Als ich den Titel des Spiels zum ersten Mal hörte, dachte ich sofort an den Roman Der Graf von Montecristo von Alexander Dumas. Der Ort, der dem Roman seinen Titel gab, stammt von einer kleinen Mittelmeerinsel und auch wenn der Ort im Spieletitel aus zwei Wörtern besteht, bezieht er sich meiner Meinung nach auch auf die Insel. Durch die Verbindung zum Roman wurde in mir eine Erwartungshaltung erweckt, die aus Abenteuer, aus Rache und Gemeinheiten sowie aus Schätzen bestand - Liebesszenen erwarte ich gemeinhin nicht in Spielen. Und richtig, es sollte alles in dem Spiel vorkommen.
Das Abenteuer beginnt mit der großen Innovation, Action Slide genannt. Für die vier Aktionen im Spiel gibt es eine kleine Kugelbahn und der Spieler, dessen Kugel unten in der Bahn liegt, darf die Aktion ausführen. Diese Action Slide durchbricht gängige Reihenfolgen von Spielzügen, denn ein Spieler kann sowohl Doppelzüge bekommen als auch längere Zeit passiv dem Spiel beiwohnen müssen. Damit nun die Reihenfolge kräftig gemischt wird, muss ein Spieler nach der Aktion seine Kugel an das Ende einer anderen Spalte legen.
Kommen wir nun aber zur Festung von Monte Cristo. Zwei Abenteurer jedes Spielers sind bereits auf der Insel, der Rest wartet in Marseille. In der Festung auf der Insel befinden sich Schätze bestehend aus den vier wertvollsten Edelsteinen sowie Geld. Unsere Abenteuer müssen diese Edelsteine holen, in Rucksäcken verstauen und dann direkt zum aktuellen Marktpreis abgeben. Dafür gibt es die vier Aktionen:
Das Spiel endet, wenn mindestens ein Spieler nach der Vergabe der Schätze 40 Punkte erreicht hat. Wer dann die meisten Punkte hat, ist Sieger.
Das Spiel hat mit der Action Slide einen Eyecatcher, der gleichzeitig eine Innovation darstellt. Der Ablauf wird damit anders, weil hier nicht das Gesetz der Gleichmäßigkeit bezüglich der Aktionen der Spieler gilt. Zwar macht in etwa jeder Spieler gleich viele Aktionen, doch werden die Pausen als lang empfunden. Die schnell aufeinanderfolgenden Spielzüge schaffen es nicht, diese gefühlten Längen zu beseitigen.
Die Action Slide hinterlässt ein gemischtes Gefühl, das ist bei den Aktionen nicht anders. In bin an jeder Aktion beteiligt, wenngleich oft passiv. Gerade aber die Verteilung der Rucksäcke führt dazu, dass man eifersüchtig auf den verteilenden Spieler schielt, weil nur dieser einen wirklichen Vorteil aus der Aktion bekommt.
Was die Spielerzahl betrifft, so wirkt sich die Action Slide am meisten bei vier Spielern aus. Dann aber sind Rucksäcke knapp und die vierte Aktion wird nur selten für eine Veränderung der Schatzwerte genutzt. So bleibt nur das Spiel zu dritt, bei dem der neue Mechanismus sinnvoll greift.
Insgesamt führte die Action Slide dazu, dass meine ersten Spiele sehr interessant waren. Je häufiger ich aber Das Geheimnis von Monte Cristo spielte, desto mehr wirkte der immer gleiche Ablauf auf mich monoton. Mir fehlt ein Spannungsbogen, der das Spiel gegen Ende anders wirken lässt als zu Beginn.
Monte Cristo ist ein gutes Beispiel dafür, dass Innovation nicht automatisch zu einem guten Spiel führt. Hier führt sie zu einem durchschnittlichen Spiel, das meiner Meinung nach nicht die Möglichkeiten der Innovation ausreizt. (wd)
Steckbrief Das Geheimnis von Monte Cristo |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Arnaud Urbon, Charles Chevalier | eggertspiele | 2 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | 45 - 60 Minuten | Michael Menzel |