Der Niagara River ist Namensgeber für dieses Spiel.
Die Spieler schlüpfen in die Rollen von Edelsteinjägern, die am Flussufer die wertvollen Steine einsammeln. Dabei müssen sie vermeiden vom reißenden Fluss über den Abgrund ins Unglück transportiert zu werden.
Schon der Aufbau des Spieles ist ungewöhnlich. Man nimmt das gesamte Material aus der Schachtel und legt Deckel und umgedrehten Boden so nebeneinander, dass sie eine durchgehende Fläche bilden. Auf diese Fläche kommt jetzt der Spielplan. Er ist aus zwei Schichten Pappe zusammengesetzt, wobei die obere Schicht Aussparungen besitzt. Diese Aussparungen bilden einen Fluss, der den Spielplan längs durchläuft, und sich am Ende gabelt. Die Enden der Gabelung hängen dann durch einen Knick gezielt am Schachtelplateau herab. In die Flussaussparung werden runde Plexiglasscheiben gelegt, vor der Gabelung liegen fünf, in jedem Flussarm zwei Scheiben. Einigen Feldern des Flusses sind Anlegestellen zugeordnet. Dies sind die Edelsteinfundstellen. In jede der Fundstellen werden acht Edelsteine der zugeordneten Art gelegt. Auf einer Wetterleiste mit Werten von -1 bis 2 wird der Wetterstein auf das Feld 0 gelegt. Diese Wetterleiste zeigt, wie schnell sich der Fluss jede Runde bewegt.
Jeder Spieler erhält zwei Kanus und einen identischen Paddelkartensatz. Diese Karten zeigen auf der Vorderseite die Zahlen 1 bis 6 und eine Wolke. Der Startspieler bekommt den Startspielerstein.
Alle wählen eine Paddelkarte aus, die sie verdeckt auf den zugewiesenen Ablageplatz auf dem Spielplan legen. Dabei gibt die Zahl die Aktionspunkte an, die man in dieser Runde benutzen will.
Wer die Wolke spielt muss den Wetterstein um ein Feld bewegen. Die Boote werden am oberen Flusslauf eingespielt. Hat man eine Bewegungskarte gespielt, muss man mindestens ein Kanu ohne Richtungswechsel bewegen. Man darf keine Punkte verfallen lassen. Sind beide Boote auf dem Fluss, müssen beide Boote die ausgespielte Aktionspunktzahl nutzen. Ist nur ein Boot auf dem Fluss, darf man sich aussuchen, ob man das zweite Boot ins Spiel bringt. Jede Bewegung des Kanus auf dem Fluss kostet einen Punkt. Zu Beginn oder am Ende des Zuges eines Bootes darf man einen Edelsein vom Anlegeplatz, an dem man liegt, einladen oder auch ausladen. Jede solche Bewegung eines Edelsteines kostet zwei Punkte. Das Anlanden am Flussanfang kostet nur einen Punkt. Dabei wird das Boot aus dem Fluss genommen wird und ein eventueller Edelstein kommt ins eigene Lager. Nacheinander decken die Spieler ihre Paddelkarte auf, und führen ihren Zug durch.
Haben alle Spieler ihren Zug durchgeführt, bewegt sich der Fluss. Die Anzahl der Plexiglasscheiben entspricht zunächst dem Wert der niedrigsten gespielten Paddelkarte. Dieser Wert wird um den Wert auf der Wetterleiste verändert. Dabei werden die Boote natürlich mitbewegt. Im Normalfall rutschen die Scheiben an der Gabelung im Wechsel abwechselnd nach rechts oder links. Fällt ein Boot über den Abgrund, ist es verloren und die in ihm vorhandenen Edelsteine gehen an den Fundort zurück. Hat man ein Boot verloren, kann man es für einen beliebigen Edelstein zurückkaufen.
Die ausgelegte Paddelkarte bleibt liegen, der Startspielerstein wandert nach links und eine neue Runde beginnt. Wurden alle Paddelkarten gespielt, erhalten alle die Spieler diese für die nächsten Runden zurück. Das Spiel endet, wenn ein Spieler vier gleiche, fünf verschiedene oder sieben beliebige Edelsteine in seinem Lager hat.
Das Spiel macht schon beim ersten Spielen Spaß, und beim einfach drauflos Spielen lernt man schnell die verschiedenen Effekte kennen
Starten alle Spieler mit einer 5 oder 6, kommt der Fluss schnell in Fahrt und hinter der Gabelung wird es gefährlich. Spielt man kleine Karten, kommt man kaum voran, aber auch der Fluss wird langsam. So ist es wichtig, die anderen Spieler einzuschätzen, um die kommende Flussbewegung abzuschätzen. Auch ein gutes Gedächtnis nützt viel, denn weiß man, welche Karten noch im Spiel sind, kann man seine Züge danach ausrichten. Einen Mechanismus habe ich oben nicht erwähnt. Beendet man seinen Zug flussaufwärts und ein beladenes Boot befindet sich auf der gleichen Scheibe, darf man diesem Boot den Edelstein stehlen und ihn kostenlos in das eigene Boot umladen.
Obwohl man Niagara locker weg spielen kann und als Seltenspieler dabei einen Riesenspaß hat, entpuppt es sich nach einigen Spielen doch als lupenreines Taktikspiel. Der einzige Zufallsfaktor sind die Spielzüge der Mitspieler, und gerade das richtige Einschätzen ist wichtig für den Sieg. Welche Karten sind noch dabei? Wer ist Startspieler? Kann ich beklaut werden oder selbst stehlen? Spiele ich nur mit einem Boot oder nehme ich das zweite hinzu? Gehe ich auf Nummer sicher oder riskiere ich was? Welche Edelsteinfarben haben die Mitspieler schon im Lager? All diese Fragen wollen bedacht werden. Mit entscheidungsfreudigen Mitspielern hat man hier ein flottes Taktikspiel, das durch sein Material besticht und mit dem trickigen Mechanismus frischen Wind auf den Spieltisch bringt. (bd)
Steckbrief Niagara |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Thomas Liesching | Zoch | 3 - 5 Spieler | ab 8 Jahre | 20 - 30 Minuten | Victor Boden |