Leonardo da Vinci lebte im 15. und 16. Jahrhundert. Er war ein großer Künstler. Sein berühmtestes Gemälde ist die Mona Lisa. Gleichzeitig war Leonardo ein großartiger Erfinder. Jedoch konnten nicht alle seine Ideen verwirklicht werden, weil Materialien und Produktionsmöglichkeiten dies nicht zuließen
In diese Welt steigen wir als Spieler nun ein. 25 Erfindungen unterschiedlicher Schwierigkeit liegen vor uns. Welche Erfindungen gewünscht sind, sehen wir daran, welche der Rat der Stadt Florenz in Auftrag gegeben hat. Die Umsetzung der Erfindung bringt uns Gulden, ebenso wie der Beweis der Veilseitigkeit, für den die Stadt Florenz noch Extragulden ausgeschrieben hat. Bevor wir uns nun an das Erfinden machen, schauen wir uns erst einmal an, was wir für eine Erfindung benötigen und wie sie entsteht:
Nun, als erstes benötigen wir ein Labor. Natürlich darf dieses Labor noch nicht mit einer Erfindung beschäftigt sein. Haben wir ein solches Labor, platzieren wir dort die benötigten Rohstoffe. Es gibt fünf verschiedene Materialien: Metall, Glas, Holz, Ziegel und Seile stehen zur Verfügung. Für eine Erfindung werden maximal zwei verschiedene Rohstoffe benötigt und diese auch maximal doppelt. So wird das biegsame Tarnfernrohr - wir nennen so etwas Periskop - aus zwei Mal Glas und zwei Mal Holz gebaut. Nachdem wir eine Erfindung begonnen haben, müssen genügend Personen daran arbeiten. Eine Erfindung benötigt zwischen vier und fünfzehn Tage, wobei ein Tag die Arbeit eines Lehrlings bezeichnet. Ein Meister schafft das doppelte, ebenso wie mechanische Menschen, die wir später auch noch kennen lernen.
Nachdem wir nun wissen, wie eine Erfindung entsteht, komme ich zurück auf unsere armseligen Anfangsaustattung: eine Meister und drei Lehrling arbeiten für uns. Dazu besitzen wir ein kleines Labor, in dem maximal drei Personen arbeiten können. Je nach Konkurrenz dürfen wir unsere Ausgangssituation noch verbessern. Bis zu drei Mal erhalten wir so eine zusätzliche Ausstattung in Form von Gulden, Rohstoffen, Lehrlingen oder Laboreinrichtungen. Damit dürfen wir nun in das Erfinderleben einsteigen: Eine Woche haben wir Zeit, die Gegebenheiten von Florenz zu nutzen. Danach gewährt uns der Rat zwei weitere Tage, um weitere Erfindungen zu tätigen bzw. abzuschließen.
Schauen wir uns einen Tag im Erfinderleben an: Zuerst starten wir neue Erfindungen. Wie bereits beschrieben, packen wir dazu die Materialien ins Labor - verdeckt natürlich, damit die Konkurrenz nicht weiß, was wir erfinden werden.
Anschließend verteilen wir unser Personal auf die verschiedenen Einrichtungen der Stadt sowie in unsere Labore. Lehrling werden dabei immer zusammen zu einer Einrichtung geschickt, denn wenn dort einmal eigene Lehrlinge sind, können dort keine mehr hingeschickt werden. Der Meister hingegen ist eigenständig und geht dorthin, wo er benötigt wird.
Nachdem die Spieler so ihr Personal verteilt haben, kommt es zur Auswertung. Die Reihenfolge wird dabei immer durch das anwesende Personal bestimmt: Wer mehr Personen an einem Ort hat, kommt früher an die Reihe. Ein Meister zählt auch hier für zwei Lehrlinge. Bei Gleichstand beginnt der Spieler, der zuerst da war.
