Das Leben eines Piraten ist sehr einfach gestrickt: Man heuert andere Piraten an oder lässt sich anheuern, um mit der so entstandenen Mannschaft ein Segelschiff zu entern und dessen Schätze zu rauben. Das ganze wäre so einfach, wenn die "Kollegen" nicht ihre Heuer fordern würde. Zum Glück geben die meisten Piraten ihre Forderung vor dem Entern bekannt, so dass die Entlohnung überwiegend bekannt ist.
So haben sich die Spieler das Piratenleben in Seeräuber vorzustellen. Jeder Spieler besitzt fünf Piraten: Vier von ihnen verlangen eine feste Heuer während der letzte seine Heuer von geenterten Schiff abhängig macht. Die Piraten eines Spielers bilden jedoch keine Mannschaft, die sofort entern kann, vielmehr müssen sich Piraten verschiedener Spieler zusammenfinden um eine schlagkräftige Mannschaft zu bilden.
Damit die Spieler wissen, welche Stärke eine Mannschaft braucht um ein Schiff zu entern, werden drei Schiffe ausgelegt: Die kleinsten Schiffe können schon mit zwei Piraten geentert werden, während die größten derer sechs benötigen. Als Belohnung warten einmal Taler für den Kapitän der Mannschaft sowie ein oder zwei Schätze.
Zu Beginn, wenn alle Piraten einzeln ausliegen, wird eine erste kleine Mannschaft dadurch gebildet, dass man einen eigenen Piraten mit einem Piraten eines Mitspielers vereint. Die Piraten sind auf großen Holzscheiben aufgeklebt und der fremde Pirat wird einfach unter den eigenen Piraten gesteckt. Später kann dann auch eine eigene Mannschaft vergrößert werden und zwar sowohl mit einem einzelnen fremden Piraten als auch bei einer Mannschaft, die sich bei einem Mitspieler befindet. Bei der Mannschaftsbildung gibt es jedoch eine Einschränkung: maximal neun Piraten dürfen einer Mannschaft angehören.
Irgendwann kommt ein Spieler an die Reihe und hat eine Mannschaft vor sich stehen, die groß genug ist, ein Schiff zu entern. Dann kommt der große Moment, in dem die Piraten an Bord springen. Der Kapitän, das ist der Spieler, der die Mannschaft besitzt, bekommt sofort die Taler des Schiffes für seine Privatschatulle. Außerdem erhält er einen Schatz des Schiffes. Bei nur einem gibt es keine Wahl, bei zweien wählt er aus. Den anderen Schatz bekommt der Spieler des stellvertretenden Kapitäns, also des zweitobersten Piraten im Stapel. Anschließend muss die Heuer ausbezahlt werden. Dazu gibt der Kapitän aus seinem Privatvermögen jedem anderen Spieler das ihm zustehende Geld. Eine teure Mannschaft kann dabei sogar zu einem Minusgeschäft führen und geht der Kapitän sogar Pleite, springt die Bank ein. Anschließend setzt das geplünderte Schiff seinen Weg in Richtung Spieleschachtel fort.
Wenn die drei ausliegenden Schiffe geplündert wurden, erscheinen noch vier Mal drei neue am Horizont. Sind dann alle Taler erbeutet und alle Schätze geraubt, werden die Schätze verhökert. Wer am meisten Schätze einer Sorte besitzt, bekommt den aufgedruckten Wert in Talern. Sind dies mehrere Spieler, müssen sie sich den Wert zwangsweise teilen. Alle anderen Spieler bekommen pro Schatz einen Taler als Trostgeld. Wer nun über die meisten Taler verfügt, ist Sieger.
Seeräuber macht am meisten Spaß in großer Runde und wenn es flott gespielt wird. Meistens bestehen die Spielzüge darin, eine Mannschaft in der benötigen Größe aufzubauen. Wenn ich Schätze bekommen möchte, muss ich enterfähige Mannschaften bilden und diese auch eine Runde lang behalten. Ohne den Wunsch nach Schätzen kann ich besser meine teuren Piraten unter anderer Flagge an Bord schicken und die Heuer kassieren. Leider werden die eigenen billigen Piraten leichter angeheuert und eigene billige Mannschaften oft übernommen, so dass zum Entern oft eine teure Mannschaft gebildet werden muss. Hier ist klar im Vorteil, wer sich die Piraten in den diversen Stapeln merken kann.
Hinzu kommen taktische Überlegungen: Ein Spieler ohne Pirat muss aussetzen. Das ist schlecht für das Gefühl, aber oft gut, weil alle Piraten angeheuert worden sind. Wer nur einen Stapel hat, muss mit diesem entern oder, wenn noch möglich, vergrößern. Schließlich kann ein Spieler, der drei Piraten in einem Stapel hat, den Kapitän zum Entern zwingen. Dadurch kann eine teure Mannschaft schon mal auf ein billiges Schiff müssen … Zur (Schaden)freude der Mitspieler. Bevor man Seeräuber aber richtig genießen kann, heißt es erst mal Erfahrung sammeln, denn im ersten Spiel weiß man kaum, was man warum tun soll. Erst wenn man dies durchschaut hat, erhält man auch den Spaß am Spiel.
Die Seeräuber wurden von der Jury "Spiel des Jahres" auf die Nominierungsliste gesetzt. Damit ist es das Aushängeschild der "kleinen" Spiele von Queen Games. Diese Reihe besticht durch Vielseitigkeit, was sich auch in den jeweiligen Favoriten niederschlägt. Ich mag am liebsten Raubritter und Architekton, ein Mitspieler in unserem Spieleclub ist ein großer Fan von Aton und auf der empfehlenswerten Liste befindet sich Revolte in Rom. So spreche ich mehr eine Empfehlung für die Reihe aus, denn für die Seeräuber. Zu unterschiedlich sind die Geschmäcker. (wd)
Steckbrief Seeräuber |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Stefan Dorra | Queen Games | 3 - 5 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 30 Minuten | Jo Hartwig |