Tobago ist eine Insel in der südlichen Karibik, jenseits der Gebiete, in denen Hurrikans vorkommen. Heute bildet sie mit der etwas größeren Insel Trinidad den gleichnamigen Staat. Die Lage in der Karibik lässt Spieler immer wieder an Piraten denken, doch werden diese mit keinem Wort erwähnt. Sie oder aber andere Abenteurer waren auf Tobago, denn dort wurden viele Schätze versteckt, zumindest für das Spiel. Für uns gilt es nun, die jeweiligen Fundorte zu bestimmen und beim Verteilen der Schätze den größten Teil zu bekommen.
Tobago wird zunächst aus drei Teilen zusammengesetzt, wofür es 32 Möglichkeiten gibt. Auf der Insel platzieren wir dann noch drei Statuen, drei Palmen und vier Hütten. Landschaftlich kann die Insel Buschland, Dschungel, Flüsse, Gebirge, Seen und Strände aufweisen. Das allumfassende Meer spielt mit, gehört aber nicht zur Insel. Natürlich sind wir auf Tobago motorisiert unterwegs und so stellen wir unseren Geländewagen auf eines der Felder.
Wir wollen aber nicht blindlings irgendwo buddeln, sondern gezielt nach den Schätzen suchen. Dafür gibt es Hinweise, die sich auf die Landschaften oder auf die Gegebenheiten beziehen, z. B. der Schatz befindet sich im Gebirge, neben einer Palme oder nicht im größten Dschungel. Durch diese Hinweise wird der Fundort eines Schatzes eingegrenzt; erst wenn er genau bestimmt wurde kann der Schatz geborgen werden.
Während des Spiels werden immer vier Schätze parallel gesucht. In seinem Zug kann der Spieler zu einem der Schätze eine Hinweiskarte legen, die den Fundort weiter einschränkt, aber auch mindestens einen Fundort übrig lassen muss. Später sind die Hinweise die Grundlage für die Verteilung des Schatzes.
Ist der Fundort des Schatzes bestimmt, kann er geborgen werden. Dazu muss ein Spieler mit seinem Geländewagen zu dem Fundort fahren. In einem Zug kann der Spieler drei Etappen fahren, wobei eine Etappe entweder eine Fahrt innerhalb einer Landschaft ist oder aber der Wechsel von einer Landschaft in eine andere.
Sobald der Schatz geborgen wurde, geht es an die Verteilung. Für jeden Hinweis, den ein Spieler zur Bestimmung des Fundortes beigetragen hat, erhält er eine Goldkarte. Ebenso gibt es eine Goldkarte für das Bergen des Schatzes. Nachdem jeder Spieler seine Goldkarten angesehen hat, werden diese Karten zusammen mit einer weiteren - diese kennt dann niemand - gemischt. Eine Goldkarte wird aufgedeckt und die Spieler werden befragt, wer sie haben möchte: Zuerst der Spieler, der den Schatz geborgen hat, dann der Spieler mit dem letzten Hinweis, den vorletzten Hinweis usw. Nimmt ein Spieler die Goldkarte, hat er für den Hinweis (oder das Bergen) seinen Anteil bekommen und wird an dieser Position nicht wieder gefragt; für mehrere Hinweise bekommt man aber jeweils einen Anteil.
Die Verteilung wäre einfach, gäbe es nicht zwei Flüche. Sobald diese in einem Schatz auftauchen, wird die Verteilung der Goldkarten eingestellt. Für Spieler, die noch einen Anteil zu bekommen hätten, wird es noch schlimmer: Sie verpassen nicht nur ihren Anteil, sondern müssen sogar ihre wertvollste Goldkarte abgeben. Dagegen gibt es dann nur einen Schutz: Die Amulette.
