Alles was mit Kochen zu tun hat steht schon seit einiger Zeit hoch im Kurs. Egal ob Kochbücher, Kochprofis, Wissensspiele über Kochen und Küche; überall in den Medien trifft man auf dieses Thema.
Da freut es umso mehr, dass jetzt eine überarbeitete Neuauflage des Spieles A la carte erschienen ist. Das Spiel errang 1990 den zweiten Platz beim Deutschen Spielepreis.
Anders als in den anderen Kochspielen kommt es hier nicht auf Wissen, sondern vor allem auf Geschicklichkeit an.
Jeder Spieler besitzt seinen eigenen Herd, der Heizstufen von 0 bis 7 erlaubt und einen Kochtopf, der auch als Bratpfanne dient. Gekocht werden können 20 verschiedene Rezepte, die in fünf Gruppen (von leicht/schnell bis schwer/langwierig) eingeteilt sind. Die Rezepte geben 1 bis 5 Siegpunkte. Zu Beginn wählt jeder Spieler eines dieser Rezepte aus. Jedes Rezept hat eine Zutatenliste und einen Temperaturbereich, in dem es gar ist. Wird dieser Bereich überschritten, ist das Gericht verdorben.
Doch wie wird gekocht? Zuerst die Zutaten:
Zum Spiel gehören 4 Gewürzstreuer, in denen Zitrone, Paprika, Pfeffer und Kräuter in Form unregelmäßiger Körner zum Würzen bereitstehen. In jedem dieser Streuer befinden sich anfangs 15 Gewürzkörner und zusätzlich 5 Salzkörner.
Mit einer einzigen Kippbewegung, muss man nun mindestens so viel Gewürz, wie das Rezept verlangt, aus dem Streuer in den Kochtopf befördern. Dabei gilt, etwas zu viel ist meist ok, ist jedoch ein Gewürz (dazu zählt jetzt auch Salz) dreifach vertreten, ist das Essen verdorben.
Doch man muss ja auch die Platte anheizen. Dies geschieht mit einem Würfel. Zeigt dieser 1, 2 oder 3, dreht man den Regler am Herd entsprechend nach oben, bei 1-3 darf man wählen, wie viel man aufheizt. Es gibt noch eine 1 im Kreis, bei dieser müssen alle Mitspieler den Herd höher drehen. Die sechste Würfelseite zeigt eine Kaffeetasse. Würfelt man diese darf man eine verdeckte Tasse vom Tablett nehmen. Die Funktion der Tassen erkläre ich später.
Dies sind die Aktionsmöglichkeiten die man hat. Jeder Spieler hat pro Spielzug drei Aktionen, die er beliebig auf Würzen und Heizen (Würfeln) verteilen kann. Ist ein Rezept fertig oder verdorben, werden die Zutaten in die ausliegende Spüle geschüttet, das Rezept kommt in den Mülleiner wenn es verdorben oder aufs eigene Serviertablett wenn es gelungen ist. Dann wählt man sofort ein neues Rezept, das man zubereiten möchte, aus. Das neue Rezept darf keinen Schwierigkeitsgrad besitzen, den man schon erfolgreich zubereitet hat.
Ein besonderes Rezept ist das für Crepes. Hier besitzt jeder Spieler sein eigenes. Legt er dieses in den Kochtopf, ist sein Zug sofort beendet. Kommt er das nächste Mal an die Reihe muss er zuerst heizen, und hat dann zwei Versuche, den Crepe durch hochwerfen zu wenden und dabei mit der Pfanne wieder aufzufangen. Fällt er dabei nicht in die Pfanne oder ist nicht gewendet, muss man in der nächsten Runde mit Heizen und Wenden weitermachen, bis es gelingt, oder der Crepe verbrannt ist.
Die oben genannten Kaffeetassen haben verschiedene Funktionen. Sie geben einen Siegpunkt, drei weitere Aktionen oder erlauben, eine vorgegebene zusätzliche Aktion, sei es das Nachwürzen bei einem anderen Spieler, der Tausch des kompletten Herdes (incl. Kochtopf und Inhalt) oder das Herunter drehen des eigenen Herdes um 1 bis 3 Stufen. Diese Tassen kann man jederzeit, außer während man einen Crêpe im Topf hat, benutzen.
Sobald ein Spieler fünf Gerichte zubereitet hat, oder jemand ein neues Gericht benötigt und keines mehr vorhanden ist, endet das Spiel. Gewonnen hat derjenige, der die meisten Punkte erkocht hat. Es gibt aber noch ein zweites Spielende. Hat man ein Gericht mit der exakten Zahl von Zutaten zubereitet gewinnt man einen Kochstern. Hat jemand seinen dritten Stern erkocht, ist er sofort Gewinner; egal, wie viele Punkte erkocht wurden.
Obwohl das Spiel 20 Jahre alt ist, wirkt es kein bisschen angestaubt. Die Spielidee ist noch immer originell, und das Spielmaterial fordert zum sofortigen Mitspielen auf.
Neben den Geschicklichkeitsübungen wird aber auch einiges an taktischen Überlegungen verlangt. Welche Rezepte ich auswähle, hängt auch davon ab, wie die Streuer grad gefüllt sind. Enthält einer kaum Salz, bevorzuge ich ein Rezept, dass diese Gewürz verlangt. Ist noch viel Salz im Verhältnis zum Gewürz vorhanden, umgehe ich diesen Streuer gern.
Das Spiel fasziniert mich.
Zum einem nimmt mich die Spieldynamik gefangen. Die drei Aktionen sind schnell durchgeführt, und die Wartezeiten sind im Prinzip auch keine, denn man beobachtet gespannt und oft bangend die Aktionen der anderen. Schon zu oft wurde Mouse au Chocolate durch die Mitspieler erwärmt und dadurch verdorben.
Zum anderen staune ich über die Reaktionen der Mitspieler. Diese Begeisterung, die mich erfasst hat, hat alle meiner bisherigen Mitspieler erfasst, egal ob Kind, Jugendlicher, Wenig-, Gern- oder Vielspieler. Ist man erst einmal ins Spiel eingebunden, kocht man wirklich, und zittert, dass nicht das dritte Salz in den Topf fällt. Man beobachtet das Spiel nicht, man erlebt es im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Überarbeitung hat A la carte sehr gut getan, es dem heutigen Spielstil angepasst. Es ist etwas weniger zufällig geworden, das Material wurde noch funktioneller und schöner. Ein schon damals sehr gutes Spiel wurde noch einmal verbessert.
Ich fand nur einen negativen Punkt. Der Zusammenbau der Herde ist nicht ganz einfach. Ich schaffte es daheim einfach nicht, die Temperaturregler zu befestigen. Auf meine Nachfrage in Essen erklärte Karl-Heinz Schmiel, dass die Halterungen exakt versetzt mit viel Kraft zusammengedrückt werden müssen. Die Markierungen auf der Außenseite der Klemmen müssen genau senkrecht zueinander stehen.
Der Spaß beim Spiel ist geblieben, es ist nur viel zielgerichteter geworden. Und die Ausstattung mit Herd, Kochtopf und wunderbar ironisch gezeichneten Gerichten ist einfach vorbildlich. Das Spiel ist nicht nur spielerisch, sondern auch haptisch und optisch ein Genuss.(bd)
Steckbrief A la carte |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Karl-Heinz Schmiel | Moskito | 3 - 4 Spieler | ab 8 Jahre | 30 - 45 Minuten | Christof Tisch |