In Essen wurde Notre Dame, das neueste Spiel aus dem Haus alea, vorgestellt. Leider ist es mir damals nicht gelungen in eine der Testrunden zu gelangen. Daher musste ich bis zur Spielwarenmesse in Nürnberg warten, bis ich dieses schöne Spiel kennen lernte.
Jeder Spieler betreut ein Stadtviertel in Paris und versucht dort Prestige zu erlangen. Dieses Stadtviertel wird jeweils durch ein eigenes, eigentümlich geformtes Spielplanteil symbolisiert. Die Viertel aller Spieler werden dann an das - durch die Mitspielerzahl bestimmte - drei-, vier-, oder fünfeckige Notre-Dame-Planteil gelegt.
Die Spielplanteile sind identisch und zeigen acht Felder und an vier der acht Ecken einen kleinen Platz. Auf den Plätzen werden vier Botschaften, achteckige Counter, zufällig verteilt. Die Kutsche stellt jeder Spieler in das Zentrum seines Stadtteils. Im Hafen zeigt eine Zählleiste den Bestand an Ratten an.
Der Einfluss, über den man im Spiele verfügt, wird durch Einflusssteine symbolisiert. Zu Beginn des Spieles besitzt man vier. Doch auch in diesem Spiel regiert Geld die Welt, dafür startet man mit drei Münzen. Sie werden benötigt, um in jeder Runde einflussreiche Persönlichkeiten zu bestechen, oder aber auch als Spende in Notre Dame, um Prestige zu gewinnen. Außerdem erhält jeder Spieler noch einen Vertrauten, dargestellt durch eine größere Figur.
Im Spiel werden 3 Durchgänge, bezeichnet mit A, B und C, zu je drei Runden gespielt. Zu Beginn eines Durchganges erhält jeder Spieler einen Satz Aktionskarten. Sie zeigen die Gebäude des Stadtteils, Notre Dame und den Vertrauten. Diese Karten bestimmen später den Bereich, in den ein Einflussstein gesetzt wird, und damit auch die Aktion des Spielers. Außerdem werden die Persönlichkeiten vorbereitet. Sechs Personen bieten allgemeine Vergünstigungen uns stehen einmal pro Durchgang zur Verfügung. Neun Personen sind Spezialisten. Sie bieten ihre Vergünstigungen einmalig in einem bestimmten Durchgang an.
Zu Beginn jeder Runde werden zwei Personen mit allgemeinen Vergünstigungen sowie ein Spezialist aufgedeckt. Mit Kenntnis der Personen werden die Karten verteilt: Pro Runde zieht man drei seiner neun Karten. Von diesen drei Karten behält man eine und schiebt zwei zu seinem linken Nachbarn. Von den beiden Karten, die man vom rechten Nachbarn erhält, schiebt man dann eine weiter. Im Spiel zu zweit besitzt man danach zwei eigene und eine generische Karte auf der Hand, ab drei Spielern stammen die Karten von verschiedenen Spielern, erkenntlich an den drei unterschiedlichen Farben.
Von diesen drei Karten spielt man anschließend zwei Karten aus und legt eine ungesehen ab.
Bei allen Karten, die Gebäude des Stadtviertels zeigen, setzt man einen eigenen Einflussstein in das entsprechende Gebäude und führt die entsprechende Funktion durch.
Einige der Gebäude wirken kumulativ. Spielt man zum Beispiel den ersten Stein die Bank, erhält man eine Münze, spielt man den zweiten, erhält man zwei, usw. In gleicher Weise wirkt die Klosterschule für Einflusssteine und die Residenz für Prestigepunkte.
Die Kutscherei erlaubt, mit der Kutsche über den Plan zu fahren. Die Reichweite wird durch die Anzahl der Einflusssteine in der Kutscherei bestimmt. Mit dieser Kutsche sammelt man die Botschaften ein, die Punkte bringen und meist noch weitere Vorteile. Während bei den anderen Karten jeder Spieler nur auf seinem eigenen Spielplanteil spielt, befährt man mit der Kutsche auch die Stadtviertel der Mitspieler.
Hospital und Park erlauben beim Einspielen eines Steines das Entfernen einer Ratte aus dem eigenen Hafenviertel. Die Ratten, die für den Spieler immer negativ sind, erläutere ich später. Im weiteren Spiel bringen je zwei Steine im Park einen Punkt zusätzlich, wenn der Spieler Prestigepunkte erhält. Steine im Hospital vermindern die in jeder Runde anstürmenden Ratten.
