Es gibt Spiele, bei denen ich schon nach einer Regelerklärung gespannt auf die erste Partie warte. Paris Connection ist so ein Spiel und der Grund ist ganz einfach: Die Erklärung war so kurz, weil es die Regel auch ist. Ich erhielt eine gute Vorstellung von dem Spiel und erwartete ein leicht zu vermittelndes Spiel mit einigem Tiefgang und viel Spannung.
Das Spiel wird dominiert von einem großen Spielplan, der Frankreich mit vielen seiner Städte zeigt. Darüber ist ein Sechseckraster gelegt. In Paris starten sechs Eisenbahnlinien, die je 31 Lokomotiven besitzen. In Abhängigkeit von der Spielerzahl bekommt jeder Spieler zufällig einige dieser Lokomotiven und verbirgt sie hinter einem Sichtschirm.
In seinem Spielzug kann der Spieler nun entweder eine Linie ausbauen oder Lokomotiven tauschen. Wenn er eine Linie ausbaut, setzt er bis zu fünf Lokomotiven auf den Spielplan. Auf Landschaften dürfen zwei Lokomotiven unterschiedlicher Linien stehen, in Städten nur eine. Jede Stadt erhöht den Wert der Linie, die sie angeschlossen hat.
Tauscht der Spieler Lokomotiven, so gibt er eine einer Lokomotiven ab, die wieder zurück in den Vorrat kommt. Dafür nimmt er sich ein oder zwei Lokomotiven einer anderen Linie.
Das Spiel endet, wenn entweder Marseille von einer Linie angeschlossen wurde oder aber wenn fünf der sechs Eisenbahnlinien keine Lokomotive mehr im Vorrat haben. Nun zählt jede Lokomotive eines Spielers so viele Punkte wie der Wert ihrer Linie beträgt. Damit nun aber nicht beliebig viele Lokomotiven gesammelt werden, gibt es eine spielerzahlabhängige Grenze und für jede Lokomotive darüber einen deftigen Punktabzug. Wer die höchste Punktzahl erzielt, ist Sieger.
Mit der Beschreibung erinnert Paris Connection zunächst an TransAmerica. Auch hier sind die Regeln einfach und die gebauten Schienen helfen jedem Spieler. Doch hier findet kein Wettrennen statt, sondern ein minimalistischer wirtschaftlicher Wettbewerb.
Wer nur seine Gesellschaften ausbaut, wird sehr schnell feststellen, dass die Mitspieler entweder einsteigen und so der Gesellschaft wertvolle Lokomotiven entziehen oder sie werden die Strecke ausbauen, ohne jedoch dabei Städte anzuschließen. Deshalb ist es unerlässlich, auch mal andere Strecken auszubauen und von den eigentlichen Plänen abzulenken.
Aus dieser kurzen Analyse wird klar, dass das Spiel nur zu einem sehr geringen Anteil ein Bauspiel ist. Stattdessen wird die Charakteristik des Spiels durch Einschätzen der Mitspieler geprägt, was auch zu ein bisschen Bluff führt. Dies alles geschieht dann im Rahmen eines taktischen Eisenbahnspiels.
Wer mit deutscher Optimierungsmentalität an das Spiel herangeht, wird destruktives Spiel fördern, keinen Erfolg haben und kaum verstehen, warum Paris Connection ein sehr gutes, kurzweiliges Spiel ist. Wer jedoch bereit ist, andere Wege zu gehen, wird die Vielfältigkeit entdecken, die trotz der einfachen, wenigen Regeln gegeben ist. Wem es bisher nicht gegönnt war, diese Vielfalt zu entdecken, möge einmal darum bitten Startspieler sein zu dürfen, eine und nur eine Lokomotive nach Chartes südwestlich von Paris setzen und dann schauen, wie anders das Spiel verlaufen wird …
… das andere Paris Connection zeigt dann auch, warum es zwar keine Spielregel, aber eine Regel ist, dass ein Spieler, der Marseille anschließt, nicht gewinnt - bei mir ist diese Regel derzeit ohne die berühmte Ausnahme.
Und nun wünsche ich allen viel Spaß dabei, dieses regeltechnische einfache, aber von der Spieltiefe nicht gerade leichte Spiel zu entdecken. Auch das ist ein Teil des Spiels und mir hat dieser Teil genauso viel Freude bereitet wie das Spiel selbst. (wd)
Steckbrief Paris Connection |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
David V. H. Peters | Queen Games | 3 - 6 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 30 Minuten | Oliver Schlemmer |