Saboteur

Manchmal gibt es Spiele, bei deren Grundidee man sich fragt, warum es das nicht schon früher gab. So ist es mir mit Saboteur ergangen. Ich habe schon immer gedacht, es müsste ein Spiel geben, bei der viele Spieler ein bestimmtes Ziel verfolgen, während eine Minderheit versucht, die Erreichung dieses Ziels zu verhindern.
Saboteur setzt genau diese Grundidee um. Zu Beginn einer jeden Runde - gespielt werden davon drei - wird jedem Spieler verdeckt seine Rolle zugewiesen: Entweder ist er Goldsucher oder Saboteur. Während des Spiels entsteht ein Labyrinth, das aus Karten ausgelegt wird. Zu Beginn gibt es nur den Einstieg, gekennzeichnet durch eine Leiter sowie die drei Zielorte. Während an zwei Zielorten lediglich ein dicker Stein auf die Goldsucher wartet, zeigt der dritte einen großen Goldklumpen. Dazwischen befindet sich der - imaginäre - Berg. Die Stollen, die in ihn hineingetrieben werden, müssen die Distanz von sieben Karten überbrücken, damit die Goldsucher eine Chance auf das Gold bekommen.
Beim Start eines Durchgangs erhält jeder Spieler fünf Karten auf die Hand. Wenn er an die Reihe kommt, spielt er eine davon. In vielen Fällen treibt er damit die Stollen in Richtung der drei Zielkarten. Die meisten der Wegekarten zeigen dafür auch Gänge, oft mit Abzweigungen oder Kreuzungen, hin und wieder aber auch Sackgassen. Neben diesen Wegekarten gibt es noch Aktionskarten. Die Schatzkarte erlaubt es unter eine der drei Zielkarten zu schauen. So wissen einige Spieler, ob ein Ziel lohnend ist oder nicht. Andere Aktionskarte zeigen zerstörte Hilfsmittel der Goldsucher. Ob Lore, Lampe oder Spitzhacke kaputtgehen ist egal, ein Spieler, der mit einer solchen Karte bedacht wird, darf keine Wegekarte mehr auslegen, sondern nur noch Aktionskarten spielen. Deshalb gibt es die Reparaturkarten. Mit diesen Karten kann man sich selbst oder auch einen Mitspieler helfen und den zerstörten Gegenstand ersetzen. Die mächtigste Aktionskarte ist der Steinschlag. Mit ihr kann eine Karte aus dem Stollenlabyrinth entfernt werden. So können die Goldsucher eine Sackgasse entfernen oder die Saboteure den Weg unterbrechen. Die Goldsucher gewinnen einen Durchgang, wenn sie einen durchgängigen Weg vom Einstieg bis zum Goldklumpen bauen konnten, die Saboteure waren erfolgreich, wenn alle Karten gespielt wurden, aber kein solcher Weg zustande kam. Die Saboteure erhalten dabei eine fest Anzahl von Goldstücken, die von der Anzahl der Saboteure abhängt. Unter den Goldsuchern werden hingegen so viele Karten wie es Spieler gibt verteilt. Jede Karte zeigt ein bis drei Goldstücke. Als erstes wählt der Goldsucher, der den Goldklumpen entdeckt hat. Danach wählt immer der rechte Nachbar, also als zweites derjenige, der den Anschluss zum Goldklumpen ermöglichte. Da die Saboteure nichts bekommen, erhalten einige Spieler sogar zwei Goldkarten. Wer nach drei Durchgängen die meisten Goldstücke ausweisen kann, ist Sieger.

Goldsucher oder Saboteur?Funktioniert die Laterne? Führt der Stollen zum Gold?Gold oder Stein?Gold!!!

Saboteur ist ein Gruppenspiel, das am meisten Spaß macht, wenn es viele Mitspieler gibt. Das Spiel lebt von den Verdächtigungen und den daraus resultierenden Handlungen. Wer Wege verbaut, wird sofort als Saboteur verdächtigt, doch so manches Mal ist es ein Goldsucher, der nur den Weg zu einem der beiden Zielsteine verbaut hat. Die Goldsucher bauen natürlich konstruktiv, und zwar Wege zu den Zielkarten. Als Saboteur hat dadurch die Schwierigkeit sich zu tarnen, weil man ja keine nützliche Wege bauen möchte. Wer frühzeitig den Tunnelbau behindert, kann dies zwar oft massiv tun, wird aber danach nicht mehr viel anrichten. Die Goldsucher sind in der Überzahl und sie werden einen bekannten Saboteur durch kaputte Gegenstände aus dem Spiel halten.
Der weitere Spaß besteht darin, dass es meist nur sehr schwer abzuschätzen ist, ob ein Weg erfolgreich gebaut wird. Oft entsteht er erst bei der Auslage der letzten Karten. Da man selbst nur fünf Karten auf der Hand hat, ist man auf die Hilfe der Mitspieler angewiesen. Diese gewollte Hilflosigkeit sorgt für Zusammengehörigkeitsgefühl bei den Goldsucher. Diese kann aber auch im dritten Durchgang enden, wenn man es einem bereits gut mit Goldkarten ausgestattetem Spieler nicht gönnt, den Weg an den Goldklumpen anzuschließen. Einen internen Neid kennen die Saboteure nicht, da sie alle die gleiche Belohnung bekommen.
Wer häufiger in großen Gruppen spielt, dem sei Saboteur wärmstens empfohlen. Es gibt nur wenige Spiele, die mit mehr als sechs Spielern gut zu spielen gehen (mal Kommunikationsspiele wie Nobodys perfect und Tabu außer Acht gelassen) und Saboteur ist ein Spiel, dessen Spielspaß mit steigender Spieleranzahl mitsteigt. Eine weitere Stärke des Spiels liegt daran, Spieler jeden Alters anzusprechen. Dies liegt unter anderem an der Faszination, bei einem Spiel vorsätzlich und regelkonform destruktiv spielen zu dürfen. Deshalb bleibt zu hoffen, dass der negativ klingende Titel nicht vom Kauf des Spiels abhält. (wd)

Steckbrief
Saboteur
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Frédéric Moyersoen Amigo 3 - 10 Spieler ab 8 Jahre ca. 30 Minuten Andrea Boekhoff