Die Auswertung beginnt mit dem politischen Leben. Im Rat wird der "Leonardo" bestimmt, der am nächsten Tag beginnen muss, sein Personal zu verteilen. Dann stehen verschiedene Dinge zur Auswahl, wie z. B. die nächsten, noch verdeckten Erfindungsaufträge anschauen und neu ordnen oder Forschungsgelder kassieren. Jeder Spieler, der im Rat vertreten ist, darf eine Aktion ausführen und das kostenlos. An allen folgenden Orten bekommt nur der erste Spieler eine Sache kostenlos. Die nachfolgenden Spieler müssen Gulden zahlen und zwar umso mehr, je später sie an die Reihe kommen. Bis zu vier Mal können die Spieler so einkaufen und falls nicht genügend verschiedene Spieler anwesend sind, gibt es auch die Gelegenheit mehrfach zu kaufen - später natürlich zum erhöhten Preis.
Nach dem Rat kommt die Werkstatt. Zum einen hält sie für jeden Spieler ein Labor mit vier Plätzen für Personal bereit. Dann kann die Werkstatt zwei zusätzliche Plätze für Personal schaffen. Außerdem stellt sie mechanische Menschen her, die eigenständig Laborarbeiten ausführen. Sie können in einem Labor tätig werden, sobald das Labor ausgebaut wurde. So schön die Vorteile sind, die die Werkstatt bietet, so gibt es auch einen Nachteil: Die Werkstatt kann ein Labor nur verbessern, wenn es nicht gerade mit einer Erfindung beschäftigt ist.
Von der Werkstatt geht es zur Akademie. Hier können die Spieler weitere Lehrlinge anheuern, die sie dann für den Rest des Spiels einsetzen können. Schließlich geht es zu den fünf Läden. Sie bieten jeweils einen der fünf Materialien an.
Nachdem die Einkäufe getätigt sind, geht es ins Labor. Die im Labor anwesenden Lehrlinge, eventuell der Meister und auch die mechanischen Menschen arbeiten nun an der Erfindung Ist genügend Arbeit in eine Erfindung investiert worden, ist sie fertig. Dann gibt es in Abhängigkeit von der Schwierigkeit der Erfindung Gulden. Wenn nur ein Spieler die Erfindung getätigt hat, bekommt er automatisch auch das Patent dafür. Bei mehreren Spielern muss darum mit Gulden geboten werden. Das Patent - die Karte auf der die Erfindung beschreiben wird - ist einem Material zugeordnet. Für Erfindungen, die demselben Material zugeordnet sind, werden von nun an zwei Tage weniger benötigt. Damit endet der Tag in Florenz. Weitere sechs werden folgen.
Danach gibt es zwei weitere Tage für Erfindungen, doch das Stadtleben ruht: Der Rat tagt nicht und Werkstatt, Akademie und Läden haben geschlossen. So gehen Meister und Lehrlinge in die Labore und stellen Erfindungen her. Nach insgesamt neun Tagen endet das Spiel. Nun gibt es noch einmal Gulden vom Rat und zwar für die Vielseitigkeit bei den Erfindungen. Dazu werden Patente benötigt, die verschiedenen Materialien zugeordnet sind, und zwar mindestens drei. Wer es gar auf vier oder fünf bringt, bekommt natürlich mehr Gulden. Sieger ist dann, wer die meisten Gulden besitzt; bei Gleichstand zählen die Patente.
Für das erste Spiel wird eine genaue Startaufstellung vorgegeben. Die zusätzliche Ausstattung ist nicht frei wählbar und zwischen den Spielern sehr unterschiedlich. Keiner am Tisch kannte das Spiel und so war die Vorgabe sehr gut. Wir hätten nämlich gar nicht beurteilen können, was wir nehmen sollten und wollten. Sobald alle Spieler das Spiel kennen, sieht das anders aus. Manch einer wünscht sich mehr Personal, manch anderer ein besseres Labor und auch der schnöde Mammon hilft zu Anfang sehr.
