Wie ich die Welt seheWie ich die Welt sehe

Was haben Angela Merkel und das Telefonbuch von Wolfenbüttel gemeinsam? Sie kommen in Spiel Wie ich die Welt sehe vor. Nun schließt sich direkt die Frage an, was die beiden denn in dem Spiel machen. Nun, sie können dort Platzhalter ausfüllen, die man auf Karten vorfindet. Und weil das hier alles sehr verwirrend klingt, fange ich mal von vorne an.

Entwicklungshilfe Das Spiel besteht aus zwei Arten von Karten, großen und kleinen. Die großen werden nach der Regel "meine Welt"-Karten genannt. Das hat auch einen guten Grund, denn hier wird irgendetwas aus unserer Welt beschrieben. Dies geschieht meist in einem, manchmal auch zwei Sätzen. In diesen Sätzen befinden sich ein oder zwei Wolken, die als Platzhalter stehen. Für diese Platzhalter gibt es nun die "Es"-Kärtchen. Auf diesen Kärtchen befinden sich nun die unterschiedlichsten Begriffe, eben auch die beiden oben genannten.
Zum Ablauf: Jeder Spieler bekommt 12 dieser Es-Kärtchen. Ein Spieler nimmt sich die Meine-Welt-Karten und liest den darauf befindlichen Text vor. Nun ist es an den Spielern, ein oder zwei Es-Kärtchen auszuwählen, von denen sie meinen, sie würden den Platzhalter besonders gut ausfüllen. Besonders gut ist dabei aber ein sehr relativer Begriff, wie wir gleich sehen werden. Wenn jeder Spieler seine Karte(n) gewählt hat, wird noch ein Zufälliger vom Stapel hinzugefügt. Danach liest der Spieler, der schon den Text vorgelesen hat, die Antworten vor. Schließlich wählt er eine Antwort aus, die ihm besonders gut gefällt. Dabei gibt es keinerlei Restriktionen, es liegt also an seinem Geschmack. In der Regel kommt die Antwort von einem Spieler. Dann darf dieser seine Antwortkarte als Punkt vor sich ablegen und liest den nächsten Text vor, während alle anderen Karten nachziehen. Erfolgreiche Spieler müssen also mit weniger Karten auskommen. Sollte ein Spieler aber den Zufälligen wählen, so muss er eine Punktekarte wieder abgeben und dafür eine vom Stapel auf die Hand nehmen. Außerdem bleibt er weiterhin der Vorlesende. Je nach Spielerzahl endet das Spiel, wenn ein Spieler vier bis sieben Karten vor sich liegen hat. Bei drei Spielern werden die Regeln leicht geändert. Für zwei Spieler gibt es ein Erkennungsspiel mit den Karten.

Name eines Gruselfilms Doch zurück zum eigentlichen Spiel. Es ist ein lockeres, unterhaltsames Kommunikationsspiel. Es ist schnell erklärt und einfach gespielt. Im Gegensatz zu vielen anderen Kommunikationsspielen benötigen die Spieler hier keine künstlerischen Fähigkeiten und auch nur bedingt Kreativität. Ein guter Grundstock an Allgemeinbildung ist hingegen sehr gut, damit man die vielseitigen und aus den unterschiedlichsten Bereichen stammenden Begriffe auch versteht. Wenn dennoch mal ein Begriff unverständlich erscheint, gibt es im Anhang eine Erläuterung.
Das Spiel selbst ist überwiegend erheiternd. Die meisten Spieler wählen entweder recht passende oder lustige Begriffe aus. Manche Aussagen sind auch Ansichtssache, wie die Beispiele zeigen, denn ob man einen Gruselfilm Hip-Hop nennen würde, ist sicher auch vom persönlichen Geschmack abhängig. Dennoch kann es auch zu Ergebnissen kommen, die einzelne Spieler nicht amüsant finden, in meinem Beispiel könnte eine solche Karte Jesus Christus sein. Dies sind aber immer noch nicht die gemeinsten Antworten. Aufgefallen ist auch, dass es unter den Es-Kärtchen einige erotische Begriffe gibt, was für ein Spiel ab 10 Jahre ungewöhnlich ist. Mit Jugendlichen stellen diese Begriffe aber kein Problem mehr dar. Wirklich unangenehme oder gar peinliche Situationen kommen weniger real vor, als dass sie sich in den Köpfen der Spieler befinden. Man mischt dabei leicht gedanklich frühere Antworten mit dem aktuellen Text. Gedanken sind eben frei und diese Gedankenspiele bilden einen Teil des Spielreizes.
Dieser Reiz ist so hoch, dass in unserem Spielkreis immer wieder dieses Spiel verlangt wird. Man kennt die Karten und die Begriffe, aber der Kombinationen sind halt viele. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Wir sind angefangen, uns eigene Meine-Welt-Karten auszudenken, z. B. "Der nächste Roman von Joanne K. Rowling heißt "Harry Potter und ~Wolke~". Die beliebteste Antwort darauf ist natürlich das Telefonbuch von Wolfenbüttel, aber nur weil die Teletubbies vermisst werden. Das ist selten genug. (wd)

Steckbrief
Wie ich die Welt sehe
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Urs Hostettler Abacusspiele 2 - 9 Spieler ab 10 Jahre ca. 30 Minuten Res Brandenberger