"Die Siedler von Catan für das Internet beschreiben" könnte eine moderne Version des Sprichworts "Eulen nach Athen tragen" werden. Es gibt kaum ein Spiel, das so oft beschrieben wurde, wie die "Siedler". Deshalb gab es zwar hier in der Pöppelkiste vieles rund um Catan, aber eben keine Beschreibung des Spiels. Dieser Zustand hat sich geändert, jetzt, wo du diese Zeilen liest. Der Grund ist ganz einfach: die Siedler haben ein neues Outfit bekommen. Nun stellt sich die Frage, ob das Spielgefühl gleich geblieben ist.
Für all diejenigen, die die Siedler nicht kennen, hier eine kurze Beschreibung; alle anderen können gleich beim Vergleich weiterlesen. Catan ist eine Insel. Sie wird aus 19 Sechsecken gebildet, die von Meer umgeben sind. Catan besteht dabei als sechs Landschaftstypen, fünf davon produzieren einen ihr eigenen Rohstoff, z. B. wächst auf dem Ackerland Getreide. Hinzu kommt noch die unfruchtbare Wüste, auf der ein Räuber sein zu Hause hat. Zu Beginn setzen die Spieler zwei Siedlungen und zu jeder Siedlung eine Straße. Siedlungen werden auf die Kreuzungspunkte platziert und produzieren die Rohstoffe der angrenzenden Landschaften, die Straße kommt auf die Kante zwischen zwei Sechsecken und dient der Ausbreitung. Jede Landschaft erhält einen Chip mit einer Zahl zwischen 2 und 12, ausgenommen die 7. Kommt ein Spieler an die Reihe, würfelt er zunächst. Die Landschaften mit der entsprechender Zahl produziert: die Spieler der angrenzenden Landschaften erhalten pro Siedlung einen Rohstoff, für eine Stadt deren zwei. Bei einer 7 wird der Räuber aktiv. Der würfelnde Spieler versetzt ihn auf eine andere Landschaft und nimmt sich von einem Spieler, der an der Landschaft gesiedelt hat, einen Rohstoff. Nach dem Würfelwurf darf gehandelt werden. Bei jedem Handel muss aber der am Zug befindliche Spieler beteiligt sein. Die Spieler können dabei Rohstoffe beliebig tauschen. Zusätzlich kann mit der Bank getauscht werden, allerdings zu einem sehr ungünstigen Kurs. All diese Tauscherei wird getätigt, um im dritten Teil eines Spielzugs bauen zu können. Hier entstehen weitere Straßen und Siedlungen oder aber Siedlungen werden zu Städten ausgebaut. Weiterhin gibt es Entwicklungskarten mit denen gesonderte Aktionen möglich sind.
Ziel des Spiels ist es, 10 Siegpunkte zu besitzen. Jede Siedlung bringt einen Punkt, jede Stadt zwei. Zusätzlich erhält der Spieler mit der längste Straße zwei Punkte, ebenso der Spieler mit der größten Rittermacht. Ritter befinden sich auf den Entwicklungskarten und vertreiben den Räuber. Bei den Entwicklungskarten gibt es auch Karten, die direkt einen Siegpunkt wert sind.
War früher die Ausstattung aus Holz, so ist sie jetzt aus Kunststoff. Die Änderung wurde notwendig, da jetzt die Straßen, Siedlungen und Städte ausmodelliert sind. Geändert hat sich auch der Rahmen. Früher wurde das Meer und die Häfen aus Sechsecken gebildet, heute sind es Teile, die der Auslage dreier Sechsecke entsprechen. Während früher jeder Hafen sein eigenes Sechseck hatte, sind nun durch die größeren Teile manchmal zwei Häfen auf einem Rahmenteil. Ansonsten hat sich das Spiel nicht verändert.
Die Änderung der Ausstattung wird die ewig junge Diskussion um Holz oder Kunststoff wiederbeleben. Ausmodellierung wie hier sind mit Holz nicht zu einem vertretbaren Preis machbar. Wer die Holzausstattung gewöhnt ist, tut sich zu Anfang ein wenig schwer, mit den Kunststoffteilen zu spielen. Dabei haben diese einen unübersehbaren Vorteil: die Größe. Waren die Holzteile funktionell, so waren sie doch im Verhältnis zu der Größe der Sechsecke mickrig. Die Kunststoffteile sind dies nicht mehr. Auch wirkt Catan mit den ausmodellierten Teilen lebendiger, weil eben nicht nur ein kleines Häuschen die Siedlung repräsentiert, sondern eben ein Dorf erkennbar ist. Das gleiche gilt für die Schachtel. Der für Catan typische Sonnenuntergang wurde beibehalten, doch die Siedlung ist nicht länger mehr ein Schattenriss.
Ein Wort muss auch zu dem neuen Rahmen gesagt werden. Er ist sehr gut, weil er ein Verrutschen der Sechsecke verhindert. Natürlich ist durch den Aufdruck der Häfen nicht mehr jede Konstellation möglich, doch Catan ist so flexibel durch den variablen Aufbau der Landschaften, dass diese Einschränkung als geringfügig abgetan werden kann. Niemand wird die paar Konstellationen missen, die jetzt nicht mehr gehen.
Weil sich das Spiel inhaltlich nicht geändert hat, brauchen Besitzer eines Holz-Catans nicht die neue Version zulegen. Neulinge hingegen bekommen jetzt eine lebendiger wirkende Insel.
Dies richtet sich noch mehr an Gelegenheitsspieler, die den optisch höheren Genuss sicherlich mehr zu würdigen wissen als der Vielspieler. Die Holzausstattung ist gut, vertraut, funktionell, war aber abstrakt. Die Version mit ausmodellierten Teilen ist ebenso funktionell, stellt aber die Spielgegebenheiten optisch konkreter dar. Catan ist weder besser, noch schlechter geworden, sondern anders. (wd)
Zur Seefahrer-Erweiterung.
Zu Städte und Ritter.
Steckbrief Die Siedler von Catan |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Klaus Teuber | Kosmos | 3 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | ca. 75 Minuten | Michaela Schelk |