Im Schatten des Drachen

Auf der Spiel '03 stellte Pegasus sein Spiel Rückkehr der Helden vor. Dieses Spiel habe ich leider nicht spielen können, doch als im Schatten des Drachen herauskam, hoffte ich für ein Zweierspiel ausreichend Mitspieler zu finden, da die Zahl der Fantasy-liebenden in meinem Umfeld stark geschrumpft ist.

Bei diesem Spiel handelt es sich um ein klassisches Fantasy-Abenteuer. Ein Drache haust im Land und versetzt alle Menschen in Angst und Schrecken. Wir Spieler müssen uns aufmachen und unsere Kampfkräfte stählen, um den Drachen besiegen zu können. Dies erreichen wir durch das Besiegen von Gegnern, und das Erfüllen von leichten und schweren Aufgaben. Des weiteren brauchen wir eine magische Waffe, denn durch normale Waffen ist ein solcher Drache nicht zu besiegen. Um diese Waffe zu erlangen, muss man einen mehrteiligen Auftrag erfüllen. Aufträge und Monster liegen anfangs verdeckt auf dem Spielplan, und werden wenn man das Feld, auf dem sie liegen betritt, aufgedeckt.
Jeder Mitspieler besitzt Startwerte in Magie, Fernkampf und Nahkampf. Um einen Kampf zu bestehen muss man unerfahren mit zwei Würfeln würfeln, und unter dem angegebenen Wert bleiben. Wird man erfahrener, bekommt man Würfel hinzu, und darf dann aus den Würfeln zwei auswählen, die ein der Summe (hoffentlich) kleiner sind.

Hat man seine magische Waffe errungen, begibt man sich zum Drachen und versucht ihn zu besiegen. Hier handelt es sich wirklich um ein klassisches Rollen-Brettspiel. Man schlüpft in die Rolle des Abenteurers, legt weite Strecken zurück, sucht Geheimwege, gerät in Unwetter und erlebt alles, was zu einem Hack and Slash-Rollenspiel gehört.

Die Geschichte ist stimmig, und wenn man das Spiel verstanden hat, macht es richtig Spaß. Doch der Weg dorthin ist sehr dornig. Ich kannte Die Rückkehr der Helden nicht und ging unvorbelastet an das Regelstudium. Diese sah auf den ersten Blick sehr gut und vernünftig strukturiert aus. Nach sorgfältigem Lesen der Regel entstand der Eindruck, prima ausgearbeitetes Kampfsystem, gut verständlich. Doch der Teufel lag im Detail. Was nicht ersichtlich war, ist, dass auch das Glossar sorgfältig gelesen werden muss. Viele grundlegende Regeln werden dort, und nicht im Regelwerk abgehandelt.
Für viele Fragen fanden wir keine Antwort, z. B. wie und wann bestimmt wird, welcher der fünf Drachen bekämpft werden muss. Auch viele andere Dinge waren anfangs für mich unverständlich. Glücklicherweise hatte mein Sohn die Rückkehr der Helden kennen gelernt, und mit seiner Hilfe ließen sich dann fast alle Regelfragen mit Kenntnis der Originalregeln beantworten. Bei unklaren Auslegungen konnten wir uns immer einigen.

Das erste Spiel waren ein ständiges Blättern in Regel und Glossar, doch so schnell lässt man sich als alter Hase nicht abschrecken. Mit etwas Übung kann man dann ohne ständige Blätterei zügig spielen, und erlebt ein nettes Abenteuer. Es ist wie zu den alten Zeiten als man Magic Realm oder Wizards (beide alte Avalon-Hill-Spiele) spielte. Damit habe ich so manchen langen Abend im Zweierspiel zugebracht. Aber die Zeit ist weitergegangen. Früher hätte mich das Spiel vollkommen begeistert, doch ist mir in den letzten Jahren die Bereitschaft, mich stundenlang in eine Regel zu vertiefen und trotzdem während des Spielens ständig nachzuschauen, verloren gegangen.

Wer kurze, knackige und vollständige Regeln verlangt, ist hier beim falschen Spiel. Wer aber ein Faible für Fantasy-Rollenspiele besitzt, mit lückenhaften Regeln umgehen kann, und auch nichts gegen viel Würfelei hat, derjenige wird viel Freude an diesem Spiel haben, er sollte es sich unbedingt mal anschauen. (bd)

Steckbrief
Im Schatten des Drachen
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Lutz Stepponat Pegasus 2 Spieler ab 10 Jahre ca. 90 Minuten Hans Georg Schneider, Christian Hanisch, Tom Thiel