Die Paläste von CarraraDie Paläste von Carrara

Wir kennen das dynamische Duo Batman und Robin. Dort ist es ein festes Team. Wolfgang Kramer ist vielseitiger als Batman: Er bildet sowohl mit Richard Ullrich als auch mit Michael Kiesling ein dynamisches Duo, und das letztere schlägt wieder zu.

Derhscheibe mit Marmor nach dem Kauf von zwei SteinenDie Grundidee von Carrara ist simpel. Wir kaufen Marmor. Daraus bauen wir diverse Gebäude und diese wiederum werten wir für Siegpunkte. Hat ein Spieler genug gebaut, darf er das Spielende ankündigen, bekommt dafür zusätzliche Siegpunkte und es folgt die Schlusswertung. Damit wir den Reiz verstehen, schauen wir uns die drei Aktionen im Detail an.
Die Marmorsteine gibt es in sechs Farben. Sie liegen auf einer Drehscheibe. Möchte ein Spieler Marmor kaufen, dreht er zunächst das Rad, wodurch der Preis sämtlicher noch verbliebener Marmorsteine um ein Geld sinkt. Dadurch können Steine sogar kostenlos werden. Dann füllt er das teuerste Feld mit so vielen Marmorsteinen auf, dass insgesamt elf Steine auf dem Rad liegen. Nun entscheidet der Spieler, von welchem der sechs Felder auf der Drehscheibe er Marmor kaufen möchte, wählt dort den gewünschten Marmor aus, bezahlt ihn und legt ihn hinter seinen Sichtschirm.

Castello für fünf MarmorsteineMit dem Marmor hinter dem Sichtschirm kann der Spieler ein Gebäude errichten. Es stehen immer neun Gebäude zur Auswahl. Er wählt das Gebäude, bezahlt es mit Marmorsteinen und errichtet es in einer der sechs Städte. Hier nun spielt die Farben eine Rolle, denn je billiger ein Marmorstein war, desto weniger Städte erlauben damit den Bau in ihrer Stadt. So wird zum Beispiel der blaue Marmor nur in zwei Städten genommen, während der gelbe schon in fünf akzeptiert wird.

Wertung der GEbäudeart KathedraleGebaute Gebäude können nun gewertet werden: Entweder eine Stadt oder eine Gebäudeart. Wer eine Stadt werten möchte muss dort je nach Stadt zwei oder drei Gebäude errichtet werden. Pro Gebäude gibt es dann für den wertenden Spieler Geld oder Siegpunkte., abhängig von der Stadt. Für jedes Gebäude wird dabei die Anzahl der verbauten Marmorsteine mit der Wertigkeit der Stadt multipliziert. Abschließend bekommt man pro Gebäude noch ein Objekt, das die Gebäudeart symbolisiert. Die Symbole bringen in der Schlusswertung zusätzliche Siegpunkte. Jede Stadt kann im Spiel nur einmal gewertet werden, so dass hier zwischen den Spielern Konkurrenz herrscht. Das ist bei den Gebäudewertungen anders. Diese kann jeder Spieler durchführen. wobei der Ablauf der Wertung identisch mit der einer Stadtwertung ist.
Sobald ein Spieler genügend Wertungen durchgeführt, genügend Marmor verbaut hat und genügend Objekte gesammelt hat, kann er für zusätzliche Siegpunkte das Ende einläuten. Die Runde wird noch zu Ende gespielt und die Schlusswertung folgt: Nun bringen verbauter Marmor und gesammelt Objekt weitere Siegpunkte, die es ebenso für das restliche Geld gibt.

In dieser Form ist Carrara ein schönes anspruchsvolles Familienspiel. Die Spieler sind immer unter Druck, denn alle drei Aktionen wollen zum richtigen Zeitpunkt ausgeführt werden. Über die Drehscheibe, die Gebäudeauslage und über die Städtewertungen gibt es reichlich Interaktion ohne dass es destruktiver Elemente bedarf. Wäre das Resümee etwas länger, endete die Rezension hier.

Dem Spiel liegt ein Umschlag bei, die eine Erweiterung enthält. Dazu gibt es die Bitte, den Umschlag erst zu öffnen, wenn alle Spieler das Spiel mindestens zwei Mal gespielt haben. Ich kann nur anraten, dieser Bitte nachzukommen. Doch was finde ich im Umschlag?
Es geht nicht um das Material, sondern um die Veränderungen am Spiel. Zu jeder Aktion kommt mehr Flexibilität und auch die Wertungen verändern sich. Da die Erweiterung nur für Spieler angeraten wird, die Erfahrung haben, mache ich hier nur ein paar Stichpunkte um die Neugier zu wecken: Bei Kauf von Marmor muss das Rad nicht gedreht, also die Preise nicht mehr verändert werden. Gebäude können nun überbaut werden und bei den Wertungen gibt es nun noch eine Stadt- und Landwertung.

neue Bedingung zum Einleiten des SpielenendesDie große Flexibilität aber kommt in der Schlusswertung. Wie die Gebäude und Objekte gewertet werden, ist nun jedes Mal anders, ebenso die dritte Bedingung für das Spielende. Dazu kommt noch eine weitere Wertung, für die es im Grundspiel kein Gegenstück gibt. Die nun geltenden Wertungen passen manchmal gut zusammen, können sich aber in der Zielsetzung auch widersprechen. Dann stellen sie die Spieler vor eine besondere Herausforderung.

ZUsätzliche Wertungskarte für die SchlusswertungMit der Erweiterung bietet das Spiel weitere taktische Möglichkeiten. Die variablen Schlusswertungen verlangen von den Spielern große Flexibilität. Dabei bleibt es wie das Grundspiel gradlinig: Marmor kaufen - Gebäude bauen - Werten - Schlusswertung beachten. Für Spieler, die das Grundspiel verinnerlicht haben, ist der Schwenk zur Erweiterung regeltechnisch leicht. Ob das auch für die Spielweise, besonders beim Timing gilt, wird jeder Spieler selbst erfahren.

Mit dem Grundspiel liegt hier bereits ein vollständiges Spiel vor, das sich sehr gut und mit viel positiver Atmosphäre spielen lässt. Die Art der Erweiterung ist ein großer Clou, weil die Zusätze perfekt in das Spiel integriert sind und die Komplexität nur mäßig steigt. Die damit erreichte Flexibilität sorgt für immer anders verlaufende Spiele und dies ohne Anstieg der Spieldauer.
Natürlich ist inzwischen für mich das Spiel mit Erweiterung reizvoller als das Grundspiel. Hier liegt der seltene Fall vor, dass das Grundspiel dennoch weiterhin angenehm zu spielen ist. Bei dem positiven Spielgefühl lässt sich leicht verschmerzen, dass hier die Mechanik klar im Vordergrund steht und lediglich in ein Thema eingebettet wurde; einfach weil Carrara ein Topspiel ist. (wd)

Steckbrief
Die Paläste von Carrara
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Wolfgang Kramer, Michael Kiesling Hans im Glück 2 - 4 Spieler ab 10 Jahre ca. 60 Minuten Franz Vohwinkel