Um sich an den Erfolg eines großen Spiels anzuhängen und auch ein vom Preis her niedrigeres Marktsegment zu bedienen, wird manchmal von den Verlagen ein Kartenspiel hinterher geschoben. Klassische Beispiele dazu sind "Die Siedler von Catan", "Café International" oder "San Juan". Denselben Weg ist man beim Ravensburger Verlag auch mit dem Verkaufsschlager "King Arthur" gegangen, so dass nun das Kartenspiel, ebenfalls von Reiner Knizia konzipiert, vorliegt.
Zumindest an der Verpackung ist die Verwandtschaft klar zu erkennen, gleiche Farbgebung, gleicher Schriftzug, gleiche Deckelgestaltung. Damit ist der Wiedererkennungswert im Verkaufsregal garantiert. Was die inneren Werte angeht, hat das Kartenspiel nur noch das Thema und das Bestehen von Abenteuern mit dem großen Bruder gemein. Aber bis dahin ist ein mehrstufiger Weg zurückzulegen, denn jeder der zwei bis fünf Mitstreiter bekämpft mit seinen Ritterkarten zunächst so genannte Widersacher, die dann genutzt werden, um an die insgesamt 13 Abenteuer mit verschiedenen Bedingungen und entsprechend unterschiedlichen Werte von 6-20 zu gelangen. Wer hierbei die meisten Punkte sammeln konnte, wird zum neuen (Spiele)König ausgerufen.
Außer den je fünf Pappsiegeln, die nur in der Profivariante benötigt werden, ist das komplette Spielmaterial bereits erwähnt. Ritterkarten gibt es in drei unterschiedlichen Farben meist mit einem Ritter, vereinzelt zwei Ritter zeigend. Dazu kommen noch die fünf Merlin-Karten, die als Joker genutzt werden. Die Widersacherkarten gibt es in vier Farben in unterschiedlicher Anzahl und Wertigkeit. Maximal vier Widersacher einer Farbe liegen gleichzeitig aus.
Es sind 13 Dunkle Mächte mit einem Maximalwert von 3 vorhanden, während es nur neun rote Drachen mit dem Spitzenwert von 5 gibt. Die Wertangabe erfüllt pfiffigerweise zwei Aufgaben. Zum einen gibt sie an, wie viele Ritter einer Farbe aufgewendet werden müssen, um diesen Widersacher zu besiegen. Zum anderen, wie damit Abenteuer bestanden werden können. Da gibt es z.B. solche, für die mindestens acht rote Widersacherpunkte (Wert des Abeneteuer 15) benötigt werden oder zwölf beliebiger Farbe (Wert 20), für die nur zwei Karten beliebiger Farbe 8 (Wert 6) oder vier Karten unterschiedlicher Farbe (Wert 15) nötig sind. Jetzt könnte der Einwand kommen, dass man ja gleich die nötige Anzahl Ritterkarten sammeln könnte, um die Abenteuer zu bestehen. Bei einigen Karten würde das gehen, bei Abenteuern, die nur über Farbkarten erworben werden, nicht. Außerdem würde man sich der taktischen Möglichkeiten berauben, Widersacherkarten geschickt billig 'einzukaufen', um sie teuer wieder zu 'verkaufen' bzw. gezielt Widersacher zu 'kaufen', um der Situation angepasst reagieren zu können. Für mich zieht das Spiel gerade aus diesem abgestuften Verfahren seinen Reiz, der sich in der Profivariante noch erhöht. Dort wird der Widersacher nicht sofort besiegt, sondern zunächst einmal nur mit einem Siegel markiert. Erst wenn alle Karten einer Farbe belegt sind, kommt die Karte auf die Hand. Aber nur der gerade aktive Spieler kann sofort ein Abenteuer angehen. So hat man dann vielleicht die benötigte Widersacherkarte bekommen, aber das Abenteuer ist weg. Also muss Plan B greifen. Dies kann man allerdings umgehen, wenn man kräftig 'investiert', d.h. einen bereits markierten Widersacher erneut besiegt. Dann darf die Karte sofort genommen werden, aber sie war dann ja doppelt so teuer. Das will gut überlegt sind. Auf jeden Fall wird durch die Siegel die Variante gegenüber dem Grundspiel dynamischer.
'Kaufen, verkaufen, investieren', das deutet daraufhin, dass das Spiel auch mit einem ganz anderen Thema belegt werden könnte. Vielleicht kommt es auch ursprünglich aus diesem Bereich, ich weiß es nicht. Was aber klar scheint ist, dass das King Arthur, Das Kartenspiel, dadurch nicht mehr so viel mit dem großen Bruder gemein hat, wie ich aber schon anmerkte. Auch will die wohl angedachte Fantasystimmung nicht so richtig aufkommen. Dennoch, am Spiel selbst ist nichts auszusetzen. Es ist zwar unspektakulär, aber nett, schnell und einfach. Aber es verlangt es eine gewisse Gedächtnisleistung und Beobachtungsgabe, um abschätzen zu können, auf welche Abenteuer die Mitstreiter aus sind. Und taktisches Feingefühl sowieso, um zum richtigen Zeitpunkt zuschlagen zu können. Ich musste meine Testspieler nicht beknien, noch eine zweite Partie anzuhängen. Ein sicheres Zeichen, das King Arthur, Das Kartenspiel, zu den besseren Spielen des Jahrgangs gehört. (mw)
Steckbrief King Arthur, das Kartenspiel |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Reiner Knizia | Ravensburger | 2 - 5 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 30 Minuten | Boris Vallejo, Franz Vohwinkel, Walter Pepperle |