Die Spiele in der quadratischen Schachtel von Winning Moves zeichnen sind oft durch ein einfaches, kurzes Regelwerk aus, das dem Spiel eine große Spieltiefe verleiht. Zu diesen Spielen gehört auch Terra Nova. Es ist ein abstraktes Spiel, das über Titel und Gestaltung eine kleine Geschichte erhalten hat.
Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler in Abhängigkeit von der Spielerzahl eine bestimmte Anzahl Spielfiguren. Diese werden zunächst reihum auf den Spielplan gestellt; einzige Bedingung: Eine Figur muss auf eine leeres Feld gestellt werden.
Dann folgen, ebenfalls reihum, die Spielzüge. Der Spieler führt dazu drei Handlungen aus, wobei er die beiden nachfolgenden Möglichkeiten beliebig kombinieren kann. Es gibt dazu zwei mögliche Aktionen:
Die zweite Aktion kann eine Wertung herbeiführen. Für diese Wertungen ist das Spielfeld in acht etwa gleichgroße Landschaften unterteilt. Durch Setzen eines Grenzsteines kann das Spielfeld unterteilt werden. Enthält ein Gebiet dann maximal drei Landschaften, so wird es gewertet. Der Spieler mit den meisten Spielfiguren erhält alle Punkte; haben mehrere Spieler gleich viele Figuren in der Landschaft, teilen sie sich die Punkte. Den Basiswert bildet die Größe des Gebiets. Jedes Feld ist einen Punkt wert. Enthält das zu wertende Gebiet nur zwei Landschaften, werden sie verdoppelt; bei nur einer Landschaft sogar verdreifacht. Anschließend werden die Spielfiguren aus dem gewerteten Gebiet entfernt.
Das Spiel kann auf zwei Arten enden. Bei einer Teilung können alle Gebiete weniger als vier Landschaften enthalten. Dann werden sie alle gewertet, und das Spiel endet. Das Spiel endet aber auch, wenn nur noch ein Spieler ziehen kann. In diesem Fall gibt es aber keine Wertung mehr. Sieger ist natürlich der Spieler mit den meisten Punkten.
Die Regeln sind schnell gelernt, das erste Spiel kann entsprechend schnell starten. Danach wird es schwieriger, denn es gibt eine große Auswahl an Möglichkeiten. Ein Gebiet alleine abzugrenzen ist nicht einfach, denn mit drei Bewegungen kommt eine fremde Figur fast immer in das schon fast abgesteckte Gebiet. Auch darf man die Züge der Mitspieler nicht missachten, sonst stecken die sich ein großes Claim ab. Hilfreich sind oft die "Torwächter", eine eigene Spielfigur zwischen zwei Grenzsteinen im Winkel von 120 oder 180 Grad. Doch wehe, er kann von beiden Seiten noch durch fremde Spielfiguren erreicht werden. Schnell wird er eingemauert und bringt dann noch mal gerade drei Punkte für sein eigenes Feld. Diese kurze Beschreibung der Möglichkeiten, die es abzuwägen gilt, zeigt die Vielseitigkeit des Spiels. Da zu jeden Zeitpunkt alle Informationen für jeden Spieler verfügbar sind, gibt es auch keine Überraschungen. Diese kommen eher böse daher, wenn man einen guten Spielzug eines Mitspielers übersehen hat. Das Genre des abstrakten Spiels wird hier erstklassig bedient: Kurze Regeln, große Spieltiefe, dazu eine gute Optik und schönes Material. Der immer kleiner werdende Spielplan garantiert nicht nur ein Fortschreiten des Spiels, sondern sorgt auch für einen Spannungsbogen. Dieser wird durch die Schlussregel unterstützt, weil nie sicher ist, dass das Spiel mit einer Wertung endet. Wer Spiele dieser Art mag, wird mit Terra Nova viel Freude haben. (wd)
P.S.: Terra Nova spielt sich auch sehr gut zu zweit. Hier geht es wesentlich destruktiver zu, weil man als einziger davon profitiert, wenn man die Figur eines Mitspielers in ein kleines Gebiet einsperrt. Doch auch hier sei vor der Schlussregel gewarnt.
Steckbrief Terra Nova |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Rosanna Leocata, Gnetano Evola | Winning Moves | 2 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | ca. 60 Minuten | Michael Menzel |