Zwerge in Zavandor haben ein recht einfaches Leben: Sie gehören einem Clan an und schürfen mit und für diesen Edelsteine. Diese sind gleichzeitig Handelsgut und Währung. Doch schauen wir nun einmal genauer in die Minen von Zavandor.
Jeder Spieler verkörpert einen Zwergenclan. Dieser startet mit einer guten Handvoll Edelsteinen sowie einer Spruchrolle auf die ich später zu sprechen komme. Der Zwergenclan kann für jeden Spieler gleich sein oder aber jeder bekommt einen Clan mit individuellen Eigenschaften. Dann geht es hinab in die Minen.
Als erstes wird nach Edelsteinen geschürft: Saphire, Smaragde, Diamanten und Rubine, die in dieser Reihenfolge immer wertvoller werden. Der Stollen, in dem ein Clan schürft wird durch die Lore angezeigt. Jede Lore hat wiederum bestimmte Wahrscheinlichkeiten für die Edelsteinsorten, so dass eine gute Vorausplanung möglich ist. Wer trotzdem nicht die Edelsteine erhält, die er gern hätte, darf diese danach tauschen. Da die Bank immer im Verhältnis 2:1 tauscht, müssen die Angebote an die Spieler darunter liegen; oft wird Edelstein gegen Edelstein getauscht, doch es gibt auch den Handel von 3:2 oder gar 4:3.
Doch wozu braucht man Edelsteine? Zum einen gibt es Versteigerungen, in denen mit Edelsteinen geboten wird und zum anderen kann man mit Edelsteinen seine Karten und seinen Clan aufwerten. Pro Runde gibt es vier parallele Versteigerungen. Zunächst nimmt man sämtliche Edelsteine, die man bieten möchte in die Hand und dann werden die vier Versteigerungen direkt hintereinander ausgewertet. Wer am meisten bietet, gibt seine Edelsteine ab und erhält dafür Geld oder auch eine Karte. Dazu müssen aber mindestens drei Edelsteine geboten werden. Wer besonders viele Edelsteine bietet, bekommt noch eine Bonuszahlung. Nach den vier Versteigerungen dürfen die Spieler ihre Karten aufwerten. Die Aufwertungen müssen mit Edelsteinen bezahlt werden, wobei die Anzahl und Art vorgegeben ist.
Das Spiel wird durch ein paar Feinheiten abgerundet. Die Anzahl der Edelsteine, die ein Spieler in einer Runde bekommen kann, ist zu Beginn begrenzt. Diese Begrenzung kann durch einen Packdrachen aufgehoben werden, der dazu vollständig aufgewertet werden muss. Anders sieht es bei Spruchrollen aus, deren Ertrag keinerlei Begrenzungen unterliegt. Eine Spruchrolle kann nach dem Schürfen eingelöst werden. Ihr genauer Ertrag, der einmalig ausgezahlt wird, hängt davon ab, wie oft die Spruchrolle aufgewertet wurde.
Eine weitere Gegebenheit ist der Zwergenkönig. Der Sieger der Saphirversteigerung bestimmt den nächsten Schritt des Königs zur Thronhalle. Auf jedem Feld dieses Wegs sind Edelsteine abgebildet und die Anzahl und Art wird für die Aufwertungen mit dem Königssymbol benötigt. Dies betrifft reichlich Karten, so dass der Einfluss auf den König durchaus wichtig ist.
Das Spiel endet mit der Runde, in der der Zwergenkönig die Thronhalle erreicht. Nun kann man Edelsteine noch in Münzen tauschen, denn Münzen sind auch Siegpunkte. Weiterhin gibt es Siegpunkte für jede vollständig aufgewertete Karte sowie den eigenen Clan und den Packdrachen. Hinzu kommen noch Eigenschaften der Karten, die einem unter gewissen Begebenheiten Siegpunkte verschaffen. Wer davon dann am meisten hat, ist Sieger.
Das Grundprinzip der Minen von Zavandor ist einfach: Einkommen bekommen - Handeln - das Einkommen verwenden. Diese einfache Prinzip ermöglicht ein für die Komplexität des Spiels einfachen Einstieg. Das Spiel selbst bietet eine hohe Interaktion und sehr viele Entscheidungsmöglichkeiten. Spieler, die in dem Spiel erfahren sind, können zudem noch mit individuellen Clans spielen. Dann wirken die Aufwertungen beim Heimatclan eines jeden Spielers unterschiedlich.
Seine Vielfalt und Tiefe erlangt das Spiel aus der Vielfalt der Karten. Viele Karten bringen Edelsteine oder andere gute Vorteile. Gerade aber diese Karten bringen wenig Siegpunkte. Karten, die viele Siegpunkte bringen, erfordern entweder teure Aufwertungen oder bringen keinen so offensichtlichen Spielvorteil. Während der Anfänger dazu geneigt, schnell ein hohes Einkommen anzustreben, kann der erfahrene Spieler auch auf andere Wege seine Punkte erzielen. Manche Wege allerdings benötigen so wenige Edelsteine, dass der Spieler oft passiv bleibt und wenig zur Interaktion beiträgt.
Ich bin nicht allzu oft ein Fan von Handels- und Versteigerungsspielen. Hier ist dies anders, weil beides sehr flott abläuft. Der Handel kommt bei nur zwei Spielern sogar fast komplett zum Erliegen. Insgesamt wurden die Minen nicht nur bei mir sondern bei den meisten meiner Mitspieler sehr positiv aufgenommen. Einzelne kritische Stimmen bemängelten den immer wiederkehrenden Ablauf und sprachen dem Spiel deswegen einen hohen Wiederspielreiz ab. Ich teile dies nicht.
So gut das Spiel ist, so stark muss ich hier die Ausstattung kritisieren. Eine Schachtel ohne Innenteil kann man noch verkraften, obwohl dies hier auch schon lästig ist. Die Einsparungen am Material hingegen sind nicht so leicht zu verschmerzen. Die Spielbretter sind so einfach, dass ihre Kante wie ausgerissen aussehen, Die Kartenränder weisen schon nach wenigen Spielen weiße Spuren in der schwarzen Umrandung auf und die Anzahl der Aufwertungssteine reicht oft bei vier Spielern nicht aus. Hier wurde klar an der Menge und vor allem an der Qualität des Materials gespart.
Ist dies schon ärgerlich, so ist das weitere aus meiner Sicht eine Unverschämtheit: Das sogenannte Übersichtsblatt muss sich der Käufer aus dem Internet herunterladen. Dabei handelt es sich real nicht um eine Übersichtsballt - das bräuchte man nicht - sondern um Regelklärungen zu den einzelnen Karten. Ohne diese Erklärungen hätte ich die Käfer-Schreine anders gespielt, das Spiel also nicht so durchgeführt, wie es seitens des Autors gedacht war.
So bleibt die Feststellung, dass wir hier ein gutes, eingängiges Strategiespiel für erfahrenen Spieler vorliegen haben. Zulegen sollten es sich aber nur Spieler, die mit den oben aufgezeigten Ausstattungsschwächen leben können. (wd)
Steckbrief Die Minen von Zavandor |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Alexander Pfister | Lookout Spiele | 2 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | 45 - 90 Minuten | Klemens Franz |