Das Kartenspiel Blue Moon hat mich wenig fasziniert, weil es auf mich wie eine vereinfachte Version von Magic the Gathering gewirkt hat. Nun wurde die Welt von Blue Moon ausgebaut: Mit Blue Moon City bauen bis zu vier Spieler eine zerstörte Stadt wieder auf.
Diese Stadt besteht aus 21 Bauten, die in einem fünf mal fünf großen Feld angeordnet werden. Die Ecken des Feldes bleiben leer; das Zentralfeld wird von dem Obelisken belegt, der eine Sonderrolle besitzt und als einziges Gebäude schon zu Beginn errichtet ist. Alle andren Gebäude sind zunächst nur als Bauskizze sichtbar. Diese Bauskizze enthält viele Information: Zur Errichtung werden ein bis drei Bauteile benötigt, die im Wert zwischen 2 und 5 liegen und bis auf eine Ausnahme immer in einer bestimmten Farbe errichtet werden müssen. Des Weiteren zeigt die Karte die Belohnung für all diejenigen an, die sich an dem Bau beteiligt haben und für den, der am meisten dazu beigetragen hat.
Das Grundprinzip ist denkbar einfach. In meinem Spielzug darf ich meine Spielfigur bis zu zwei Felder weit ziehen. Anschließend darf ich beliebig viele Teile des Gebäudes errichten, auf dessen Bauskizze sich meine Spielfigur nun befindet. Wurde das Bauwerk fertig gestellt, wird es gewertet, was den Spielern Kristalle und Drachenschuppen bringt. Abschließend erhalte ich unabhängig von der Anzahl der gespielten Karten zwei neue von Nachziehstapel.
Dieses simple Grundprinzip wird nun durch die Karten und ihre Möglichkeiten verfeinert. Zunächst einmal zeigt jede Karte eine Farbe und besitzt einen Wert von 1 bis 3. Dieser Wert zählt für den Bau eines Bauteils. Die Karten mit Wert 1 und 2 haben dazu noch eine Sonderfunktion, die alternativ genutzt werden kann.
Während der Bewegung meiner Spielfigur kann ich so meine Reichweite erhöhen oder mich gar teleportieren, also auf ein beliebiges Feld stellen. Ebenfalls durch Karten kann ich die drei Drachen bewegen oder teleportieren. Der Bau von Bauteilen wird dazu auf zwei Wegen vereinfacht. Zum einen gibt es die Karten, deren Spezialfunktion die Farbe anderer Karten ändert. Zum anderen gibt es Joker, die zu jeder Farbe dazu gelegt werden dürfen. Wenn ich nun ein oder mehrere Bauteile errichte, bekomme ich für jeden Drachen, der bei mir auf der Bauskizze steht, eine Drachenschuppe. Sobald alle Drachenschuppen verteilt sind, erhält jeder Spieler, der mindestens drei Drachenschuppen besitzt, dafür drei Kristalle. Wer die alleinige Mehrheit hat, sogar sechs.
Auch bei den Wertungen der fertig gestellte Gebäude gibt es überwiegend Kristalle: Auch für fertig gestellte Gebäude gibt es überwiegend Kristalle, doch manchmal auch Drachenschuppen sowie Karten. Dabei geben benachbarte, bereits errichtete Gebäude zusätzliche Belohnung. Diese Belohnung sowie die allgemeine Belohnung erhalten alle am Bau beteiligten Spieler, dazu kommt noch eine Belohnung für den Spieler, der am meisten zu dem Bauwerk beigetragen hat.
Ziel ist es, die Kristalle dem Gott Blue Moon am Obelisken zu opfern. Dazu muss die Spielfigur beim Obelisken stehen- Je weiter das Spiel fortschreitet, je mehr Kristalle werden benötigt. Wer schließlich eine von der Spielerzahl abhängige Anzahl von Opfern erbracht hat, ist Sieger.
Sofort fällt bei Blue Moon City die Aufmachung auf: Die Skizzen sind farblich in einem gewohnten braun gehalten; die Gebäude hingegen sind für uns in ihren Formen ungewohnt. Sobald ein Gebäude errichtet wurde, kommt eine eigenartige Farbverfälschung hinzu, die dann die Spieler gänzlich in die Welt von Blue Moon eintaucht. Dazu kommen die Spielerfarben, bei denen die Farbauswahl ebenso ungewohnt ist wie die Gestaltung der Gebäude. Wer bereits die Blue Moon Welt kennt, wird auf den Karten die verschiedenen Völker wieder erkennen. Die Zeichnungen stammen von verschiedenen Künstlern, zeigen somit ihre Eigenheiten, fügen sich trotzdem in das Spiel ein. Dass die spieltechnischen Eigenschaften an die Völker gebunden sind, verknüpft Optik, Welt und Spiel miteinander.
Das Spielgeschehen ist fortwährend ein Erkennen und Abschätzen der eigenen Möglichkeiten gepaart mit der Einschätzung der Absichten der Mitspieler. Ewig stehen die Spieler vor dem Konflikt, an welchen Gebäude sie bauen sollen und dazu noch die Frage, wie viel Teile sinnvoll sind. Das Partizipieren an Gebäuden ist ebenso ein strategischer Weg wie der Gewinn der Extrabelohnung. Wer dazu an einem Gebäude mehr als ein Teil errichtet oder gar ein komplettes Gebäudes errichtet, enthält anderen Belohnungen vor. Auch die Kartenzahl, die man spielt, will berücksichtigt werden, da der Kartennachschub konstant ist. Wer seine Karten schnell ausspielt, verringert die Zahl seiner Karten auf der Hand und verringert seine taktischen Möglichkeiten, d .h. viele frühe Aktionen sind eine Hypothek für die Zukunft.
Bei allen diesen Beschreibungen hätte Blue Moon City ein tolles Spiel sein können. Schon dass die Regel nichts darüber aussagt, wenn ein Spieler keine Markierungssteine mehr im Vorrat hat, ist ärgerlich. Eine Regel, die jedoch nur ein Spielende vorsieht, dass nicht immer eintritt, ist unvollständig. Sowohl im Zwei- als auch im Dreipersonenspiel hatte ich den Fall, dass Blue Moon City aufgebaut war, ohne dass ein Spieler die für die Opferungen notwendige Anzahl von Kristallen besaß. Mein Vorschlag, in einem solchen Fall die restlichen Kristalle als Siegkriterium heranzuziehen, wurde auf Anfrage von Verlag als Möglichkeit akzeptiert. Jetzt hatte ich eine Regelung, doch die Geschichte von Blue Moon City bleib zerstört. Der vollständige Wiederaufbau der Stadt ist in der Geschichte Blue Moon Citys ein freudiges Ereignis. Da der Obelisk nicht immer für ein adäquates Ende sorgt, bleibt ein fader Beigeschmack. Er verschwindet auch nicht mit einem neuen Spiel, da man ja nicht weiß, welches Spielende Blue Moon City den Spielern diesen Mal beschert. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass Blue Moon ein bessere Spiel sein hätte können und hier eine Chance für ein Topspiel vertan wurde. Schade. (wd)
Steckbrief Blue Moon City |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Reiner Knizia | Kosmos | 2 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | 30 - 45 Minuten | Franz Vohwinkel |