Zu jeder Messe - gemeint sind hier Spielwarenmessen und Spiel - erscheint eine dreistellige Anzahl von Spielen. Die Menge an Spielen kann man nicht alle kennen lernen, geschweige denn spielen. So passiert es immer Mal wieder, dass ich ein gutes Spiel erst dann näher betrachte, wenn andere mir davon erzählen; jüngst so geschehen mit dem Kakerlakensalat.
Das Spiel enthält Karten, die eines von vier Gemüse zeigen: Blumenkohl, Tomate, Paprika und Kopfsalat, letzteres im Spiel einfach nur Salat . Dazu gibt es zu jedem Gemüse zwei Karten, bei denen das Gemüse (durch)gestrichen ist.
Jeder Spieler bekommt einen gleichen Anteil an Karten, die er als verdeckten Stapel in die Hand nimmt. Kommt er an die Reihe, deckt er die oberste Karte auf, legt diese auf den gemeinschaftlichen Stapel in der Mitte und benennt das Gemüse - möglichst wahrheitsgemäß.
Nicht schwer? Nun, manchmal muss man eine kleine Notlüge erzählen, denn man darf weder das Gemüse nennen, das der Spieler vor einem legte, noch das Gemüse, das er sagte. Lege ich also meine Paprika auf eine Paprika muss ich zu meiner Paprika entweder Salat oder Tomate oder Blumenkohl sagen. Ich sage Blumenkohl . Der nachfolgende Spieler legt einen Blumenkohl auf meine Paprika . Er darf nun weder Paprika sagen, denn die liegt da, noch Blumenkohl, weil ich den gesagt habe. Also bitte, dieser Blumenkohl ist entweder ein Salat oder eine Tomate .
Wer einen Fehler macht, bekommt alle in der Mitte liegenden Karten und schiebt sie unter seinen Stapel in der Hand. Gewonnen hat das Spiel, wer als erster seine Karten ablegen konnte.
Doch halt, was ist mit dem durchgestrichenen Gemüse. Diese Karten heißen aufgrund ihrer Abbildung " Kakerlake " und sie verbieten das Gemüse, solange sie sichtbar sind. Deshalb wird mit der ersten Kakerlakenkarte ein zweiter Stapel begonnen. Nehmen wir das Beispiel von oben. Als der Spieler den Blumenkohl auf meine Paprika legte, waren Tomate und Salat gültige Gemüse. So eine Kakerlake mag jetzt noch ein Gemüse verbieten. Dann gibt es nur noch eine richtige Antwort; das Ganze wird also etwas schwieriger.
Bleiben noch zwei Kleinigkeiten. Kommt eine zweite Kakerlakenkarte, geht es zurück auf den ersten Stapel. Außerdem sind lange Überlegungszeiten tabu: Drei Sekunden nichts sagen bringen einem ebenso die Karten aus der Mitte wie ein "Äh" oder "Öhm" oder eine "Sa-Tomate", die deutlich auf den zuerst überlegten Salat hinweist. In Zweifelsfall immer gegen den Spieler!
Das Spiel erfordert ein wenig Konzentration und ein wenig Logik. Was aber hier gefordert wird, kann kein Spieler in Perfektion bringen. Die "Öhms" sind vorprogrammiert, ebenso wie die verbotene Tomate (Rote Früchte galten doch schon immer als verboten!). Die meisten Fehler führen zu Lacher in der Spielrunde, vor allem aber die Stille, wenn ein Spieler nichts sagt und wortlos die Karte aus der Mitte auf die Hand nimmt. Eine schöne Fehlervariante, die für viele Lacher sorgt, ist der Lügenkobold: Stolz wird der Salat abgelegt und Blumenkohl gesagt. Nur war Salat nicht verboten. Die Mitspieler freuen sich über die leere Mitte auf dem Spieltisch. Hier wird gelacht und gespielt, Anspannung bei der eigenen Karte weicht der Entspannung, wenn ein anderer Spieler einen Fehler macht. Schadenfreude kommt auf; doch hier ist sie nicht bösartig, sondern freundlich und lustig. Auch schon deshalb, weil ich das potentielle nächste Opfer der Kakerlaken bin.
So ist der Kakerlakensalat ein Fünf-Sterne Topspiel und meine Vision ist es, es einmal in einem Fünf-Sterne-Restaurant zu spielen. Muss gut klingen: "Salat-Tomate-Blumenkohl-Salat-Kakerlake". Schmunzeln erlaubt. (wd)
Steckbrief Kakerlakensalat |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Jacques Zeimet | Drei Magier | 2 - 6 Spieler | ab 6 Jahre | 10 - 20 Minuten | Rolf Vogt |