doppelt so groß gemacht (negativ), dafür aber eine Regelvariante mit mehr Taktik und Raffinesse hinzugefügt (positiv). Auf jeden Fall ist dem Verlag hoch anzurechnen, dass es dieses wirkliche Schätzchen nicht in der Versenkung hat verschwinden lassen, sondern der Spielewelt erhalten hat. Mitternachtsparty war es wert. (mw)
Steckbrief Mitternachtsparty |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Wolfgang Kramer | Amigo | 2 - 8 Spieler | ab 8 Jahre | 30 - 40 Minuten | keine Angabe |