Die Karte Vertrauter bringt beim ersten Ausspielen die Spezialfigur ins Spiel. Sie wirkt, wie ein Einflussstein, wird aber durch erneutes Spielen einer solchen Karte in ein beliebiges Gebäude versetzt. Nur nach Notre Dame geht diese Figur nie.
Spielt man die Karte " Notre Dame", so muss man zusätzlich zum Setzen des Einflusssteines noch ein bis drei Goldmünzen zahlen und erhält dafür ein, drei bzw. sechs Prestigepunkte.
Wurden alle Karten gespielt. Darf man eine der drei ausliegenden Personen bestechen. Man zahlt eine Münze und erhält die Vergünstigung, z. B. Prestigepunkte, Einflusssteine, Münzen, weniger Ratten oder eine Mischung daraus.
Bisher habe ich nur einige Mechanismen erwähnt, wie man Punkte macht, aber nicht wie man sie verliert. Nach den Bestechungen fallen die Ratten in die Stadtteile ein. Die Anzahl der Ratten wird dadurch bestimmt, welche drei der fünfzehn möglichen Personen in dieser Runde bestochen werden können. Die Zahl liegt zwischen einer und acht Ratten. Diese Ratten werden bei jedem Spieler zu den bereits vorhandenen Ratten hinzugezählt. Übersteigt die eigene Rattenzahl dann neun, muss man einen Einflussstein aus dem eigenen Viertel und zwei Siegpunkte abgeben. Die Rattenzahl wird dabei wieder auf neuen gesenkt.
Hat man drei Runden gespielt, sind die Aktionskarten aufgebraucht, und es wird Notre Dame gewertet. Je nach Spielerzahl gibt es 6, 8, 10 oder 12 Siegpunkte, die durch die vorhandenen Einflusssteine geteilt werden. Die Einflusssteine in Notre Dame werden entfernt, alle anderen Einflusssteine bleiben liegen.
Dies ist reine Auflistung vieler Mechanismen, die fein ineinander greifen. Wie gut dies funktioniert, merkt man schon im ersten Spiel. Man hat von allem zu wenig, außer von den Ratten. Bekämpft man sie zu heftig, hat man zwar keine Ratten, aber auch fast keine Siegpunkte.
Am Anfang fühlte ich mich von der Auswahl, was ich tun will, überfordert. Welche der drei guten Karten behalte ich. Behalte ich etwas, was mir gefällt, oder passe ich auf, meinem Nachfolger eine dringend benötigte Karte nicht zu geben? In welcher Reihenfolge spiele ich meine Karten? Bekämpfe ich die Rattenplage oder hole ich mir lieber Siegpunkte?
All diese Fragen tauchen immer wieder auf. Mich fasziniert einfach die Vielfalt der Möglichkeiten, mit dem ständigen Ressourcenmangel umzugehen.
Ich hab schon viele Spiele gespielt und mir kommen immer wieder neue Ideen. Anfangs war ich froh, wenn ich 50 Punkte erreichte, jetzt waren schon einige 60er und 70er dabei. Hoffentlich schaffe ich auch einmal die 80. Diese Gedanken zeigen, dass man das Spiel nicht nur mit bzw. gegen die anderen, sondern auch zusätzlich gegen den eigenen Anspruch spielt. Verliere ich, kann ich mich oft damit trösten, dass ich für meine Verhältnisse eine gute Punktzahl erreicht habe.
Mitspielen kann man das Spiel recht schnell, aber um gut zu werden, braucht es viel Übung und ein gutes Gedächtnis: Welche meiner Karten sind schon gekommen? Welche Karten der anderen habe ich gesehen? Dies ist für ein erfolgreiches Spiel unverzichtbar. Spielt man häufiger gegen die gleichen Spieler, sollte man die Vorlieben dieser kennen und jeweils darauf frühzeitig reagieren.
Ich liebe dieses facettenreiche Spiel, und freue mich schon auf die nächste Partie.
Da ein Eingehen auf die Strategien hier den Rahmen sprengen würde, hat Wolfgang einen eigenständigen Strategieartikel geschrieben. (bd)
Steckbrief Notre Dame |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Stefan Feld | alea | 2 - 5 Spieler | ab 10 Jahre | 45 - 75 Minuten | Harald Lieske |