Im ersten Spiel geht dann auch vieles bei den Erfindungen schief. Die falschen Rohstoffe, zu wenig Personal und zu wenig Geld machen einem Neuling arg zu schaffen. Dennoch wurde so manche Erfindung getätigt. Am Ende ging es knapp zu, war spannend und spaßig. In den weiteren Spielen änderte sich das Bild bezüglich der Planbarkeit. Immer mehr lernte ich, wie ich planen muss; meine Mitspieler auch. Im der Stadt herrscht ein kleines Mehrheitenspiel: verliert muss zahlen, und da Gulden am Anfang knapp und am Ende Siegpunkte sind, spart man sie gerne. Dann braucht man aber mehr Lehrlinge. Die sind begehrt und damit zunächst teuer. Gleiches gilt für die Laborausstattung. Bei den Materialien versucht jeder, zunächst Gulden zu sparen. Fehlt aber ein Material steht das Labor leer und wertvolle Zeit geht verloren. Es herrscht überall ein Mängel und wer mit ihm am besten umgehen kann, wird erfolgreich sein.
Ich mag dieses Spiel. Schon das Thema liegt mir. Ich bewundere die mittelalterlichen Erfinder mit ihren Ideen und es gefällt mir, in diese Welt einsteigen zu können. Wenn dann etwas in meiner Planung schief geht, ist es für mich so, als wenn die Experimente nicht gelingen.
Das Spiel gefällt mir deshalb, weil die vielfältigen Mechanismen gut ineinander greifen. Auf der einen Seite habe ich meine Pläne, die niemand kennt. Weil ich aber die Pläne der anderen nicht kenne, verbleibt Unsicherheit über die Patente. Die Planung muss dann mit dem Entsenden des Personals umgesetzt werden. Hier bieten sich vielfache Möglichkeiten und auch reichlich Einflussnahme auf die Aktionen der Mitspieler. Dabei ist die Wirkung meiner Handlungen offensichtlich. Wenn ich wenig bezahlen möchte, muss, ich viel Personal entsenden umgekehrt. Entscheidungsfreiraum und Interaktion sind bei diesem Spiel gegeben und ein Zufallsfaktor bei den Aufträgen sorgt für einen immer wieder anderen Spielverlauf.
Kurz noch ein Wort zur Ausstattung und Aufmachung. Der Spielplan ist sehr schön gestaltet und fördert mit seiner Übersichtlichkeit den Spielablauf. Die Aufträge zeigen die Erfindungen mit schönen Zeichnungen und die notwendigen Informationen für das Spiel sind übersichtlich angeordnet und klar erkennbar. Gleiches gilt für die Labore, die während des Spiels vor jedem Spieler liegen. Kleinere, bisher nicht erwähnte Hilfsmittel erleichtern die Verwaltung und die Regel beschreibt manches notwendige Detail, dass ich hier weggelassen habe, in genau der richtigen Länge. Ebenfalls gut überlegt sind die Regeln für die unterschiedlichen Spielerzahlen: Je weniger Mitspieler, desto geringer die Ausstattung und je weniger Aufträge gibt es. Die Engpässe bleiben somit immer. Allein zu zweit wird mehr produziert, weil die Lehrlinge und die Laborausstattungen leichter zu bekommen und somit schneller verfügbar sind. Ich finde deshalb das Spiel mit mehr Spielern reizvoller.
Mich hat dieses Spiel fasziniert. Das ging soweit, dass ich in den ersten Spielen zwar die Digitalkamera neben mich gelegt hatte, dann aber vor lauter Spannung die Fotos vergessen habe. Die angegebenen 60 bis 90 Minuten vergingen wie im Fluge und waren bei allen Spielen die Zeit wert. Mit Maestro Leonardo habe ich ein erstes Highlight der Spiel '06 gefunden. (wd)
Steckbrief Maestro Leonardo |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Acchittocca | Abacusspiele | 2 - 5 Spieler | ab 12 Jahre | 60 - 90 Minuten | Stefano di Fazi |