So ein Schlossgarten sieht in der Regel gut angelegt und gepflegt aus. Auch der Prestel Schlossgarten sollte so sein, aber zu Beginn ist er es nicht. Statt schöner Anlagen befinden sich dort 49 Landschaftsfelder mit Steinen (Punktwert: 1), Sträuchern (Punktwert: 2) und Rasen (Punktwert: 3). Alles wirkt noch ein wenig ungeordnet und schöne Anlagen gibt es auch noch nicht.
Deshalb schickt jeder Spieler seinen Architekten und seinen Gärtner in den Schlossgarten, damit sie Anlagen errichten. Der König selbst überwacht den Bau der Anlagen. Jeder Spieler bekommt ein Konstellationskärtchen auf die Hand sowie Gartenanlagen und -bauten in der Größe von einem, zwei oder drei Feldern (bei drei Feldern im Winkel angeordnet).
Der Zug eines Spielers beinhaltet immer zwei Teile: die Bewegung seiner Figuren und den Bau eines Gartenelements (Element = Oberbegriff für Anlagen und Bauten). Zunächst zieht er dazu eine zweite Konstellationskarte. Nun darf er bis zu fünf Züge mit seinen drei Figuren durchführen. In einem Zug darf die Figur entweder ein Feld weiterziehen, sowohl vertikal, horizontal oder auch diagonal oder aber eine Figur überspringen und so zwei Felder weit ziehen. Steht auf dem Zielfeld eine fremde Figur, so wird diese geschlagen und auf ein Feld mit einem Element ihrer Farbe gestellt. Ein König darf aber weder übersprungen noch geschlagen werden.
Stehen danach die Figuren in der abgebildeten Konstellation - es darf auch ein fremder Architekt oder Gärtner mitgenutzt werden - kann der eigene Architekt oder der eigene Gärtner aktiv werden und bauen. Dazu kann man eines der acht Felder um ihn herum kultivieren und dort bauen. Ebenfalls darf er Gebäude, die an dieses Feld angrenzen, in sein Element einbauen. Der Gärtner kann so die Gartenanlage in der Größe eines Feldes errichten oder aber unter Nutzung einer solchen Anlage schon das Gartenanlage mit der Größe zweier Felder errichten. Diese Anlage wird wiederum mitbenutzt, wenn die größte Gartenanlage errichtet wird. Das mitbenutzte Teil wird dem Spieler wieder in seinen Vorrat zurückgeben. Der Architekt arbeitet wie der Gärtner, nur errichtet er Bauten statt Anlagen. Eigene Elemente haben den Vorteil, dass keine fremde Figur sie betreten darf und dass sie beim Betreten als ein Feld zählen.
Außerdem bringen Bauten Punkte, und zwar je nach Größe ein bis drei Punkte. Dazu werden die Werte der überbauten Landschaftsfelder hinzugezählt. Der Spieler, der als erstes 21 Punkte vorweisen kann, ist Sieger.
Mein Gefühl bzgl. Des Schlossgartens ist sehr gemischt. Zunächst einmal fällt die sehr gute Optik auf. Die Plättchen sind hübsch gestaltet und der Schlossgarten weist selbst im unbebauten Zustand eine hohe Ästhetik auf. Beim Spiel selbst habe ich aufgrund der Thematik, die ich im Übrigen sehr originell finde, ein lockeres Spiel erwartet. Dies ist nicht so, denn das Setzen der Figuren und der Bau der Elemente verlangen einige Überlegungen und einiges an taktischem Geschick. Ich korrigierte also meine Erwartungshaltung, wodurch mir auch das Spiel besser gefiel.
Bevor man nun aber den Schlossgarten spielen kann, muss erst einmal das Manko einer schlechten Regel überwunden werden. Ein Mangel kann leicht abgeändert werden: Ich ziehe meine zweite Konstellationskarte erst zu Beginn meines Zug. Somit muss ich dann erst einmal schauen, was zu längeren Zügen führt. Stattdessen ist es sinnvoll, direkt mit zwei Karten zu starten und immer am Ende seines Zuges eine Karte nachzuziehen. Bei der Zug- und Bauregel geht eine solche Korrektur nicht mehr so einfach. Es bleibt unklar, wie ein großes, eigenes Element zu behandeln ist und vor allem, wie man sich darauf hin- und her bewegt. Außerdem kam die Frage auf, ob man Elemente überbauen darf, auf denen eine Figur steht.
Wir haben uns für eine strenge Auslegung der Regel entschieden. Danach zählt ein eigenes Element nur beim Betreten als ein Feld, man kann sich dann aussuchen, wo man stehen bleiben will oder an welcher Stelle man das Element verlassen will. Da in der Regel nichts davon steht, dass besetzte Elemente überbaut werden, ist es für uns erlaubt. Dabei kann es vorkommen, dass eine fremde Figur auf dem eigenen Element steht. Dem widerspricht die Regel nicht, die nur das Betreten fremder Elemente verbietet. Damit kommen wir aber wiederum zur positiven Seite des Schlossgartens: er ist genauso gut spielbar, wenn man die Regel anders interpretiert.
Ein anderes Manko ist die Zielvorgabe, die nicht sie Spielerzahl berücksichtigt. Gerade zu zweit ist der Schlossgarten dann aber so groß, dass man sich aus dem Weg gehen kann. Damit komme ich zum letzten Kritikpunkt: Der Startspieler baut zuerst, d. h. er bekommt die Punkte seines Handelns sofort und hat damit deutlich bessere Gewinnchancen. Hier wäre es besser, die Runde zu Ende spielen zu lassen und dann zu werten (ggf. mit einem Tie-Breaker für Punktegleichstand. Was bleibt ist eine gute Spielidee und eine schöne Aufmachung. Das Spiel selbst hätte um wirklich gut zu sein, noch ein paar Überarbeitungen benötigt. (wd)
Steckbrief Der Prestel Schlossgarten |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Ulf Siebert | Prestel | 2 - 4 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 45 Minuten | Andrea Schaller |