Bei manchen Spielen tue ich mich als Rezensent schwer. Soch ein Spiel ist Die Säulen von Venedig. Das liegt nicht etwa daran, dass ich keine Meinung hätte oder sogar keinen Spielspaß, sondern einfach daran, wie das erste Spiel in unserem Spielekreis verlief: Schon recht früh hatte ein Spieler einen klaren Vorsprung, doch er war sich, wohl auch ob der Neuheit des Spiels, unsicher und forcierte das Spielende nicht. Die anderen Spieler versuchten den Punktestand zu verkürzen - vergeblich. Nun, all diese Mitspieler sahen auch keinen Anlass, auf das Spielende hinzuarbeiten. Was folgte war ein langes Spiel, ein längliches Spiel, bei dem sich zwar an der Situation auf dem Plan, jedoch nicht am Punktestand änderte. Schließlich kam auch dieses Spiel zu seinem Ende und zwar so, wie es die Spielregel vorschreibt. Dieses eine Spiel hatte Folgen, denn es sprach sich herum, wie der Ablauf war und fortan wurde die Frage nach einem weiteren Spiel schlicht mit Ablehnung beantwortet. Erst Spiele in anderen Gruppen ermöglichten mir dann einen tieferen Einblick in das Spiel und endlich war ich in der Lage, mir eine detaillierte Meinung zu bilden. Doch zunächst einmal eine kurze Spielbeschreibung.
Der Spielplan zeigt Venedig und als einzige Wasserstraße den Canale Grande. Dort fährt ein Gondel, d. h. genauer steht sie dort herum. Es gilt nun mit Gebäude und Plätze in Venedig zu errichten. Dazu bekommt man einen kleinen Vorrat an Plättchen, die sowohl Gebäude als auch Plätze zeigen. Außerdem bekommt man fünf Handkarten, die später "wandern" werden. Von den vielen Kartentypen sind drei entscheidend für den Aufbau Venedigs: Der Pechtunker setzt Pfähle auf die Landmasse Venedigs. Diese Pfähle müssen zusammenhängend gesetzt werden und schließlich, eventuell über andere Pfähle, in Verbindung mit dem Canale Grande stehen. Der Ratsherr erhöht den eigenen Vorrat an Plättchen, indem er dem Spieler gestattet, die Plättchen aus dem allgemeinen Vorrat in den eigenen zu nehmen. Zuletzt erlaubt der Baumeister Plättchen aus dem eigenen Vorrat auf die Pfähle zu platzieren, wofür es Punkte gibt. Die Pfähle sind aber teilweise von den Erbauern gekennzeichnet worden. Wird so ein Pfahl bebaut, bekommt der Eigentümer ebenfalls Punkte.
Die Karten sind dabei vielfältig. Die drei oben genannten Kartentypen gibt es recht häufig, jedoch immer mit leichten Änderungen in den Werten: So dürfen mal vier Pfähle gesetzt werden, mal fünf und die Plättchen dürfen bei Ratsherrn und Baumeister mal einen Wert von vier, mal fünf und sogar mal sechs Steinen aufweisen. Dazu kommen andere Kartentypen: Da werden fremde Pfähle einfach so überbaut, Plättchen wieder abgebaut, Karten anderer Spieler genutzt oder getaucht, oder man muss einschätzen, ob jemand einen Pechtunker, einen Ratsherrn oder einen Baumeister spielt. Eine letzte Karte erlaubt es, den Gondoliere zu stellen. Das Einschätzen der Mitspieler über Karten und der Gondoliere sind weitere Möglichkeiten Punkte zu bekommen.
Damit nun die Karten beim Start nicht entscheidend sind, gibt es eine Weitergabe. Die gespielte Karte wird anschließend dem linken Nachbarn auf die Hand gegeben. Jetzt schätzt er ein, ob ich oder jemand anderes einen Ratsherrn spielt hat, schon verjagt er mich von der Gondel, schon setzt er auch Pfähle.
Das Spiel endet sofort, wenn der letzte Pfahl gesetzt wird. Wer dann am meisten Punkte aufweist, ist Sieger.
Um es direkt zu sagen, es spielt sich locker, es spielt sich gut, diese Säulen von Venedig. Die Kartenzusammenstellung ist auf die Spielerzahl abgestimmt. Es geht ein wenig um Einschätzen, ein wenig um Bluffen und es geht um Planung, seine Plättchen Punkte bringend auszulegen. Venedig wächst, Venedig gedeiht, die Spieler machen ihre Punkte, halten bestimmte Karten zurück und grinsen, wenn ein Baumeister keine leeren Pfähle mehr vorfindet. Und dann ist das Spiel weit fortgeschritten, der Spannungsbogen war da, das Spiel oftmals entschieden, nur das Ende kommt nicht, dieses "verfluchte" Spielende aus der ersten Partie lässt häufiger auf sich warten. Wer nicht führt, spielt keinen Pechtunker, weil er ja nicht gewinnt. Wer führt hat Angst, dass noch jemand vor ihm Punkte macht und an ihm vorbeizieht. Die Angst ist berechtigt, denn durch die markierten Pfähle werden oft Punkte an andere Spieler gegeben. So ist auch ein gut aussehender Vorsprung oft nicht genug, um das Spiel siegreich zu beenden, wenn man hinten in der Spielreihenfolge sitzt. So wartet man darauf, dass der Führende auch Startspieler wird, weil er nur dann sinnvoll das Spielende herbeiholen kann. Bis dahin dauert es und leider zu lange. Es ist schade, aber eine einzige schwache Regel verhindert, dass die Säulen von Venedig ein gutes Spiel sind. Das ist schade, vor allem, weil Goldsieber endlich wieder Spielmaterial in hoher Qualität liefert. (wd)
Steckbrief Die Säulen von Venedig |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Christian Fiore, Knut Happel | Goldsieber | 2 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | 45 - 60 Minuten | Christian Fiore |