"Du, Ratte!" ist ein Ausspruch von einem Spieler, der mir zeigt, dass mein Spielzug gut, gemein oder beides war. Deswegen höre ich ihn, obwohl nicht freundlich gemeint, durchaus gern. Jetzt gibt es eine neue Komponente dieses Ausspruchs: "Du π-Ratte". Damit sind unsere kleinen Gefährten gemeint, die auf ihren Schiffen durch die Kanäle sausen und etwas Essbares suchen.
Jeder Spieler besitzt eine Mannschaft, die aus vier solcher Piratten besteht. Die können für alle identisch sein oder die Mannschaft wird ersteigert, wodurch jeder Spieler eine andere Konstellation an Piratten sein eigen nennt.
Piratten gehören an Bord von Schiffen, und davon gibt es drei. Jedes ist mit einem Totensymbol gekennzeichnet, einem toten Vogel, einer toten Katze oder einem toten Fisch. Diese Symbole gibt es auch auf Karten. Sie sind die Eintrittskarte für das jeweilige Schiff.
So ein Schiff ist einfach gestrickt: Es gibt einen Kapitänsplatz und drei Mannschaftsplätze. Zunächst muss eine Piratte einen Mannschaftsplatz ergattert. Das kostet so viele Karten, wie es frei Plätze bis zu dem gewünschten Platz gibt. Erst wenn zwischen der Piratte und dem Kapitänsplatz kein anderer Platz frei ist, kann die Piratte für eine weitere Karte zum Kapitän werden.
Der Kapitän hat eine große Verantwortung. Er muss das Schiff fahren lassen. Dafür bekommt er eines von drei Nahrungsmitteln sowie den Bonus. Alles ist im Voraus bekannt und zwar nicht nur für die aktuelle Fahrt, sondern auch für die nächste. Die beiden Piratten auf den folgenden Mannschaftsplätzen erhalten je eine weitere Nahrung. Die letzte Piratte bekommt zwar keine Nahrung, dafür aber eine Beförderung um einen Mannschaftsgrad, und sie darf die nächste Fahrt auch wieder mitmachen.
Schauen wir uns noch kurz die Fundstücke an. Pommes, Nudeln und Burger können einfach verzehrt werden, was Siegpunkte bringt. Mit Ketchup, Chilisauce oder Getränk, die es als Bonus gibt, schmeckt es besser und bringt mehr Punkte. Manchmal finden sich auch Teddys oder Puppen unter den Fundstücken. Leider sind die ohne Papagei wertlos, denn nur der kann die Lösegeldforderung sprechen. Immerhin kann der Spieler entscheiden ob ein Papagei teddisch oder puppisch spricht. Zuletzt gibt es Dosen, deren Wert man leider nur über einen Einmaldosenöffner erhält. Da verwundert es kaum, dass Papageien und Dosenöffner nur als Bonus erhältlich sind.
Wenn ein Schiff keine weiteren Fundstücke als Ziel hat, endet das Spiel mit einer letzten Runde. Wer dann den größten Wert an Schätzen gesammelt hat, ist Sieger.
Das Spiel ist in seiner Aufmachung liebevoll-ironisch. Die Figuren sind dreidimensional und vollausgestaltet, die Schiffe praktisch und die Nahrungs- und Bonusplättchen enthalten viele Anspielungen, so nennt sich die Herkunft der Burger "Burger Queen". Die Aufmachung täuscht zunächst darüber hinweg, dass es sich hier um ein taktisches Spiel mit nur geringem Glücksmoment handelt. Das taktische Element wird noch verstärkt, wenn die Mannschaft zu Beginn des Spiels versteigert wird.
Was dann folgt ist ein schnelles, unterhaltsames Spiel, bei dem das taktische Geplänkel um die besten Plätze voll ausgelebt werden kann: Möchte ich Kapitän werden und den Bonus bekommen? Das kostet mich aber einen Zug für die Fahrt des Schiffes, also doch lieber mit nur einem Fundstück begnügen? Und dieses Gerangel ist deshalb auch so interessant, weil jede Piratte ihre Eigenheit hat. So nehmen Ratten gleich zwei Fundstücke, das Wiesel macht einen Doppelzug und der Frosch darf sein Fundstück ablehnen um an Bord zu bleiben und befördert zu werden. Weil es sechs verschiedene Tiere gibt, ist damit für Abwechslung gesorgt.
Ich persönlich mag das Spiel und dies betrifft sowohl die Gestaltung als auch den Ablauf. Die Gestaltung ist ein wenig düster, schräg und ironisch. Das liegt mir. Der Ablauf ist kurzweilig, berechenbar und für mich am schönsten wenn mindestens zu viert gespielt wird. Doch es gilt zu bedenken, dass trotz der Zufallsfaktoren, das taktische Geschick siegt. Dieses Geschick wird hier zwar nicht bösartig angewendet, doch präsentiert sich das Spiel dadurch nicht gerade als Familienspiel.
So ist es aus meiner Sicht ein kurzweiliges Spiel für Gern- und Vielspieler. (wd)
Steckbrief Die Gulli Piratten |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Andreas Pelikan | Heidelberger | 2 - 5 Spieler | ab 10 Jahre | 30 - 60 Minuten | Marina Fahrenbach |