Jedes Mal, wenn ein Schatz gehoben wird, erscheinen drei Amulette. Der Ort wird durch die Blickrichtung der Statuen bestimmt. Ihr Blick wird jeweils bis zur Küste verfolgt und genau auf den Küstenfeldern, auf den die Statuen schauen, erscheint ein Amulett. Um ein Amulett zu erhalten, muss von mit dem Geländewagen auf das Feld fahren. So ein Amulett schützt nicht nur vor den Flüchen, sondern erlaubt auch, einen zusätzlichen Hinweis zu einem Fundort zu geben, eine weitere Fahrt mit dem Geländewagen zu machen oder ganz einfach direkt einen Fundort als nichtig zu deklarieren.
Das Spiel endet, sobald der Goldkartenstapel aufgebraucht ist. Nun zählt jeder Spieler sein Gold und wer das meiste besitzt, ist Sieger.
Schon als Kind möchte ich Logik-Rätsel. Es gab da einen Typ, bei dem Hinweise über Personen und Gegenstände gegeben wurde, z. B. "Der Herr mit dem roten Ferrari wohnt neben der blonden Frau". Mit Schlussfolgerungen baute man dann nach und nach die Lösung zusammen, hier könnte es eine Wohnanlage sein. Tobago funktioniert nach diesem Prinzip, werden auch hier Hinweise über die Schätze gegeben, z. B. "Der Schatz liegt nicht in Sichtweite einer Palme". Nach und nach lassen sich so Fundorte ausschließen. Entgegen den Rätseln gibt es bei Tobago keine "richtige" Lösung, denn jeder noch mögliche Fundort darf am Ende auch den Schatz beherbergen.
Der Umgang mit den Hinweisen und mit den Amuletten erschließt sich mit dem ersten Spiel. Ab dem zweiten Spiel können die taktischen Möglichkeiten gezielt genutzt werden, was insbesondere den Einsatz der Amulette betrifft. Ich möchte hier nicht viel über die taktischen Möglichkeiten verraten, denn deren Erforschung gehört gerade bei einem Deduktionsspiel für mich dazu. Es sei lediglich angemerkt, dass die Flexibilität der Amulette gegen Spielende sehr wichtig wird. Hingegen sollte man den Einsatz auch nicht verschlafen, denn Amulette sind nur im Spiel wichtig, nicht jedoch für die Endabrechnung.
Verlassen wir die Taktik und wenden uns dem Spielgefühl zu. Obwohl es mit den Flüchen ein hartes destruktives Element gibt, sind die Stimmung und das Gefühl bei dem Spiel positiv. Das liegt an der Faszination der Schatzsuche, die hier exzellent umgesetzt ist. Schritt für Schritt nähert man sich dem Fundort und Goldkarte für Goldkarte herrscht die Spannung, ob der gefundene Schatz wertvoll ist. So fühlt sich der Spieler als Abenteurer, der am heimischen Spieltisch auf Schatzsuche geht.
Unterstützt wird das positive Spielgefühl durch Optik und Material. Der eigenwillig geformte Spielplan wirkt exotisch und ästhetisch zugleich. Die dreidimensionalen Objekte lassen die Landschaft (im Rahmen eines Spiels) lebendig wirken. Dabei ist alles so gestaltet, dass es leicht fällt, den Überblick zu behalten.
Das Spiel ist ein anspruchsvolles Familienspiel. Mein 10-jähriger Sohn, der altersmäßig damit an der unteren Grenze ist, forderte es bisher schon viele Male. Ich habe jedes Mal wieder gern mitgespielt, denn das Flair zieht auch Erwachsene in seinen Bann.
Es gibt viele Gründe, sich Tobago näher anzusehen: eine Vorliebe für Logikrätsel, der Wunsch nach Abenteuer und Exotik, die Freude an einem taktischen Familienspiel oder die filmische Spannung, die von verfluchten Schätzen ausgeht. Ich jedenfalls fliehe immer gern für zirka eine Stunde nach Tobago. (wd)
Steckbrief Tobago |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Bruce Allen | Zoch | 2 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | ca. 60 Minuten | Victor Boden |