Burgund ist eine Region in Frankreich, die sowohl für ihren Wein als auch für ihre Burgen und Schlösser bekannt ist. Wer sich näher mit der Region beschäftigt hat, wird wissen, dass Dijon dort liegt und somit auch der Senf zu den Spezialitäten von Burgund gehört.
Dieser Hintergrund ist für das Spiel nicht von Bedeutung, denn es ist ein topologisches Spiel, bei dem ich eine Region mit Landschafen und Gebäuden bestücke. Das Ziel besteht darin, Landschaften komplett zu belegen, die dazu den richtigen Mix an Inhalten vorweisen sollten. Dafür gibt es die überwiegende Anzahl von Siegpunkten. Hinzu kommt die Schifffahrt mit ihren Waren, die über den Verkauf von Waren sowohl Silber als auch Siegpunkte einbringt.
Schauen wir uns das ganze nun einmal etwas detaillierter an. Jeder Spieler bekommt einen Plan seiner Ländereien. Dort sind die Landschaften vorgegeben und jeweils mit Würfelaugen versehen. Zusätzlich bekommt der Spieler noch eine Grundausstattung aus Arbeitern, Silber und Waren. Letztere weisen ebenfalls Würfelaugen auf.
Es gibt fünf Durchgänge zu fünf Runden. Zu Beginn jedes Durchgangs wird der zentrale Spielplan in Abhängigkeit von der Spielerzahl mit Plättchen bestückt. So ein Plättchen zeigt eine Landschaft und dessen Begebenheit. Bei einigen Landschaften ist die Begebenheit immer gleich: So befindet sich im Gebirge immer eine Silbermine und auf dem Fluss fährt ein Schiff. Bei anderen Landschaften variiert der Inhalt. So gibt es acht verschiedene Gebäude in den Städten und auf der Wiese tummeln sich diverse Tiere, noch dazu in unterschiedlicher Anzahl. Dazu werden neue Waren aufgedeckt, sodass jeder Spieler vorab weiß, welche Waren diesen Durchgang ins Spiel kommen.
In jeder Runde würfeln die Spieler mit zwei Würfeln und führen pro Würfel eine Aktion aus. Zunächst lasse ich das Silber und die Waren außen vor und stelle den restlichen Ablauf vor. Das Grundprinzip ist dankbar einfach. Pro Würfel nehme ich mir entweder ein Plättchen aus der Auslage und lege es als Bauvorhaben auf meinen Plan oder aber ich nehme ein Plättchen aus meinem Vorrat an Bauvorhaben und lege es in mein Fürstentum. Bei beiden Aktionen gibt der Würfelwurf vor, wo ich Plättchen nehmen bzw. hinlegen darf. Sollte mir en Würfelwurf nicht gefallen, kann ich ihn durch Arbeiter verändern. Und wenn es mir immer noch nicht passt, kann ich mit einem Würfel auch meinen Vorrat an Arbeitern wieder etwas aufstocken. Sollte eine Landschaft vollständig mit Plättchen belegt sein, gibt es dafür Punkte. Dabei werden der Zeitpunkt und die Größe der Landschaft bewertet: Jeder früher der Zeitpunkt und je größer die Landschaft, desto mehr Punkte gibt es.
Damit es aber nicht nur um die Landschaften geht, hat jedes Plättchen eine besondere Funktion. So sind zum Beispiel auf den Weiden Tiere, die Punkte bringen, hingegen gibt es in der Stadt gibt viele Gebäude, die dem Spieler eine zusätzliche Aktion verschaffen. Insgesamt gibt es 13 verschiedene Plättchenarten, die alle eine Besonderheit aufweisen.
Neben den Plättchen spielen Waren und Silber eine wichtige Rolle. Verkaufe ich Waren, so erhalte ich dafür Silber und Punkte. Auch hierfür muss ein Würfelwurf genutzt werden. Wie bei Plättchen muss die Augenzahl beachtet werden und kann durch Arbeiter verändert werden.
