Vor vielen Jahren erschien bei Kosmos das Spiel Lost Cities. Anfangs fand ich das Spiel nur nett, doch je mehr ich mich damit befasste, desto besser gefiel es mir.
Leider werden an unseren Spieleabenden lieber Spiele in großer Runde gespielt, und da gesagt wird, Keltis sei Lost Cities für vier Spieler, war ich doch sehr gespannt darauf.
Zum Spiel gehören Karten in fünf Farben, in jeder Farbe zweimal die Werte 0 bis 10, von denen man acht als Handkarten erhält
Ein Spielzug beginnt mit dem Spielen einer der Handkarten. Hierbei gibt es drei Möglichkeiten:
Man legt eine Karte offen auf den Ablagestapel der entsprechenden Farbe
Man legt eine Karte bei sich an.
Existiert die eigene Farbreihe noch nicht, beginnt man sie neu.
Liegen schon Karten in der reihe, muss man mit den weiteren entweder aufsteigend oder absteigend fortführen. Die zweite Karte einer Reihe bestimmt die Richtung. So startet man mit einer kleinen Karte normalerweise eine aufsteigende Reihe.
Nun geht es auf dem Spielbrett weiter.
Es zeigt von einem großen Startfeld ausgehend fünf Steinpfade aus je neun Trittsteinen, die jeweils einer Farbe zugeordnet sind.
Auf jedem der Pfade sind fünf Trittsteine gekennzeichnet. Auf diese liegen zufällig verteilte Wegekärtchen. Hiervon gibt es drei Typen.
Einen Wunschstein darf sich derjenige nehmen, der als erster das Feld betritt. Alle anderen Kärtchen bleiben liegen und haben für jeden Spieler, der das Feld erreicht, ihre Wirkung. Punktekärtchen geben schlicht und ergreifend 1, 2 oder 3 Siegpunkte.
Kleeblätter erlauben, einen beliebigen Spielstein ein Feld weiter zu bewegen, ohne dafür eine Karte abzulegen.
Man setzt seine Spielfigur (man besitzt einen Stein, der doppelt zählt und vier Einfachsteine) einen Trittstein auf dem zur gespielten Karte gehörenden Weg weiter, oder setzt die Figur auf das erste Feld, wenn man eine neue Reihe beginnt.
Den Spielzug beendet man durch Nachziehen. Dies kann man vom verdeckten Stapel oder von einem der offenen Ablagestapel tun.
Neben den Trittsteinen ist notiert, wie viele Punkte eine Spielfigur bringt, die am Ende des Spieles auf diesem Feld steht. Die ersten drei Trittsteine geben negative Punkte, dann steigt es positiv an.
Das Spiel ist sofort beendet, wenn die fünfte Spielfigur in der Endzone, d.h. auf einem der drittletzten Trittsteine steht. Dann werden zu dem durch Wegekärtchen erhaltenen Punkten die der Spielfiguren hinzugezählt. Dabei hat man eine große Spielfigur, deren Ergebnis (auch wenn es negativ ist) verdoppelt wird. Ob man sie einsetzt, muss der Spieler selbst entscheiden. Zum Schluss kommen noch die Punkte für die gesammelten Wunschsteine hinzu (oder werden bei zu wenigen abgezogen) und der Sieger steht fest.
Ich habe unzählige Lost Cities gespielt, daher fällt mir eine losgelöste Bewertung schwer. Daher beziehe ich mich im Folgenden oft auf das "Originalspiel".
Die Möglichkeit, die Karten auf- oder absteigend anzulegen, gibt einem etwas mehr Möglichkeiten der Auslage. Das sie Zahlenwerte keinen Einfluss auf das Ergebnis haben, lässt den Frustfaktor, wenn man selbst nur niedrige Karten hat, und der Gegner nur hohe Karten bekommt, verschwinden. Ein Start mit einer 0 ist jetzt genauso viel wert wie ein Start mit einer 10. Als Nachteil wird es empfunden, dass fast jede abgelegte Karte von einem anderen Spieler genutzt werden.
Die Wegekärtchen bringen ein Ungleichgewicht in die Reihen, jetzt sind nicht mehr alle Farben gleichwertig. Liegen viele Wunschsteine in einer Reihe, hat derjenige Spieler, der diesen Weg als erster beschreiten kann, einen großen Vorteil. Er bekommt die Punkte für seine Sammlung und nimmt den anderen die Möglichkeit, mit Wunschsteinen Punkte zu machen.
Die Grundmechanismen in beiden Spielen, Handkarten in aufsteigender (und jetzt auch absteigender) Reihenfolge abzulegen, und die Bewertung - je mehr Karten einer Farbe liegen desto größer ist die Belohnung - sich sehr ähnlich sind, doch die Unterschiede sind gravierend.
Durch die Wegeplättchen kommen noch viele zusätzliche Überlegungspunkte, welche Karte man denn spielt, wo man den Doppelstein einsetzt und welche Karte man abwirft hinzu.
Auch das Spielende kommt oft sehr plötzlich; ein Timen, wie es bei Lost Cities zum Basiskönnen gehört (Karte spielen und beliebige Karte vom Ablagestapel ziehen, um das Spiel zu verlangsamen), ist kaum möglich, denn das Spielende wird fast immer durch die fünfte Figur im Zielbereich beendet.
Das Spiel besitzt nicht die Einfachheit von Lost Cities, es ist komplizierter, schwerer zu überblicken. Ein großer Fan von Lost Cities sollte sich darum das Spiel genau anschauen, ob es ihm gefällt.
Einigen Spielern bietet Keltis neue Herausforderungen, den Wunsch, neue taktische Finessen zu entwickeln. Anderen gibt es die Möglichkeit, eines ihrer Lieblingsspiele in ähnlicher Form in größerer Runde zu spielen. Keltis ist in meinen Augen ein mit Lost Cities verwandtes Spiel, das mehr Aktionsmöglichkeiten bietet.
Wer den Vergleich nicht ziehen kann, findet hier ein gut funktionierendes, kurzweiliges Spiel, das ein stimmiges Outfit trägt. Mir hat es vor allem die Kleeblattform der Spielsteine angetan. (bd)
Steckbrief Keltis |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Reiner Knizia | Kosmos | 2 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | ca. 30 Minuten | Claus Stephan, Martin Hoffmann |