In vielen Spielfilmen, sei es Tomb Raider, Indiana Jones oder Der Schatz im Silbersee, geht es darum, dass Helden wertvolle Schätze suchen und diese in einem großen Showdown retten.
Das ist die Situation, in der wir Spieler im Spiel Die verbotene Insel stecken. Bis zu vier Abenteurer mit Spezialausbildung, z. B. als Pilot, oder Taucher, haben sich die Aufgabe gestellt, vier Artefakte zu retten. Diese befinden sich auf einer von Überflutung bedrohten Insel. Die Abenteurer einigen sich, in welchem Level sie starten wollen. Er gibt an, wie schnell die Insel versinken wird, d. h. wie schwierig die Mission wird.
Der Untergang der Insel hat schon begonnen, denn sechs Inselteile sind schon überflutet. Welche das sind, wird durch Aufdecken von Inselkarten bestimmt. Die Abenteurer starten verstreut auf der verbotenen Insel. Jeder besitzt zu Beginn zwei Hilfsmittel, die sich auf Karten befinden. Dies können ein Hubschrauberflug, Sandsäcke zum Trockenlegen eines Inselteils oder Hinweise auf ein bestimmtes Artefakts sein.
Jeder Spieler kann in seinem Spielzug drei Aktionen durchführen. Hier stehen vier verschiedene zur Auswahl:
Nach den drei Aktionen zieht man zwei Hilfsmittel nach. Im Stapel der Hilfsmittel sind jedoch einige Flutkarten vorhanden. Wird eine solche aufgedeckt, werden alle aufgedeckten Inselkarten gemischt und auf den Nachziehstapel gelegt. Die Markierung des Levels wird um eins erhöht, und das Spiel geht normal weiter.
Als Abschluss eines Zuges deckt man die zu dem Level gehörige Anzahl von Inselkarten auf, und "wässert" sie, d. h., trockene Inseln werden umgedreht. Sie sind dann überflutet. Wird die Karte eines überfluteten Inselteils aufgedeckt, werden das Inselteil und die dazugehörige Karte aus dem Spiel entfernt. Das Teil ist versunken. Falls ein Abenteurer auf diesem Teil steht, muss er sich sofort auf ein angrenzendes Inselteil retten. Gibt es keines mehr, ist er ertrunken und das Spiel verloren. Sonst ist der nächste Spieler an der Reihe.
Das Ziel des Spieles ist das Retten der Artefakte und anschließendes Entkommen aller Abenteurer von der verbotenen Insel. Zu jedem Artefakt gibt es zwei Inselteile, auf denen man es bergen kann. Um dies zu tun, muss man sich auf dem entsprechenden Inselteil befinden und vier Hinweiskarten für dieses Artefakt abgeben. Dies geht natürlich nur, solange das Inselteil nicht versunken ist.
Zum Entkommen müssen alle Abenteurer auf dem Hubschrauberlandeplatz, einem speziellen Inselteil, stehen, und noch einen Hubschrauberflug besitzen.
Die Würze ins Spiel bringen die verschiedenen Abenteurer, die alle eine besondere Fähigkeit haben, so kann zum Beispiel der Ingenieur in einer Aktion zwei Teile trockenlegen, die Pilotin sich einmal pro Zug auf ein beliebiges Inselteil stellen oder der Bote für eine Aktion eine Karte an einen Mitspieler übergeben ohne sich auf demselben Inselteil zu befinden.
Anfangs ist es noch recht einfach, den Untergang zu bremsen. Sobald die ersten Inselteile versunken sind, wird alles viel schwieriger. Nach einer Flutkarte werden wieder die Karten gezogen, die schon einmal überflutet waren.
Hat man viele Abenteurer, die sich gut bewegen können, ist der Untergang eines Inselteiles nicht ganz so schlimm. Hat man diese Abenteurer nicht dabei, muss man die Hubschreiberflüge ganz gezielt einsetzen. Mit einem Hubschrauber können beliebig viele Abenteurer von einem Ort zum anderen geflogen werden. Wichtig ist dies, wenn die Insel auseinanderbricht und der Hubschrauberlandeplatz im anderen Teil liegt. So muss man in jedem Abenteuer neu den Inselplan lesen, immer abwägen, was man trockenlegen muss und was man zur Not versinken lassen kann. Welche Hilfsmittel, d. h. Sandsäcke und Hubschrauberflüge, man vor erneutem Mischen des Hilfsmittelstapels noch schnell einsetzt, um sie in dem nächsten Durchgang erneut zu haben, muss man auch bedenken.
Das alles liest sich recht kompliziert, doch hat man eine Runde gespielt, ergibt sich der flotte Spielfluss fast von allein. Die Grafiken der Inselteile und die Gestaltung der Forscherfiguren lassen einen richtig ins Spielgeschehen eintauchen. Man lebt auf der Insel, zittert, dass niemand ertrinkt und tut alles um Laufwege, Artefaktfundorte und vor allem den Hubschrauberlandeplatz vor dem Untergang zu bewahren.
Viele werden hier die Verwandtschaft mit Pandemie, das für das Spiel des Jahres 2009 nominiert wurde, wiedererkennen. Die verbotene Insel ist ähnlich, aber auch ganz anders. Pandemie ist ein anspruchsvolles Familien- oder einfaches Spielerspiel, für das man sich viel Zeit nehmen sollte.
Die verbotene Insel ist auch durch Thema und Optik ein Familienspiel. Die Zusammenhänge sind weniger komplex; man kann alles leichter überblicken.
Eine Variation des Schwierigkeitsgrades ist in beiden Spielen möglich. Je nach Erfahrungslevel, das man spielt, werden bei Pandemie mehr Epidemiekarten ins Deck gemischt. Bei der verbotenen Insel fängt man als erfahrener Spieler, in einem höheren Level an. Hier kann man zusätzlich noch den Schwierigkeitsgrad durch verschiedene Startauslagen erhöhen. Je filigraner die Insel gebaut ist, desto schneller zerbricht sie und macht mehr Probleme.
Ich mag beide Spiele sehr gern. Zum lockeren Entspann und zum Spiel mit Gelegenheitsspielern bevorzuge ich die verbotene Insel, denn viele der Aktionen sind schon intuitiv klar. Das Versinken der Insel zeigt die Gefahr für die Rettungsaktion viel deutlicher als die steigende Zahl von Virensteinen auf dem Plan von Pandemie. Die Möglichkeiten der Abenteurer sind einfacher zu sehen, aber es ist noch immer eine Herausforderung, die Mission zu gewinnen, wenn man seinen anfänglichen Level nicht zu niedrig ansetzt.
Für mich ist die verbotene Insel, die auch viele Vielspieler in seinen Bann zieht, eins der besten Familienspiele von der Spiel '10. Es ist spielerisch, optisch und materialmäßig ein Genuss. (bd)
Steckbrief Die verbotene Insel |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Matt Leacock | Schmidt | 2 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | ca. 30 Minuten | C. B. Canga |