Während ich bei allen bisherigen Aktivitäten einen meiner beiden Würfel nutzen muss, ist dies bei Silber anders. Für zwei Silber kann ich mir einmal pro Runde ein Plättchen aus einem speziellen Pool erwerben und als Bauvorhaben bei mir ablegen.
Das Spiel dauert festgeschriebenen 25 Runden oder 50 Würfelwürfe pro Spieler. Am Ende gibt es Punkte für Restbestände, d. h. unverkaufte Waren, ungenutzte Arbeiter und noch vorhandenes Silber. Außerdem gibt es eine Plättchenart, bei denen ein Plättchen entweder während des Spiels Vorteile bringt oder jetzt am Ende bringen Siegpunkte.
Das Spiel hat für ein Spiel dieser Komplexität wenige Grundkonzepte, genauer sind es zwei: Plättchen nehmen und verbauen sowie, Waren bekommen und verkaufen. Die Vielfalt ergibt sich einerseits aus den Würfeln und andererseits aus den diversen Plättchen.
Die Würfel bringen Zufall ins Spiel. Da mit jedem Würfelwurf eine vernünftige Aktion möglich ist, und dazu der Würfelwurf noch angepasst werden kann, kann das Fürstentum in jedem Fall gut ausgebaut werden. Gleichzeitig verhindert der Zufall lange Überlegungen, weil zwar eine langfristige, aber keine kurzfristig Planung möglich ist.
Die Plättchen hingegen sind die Grundlage der Entscheidungsvielfalt, denn die Funktion ist ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung. Gerade die Vielfalt will zunächst aber erlernt und beherrscht werden. Sie sind der Grund weshalb die "Burgen" trotz aller Lockerheit und Ruhe eine hohe Aufmerksamkeit von jedem Spieler verlangen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Plättchen keine klaren Farben aufweisen und die Gebäude für die Städte sich in den ersten Spielen recht ähnlich sehen.
Das Spiel ist ein Spielerspiel, dessen Regeln bis auf die Plättchenvielfalt gering und dessen Komplexität wegen der Plättchenvielfalt hoch ist. Damit ist die Zielgruppe auch klar umgrenzt. Während sonst in dieser Gruppe häufig ein großer Zufallsfaktor abgelehnt wird, ist er hier erfreulicherweise vollständig akzeptiert.
Außerhalb der Kernzielgruppe lässt die Begeisterung für das Spiel dann schnell nach. Dazu tragen neben der Komplexität auch das fast ausschließlich zweidimensionale Material sowie die lange Spieldauer bei. Diese wird seitens des Verlags mit 30 bis 90 Minuten angegeben, was sich bei uns als unrealistisch niedrig erwiesen hat. Eine bis zweieinhalb Stunden wäre hier die korrekte Angabe gewesen.
Wer sich zum Kern der Vielspieler zählt, hat eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass ihm das Spiel gefällt. Für diese Klientel ist der Spielablauf kurzweilig und spannend. Interaktion wird hauptsächlich über die Auslage geboten und alles, was einmal errichtet wurde, bleibt erhalten. Dies sorgt für ein positives Spielgefühl. Unterstützt wird dies, da jeder Spieler so zwischen 170 und 230 Punkte erzielt und somit auch der letzte erfolgreich agiert hat. Lediglich ist bei der Menge an Punkten schwer zu erkennen, warum der eigene Aufbau besser beziehungsweise schlechter als der der anderen Spieler war. Insgesamt hat alea hier ein Spiel veröffentlicht, dass sich klar an seine Zielgruppe und besonders an seine Fans richtet. (wd)
Steckbrief Die Burgen von Burgund |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Stefan Feld | alea | 2 - 4 Spieler | ab 12 Jahre | 30 - 90 Minuten | Julien Delval, Harald Lieske |