Die goldene StadtDie goldene Stadt

Mit dem Begriff Die Goldene Stadt bringt man gewöhnlich eine europäische Hauptstadt, gelegen am malerischen Fluss Moldau in Verbindung. Die Stadt, von der hier die rede sein soll, hat damit allerdings nichts gemeinsam. Sie hat ihren Namen von den vier vollständig vergoldeten, imposanten Gebäuden in den inneren Vierteln der Stadt, die auf den durch Handel erworbenen Reichtum schließen lassen. Auch liegt sie nicht auf dem Festland, sondern im Zentrum einer Insel weit draußen im Meer. Die Insel ist von vier verschiedenartigen Landschaftsformen geprägt, die sich auch über die mächtige Stadtmauer in die Stadt selbst fortsetzen. Warum kommt mir nur immer wieder der Begriff 'Atlantis' in den Sinn?

Die goldene Stadt Um in der goldenen Stadt sein Glück durch Handelsgeschäfte zu machen, gilt es zunächst an einem der 16 Küstenorte anzulanden und sich dann durch die über Wege verbundenen Vorstädte voran zu arbeiten. Eine Küstenkarte bzw. zwei identische Landschaftskarten sind erforderlich, um ein Handelshaus errichten zu können. Ein Handelshaus in einer Vorstadt ist aber nicht nur Mittel zum Zweck auf dem Weg in die Zentralstadt, sondern bringt auch einen Bonus, mal ganz abgesehen davon, dass es einem Mitkonkurrenten den Weg versperrt. Der Bonus kann sein Geldstücke, eine Warenkarte mit zwei von vier verschiedenen Warensorten, eine Bonuskarte für Siegpunkte, hier genannt Handelsbriefe, am Ende, oder einen Schlüssel, der erst zum Betreten der inneren Stadtviertel berechtigt.

Warenkarte Direkte Siegpunkte für Handelshäuser gibt es tatsächlich erst in der Stadt und dort nur für die ersten beiden Erbauer (in der Stadt ist je ein Handelshaus möglich). Aber auch auf dem Weg dorthin sind schon Handelsbriefe zu ergattern, denn jede Runde, maximal gibt es 16, wird eine Wertung vorgenommen. Die Wertungskarte wird dazu vorher aufgedeckt, so dass man auch gezielt bauen kann. Es gibt zwei Punkte für eine Handelsware, schön wenn man sie hat, und ein Handelshaus am Fluss, der die beiden bezeichneten Landschaften trennt bzw. in späteren Runden für Handelshäuser in der Stadt. Für die jeweilige Mehrheit gibt es nochmals zwei Punkte oben drauf. So gesehen ist man also nicht unbedingt auf die zugegeben verlockenden zehn Handelsbriefe in einem inneren Stadtviertel angewiesen.

Geld bringt keine Handelsbriefe, ist aber dennoch wichtig. Pro Spieler wird jede Runde ein Paar eventuell gleicher, meist aber unterschiedlicher Landschaftskarten ausgelegt. Beginnend mit dem wechselnden Startspieler wird auf ein Kartenpaar 'geboten'. Dazu hat jeder eine wirklich nett gemachte Biethand, die man auf das gewünschte Paar legt. Will nun ein Mitspieler auch genau dieses Paar, muss die Hand mit einem Geldstück (an die Bank, nicht den Spieler) vertrieben werden. Ein zweites Vertreiben in einer Runde kostet dann schon zwei Münzen usw. Und das wo doch Geld so relativ knapp ist. Sinnvollerweise darf man Landschaftskarten umtauschen, hier im Verhältnis 2:1, so dass ein verpasstes Bieten zwar etwa teurer wird, aber nicht zum Stillstand führt.

Bonuskarte In allen meinen Testrunden ist Die Goldene Stadt sehr gut angekommen. Dafür gibt es meiner Meinung nach mehrere Gründe. Da ist der Rennspielcharakter, der einen versuchen lässt, als Erster die Viertel der inneren Stadt zu erreichen, um dort die dicken Handelsbriefe abzugreifen. Da ist aber andererseits die Möglichkeit, mit den Vorstädten über Wertungen Punkte zu machen. Beides gleichzeitig ist schwer, liegen doch z.B. die Städte mit den Schlüsseln (s.o.) am Ende von Sackgassen. Die Wertungskarte und drei Warenkarten, aus denen man wählen kann, liegen offen. Die Wertungskarten berücksichtigen alle Waren und Flüsse/Viertel, so dass man zwar vielleicht diese Runde leer ausgeht, aber die eigene Ware auf jeden Fall noch kommt. Auch bei den Bonuskarten ist der Zufall eher gering, darf man sich doch aus allen noch vorhandenen eine aussuchen. Das mag dann dazu führen, dass z.B. die Geldstrategie verfolgt wird, d.h. zunächst unschuldig Handelshäuser in Städten mit Geldbonus errichtet werden, dann relativ frühzeitig die Bonuskarte, die zwei Handelsbriefe für ein Geldstück bringt, erworben wird, und bei Geboten nie Geld eingesetzt wird. Wenn kein Gegenspiel erfolgt, mag die Strategie erfolgreich sein, denn normalerweise ergibt eine Bonuskarte fünf bis zehn Punkte, hier dann über 20. Das Bieten auf die Kartenpaare hat seinen Reiz, wenn auch der Mechanismus aus anderen Spielen ja bereits bekannt ist. Zum Bauen ist genug Platz vorhanden, aber es wird durch die Sperren auch schnell etwas enger.

Bietende Hände

Alles in Allem macht Die Goldene Stadt einen runden, soliden Eindruck. Es ist kurzweilig und durch die Interkommunikation beim Bieten unterhaltsam. Die Regeln sind überschaubar, lassen aber genug Möglichkeiten für ein vielfältiges Spiel. Ein kleiner Nachteil mag sein, dass es nur für drei bzw. vier Mitspieler ausgelegt ist. Nach einigen Enttäuschungen in der letzten Zeit war Die Goldene Stadt mal wieder eine angenehme Rezensionsaufgabe. (mw)

Steckbrief
Die goldene Stadt
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Michael Schacht Kosmos 3 - 4 Spieler ab 10 Jahre 45 - 60 Minuten Claus Stephan, Martin Hoffmann