Spiele, bei denen die Entdeckung unbekannter Gebiete im Vordergrund steht, enthalten dafür in der Regel ein Zufallselement. Spiele hingegen, die Wertungskarten enthalten, ermöglichen vorher eine Planung. Santa Cruz verbindet diese beiden Elemente auf eine ungewöhnliche Art.
Vor uns liegt die Insel Santa Cruz. Sie besteht aus einer großen Hauptinsel und zwei kleineren Nebeninseln. Wir wollen diese Insel erforschen, besiedeln und Aufträge erfüllen. Dabei gelten die mitgebrachten Aufträge für alle Spieler, jedoch kennt jeder nur seine.
Zunächst verteilen wir die Forscherdecks. Sie bestimmen, ob wir oft häufiger an der Küste anlanden werden, mehr zu Fuß die Wege nutzen oder lieber mit einem Ruderboot auf dem Fluss fahren. An der Küste sehen wir bereits die Siedlungsplätze: Hier sind Leuchttürme, Kirchen oder Häuser zu errichten. Die Wahl der ersten Besiedlung ist frei und bringt uns die ersten Punkte.
Von einem besiedelten Ort aus werden die nächsten Siedlungspunkte sichtbar. Die Besiedelung erfolgt also nicht zugfällig, wenngleich nicht bekannt ist, was hinter dem nächsten Siedlungspunkt liegt. Die weiteren Besiedelungen erfolgen nach einem einfachen Schema: Zunächst wird die Fortbewegung festgelegt. Bei einem Schiff darf man erneut an der Küste anlanden. Zu Fuß geht es über einen Weg zum nächsten Besiedelungspunkt. Per Ruderboot geht es einen der drei Flüsse entlang. Hier kann zu einem beliebigen Siedlungsplatz gefahren werden, so dass man auch seinem Glück vertrauen darf.
Während der Besiedelung muss jeder Spieler auch seine zwei bis vier Wertungskarten spielen, die eine Wertung für alle Spieler auslösen. Es gibt diese Karten mit Gütern, mit Topologien oder mit Landschaften. Güter erhält ein Spieler, wenn er ein Haus an einem Besiedlungspunkt mit einem Gut baut. Topologien schreiben entweder Gebäude vor, die gebaut sein müssen oder aber deren Anordnung. Landschaften hingegen zeigen, an welchen Plätzen Gebäude Siegpunkte bringen.
Haben sämtliche Spieler ihre Karten gespielt, werden die Gebäude abgeräumt und ein zweiter Durchgang vorbereitet. Dabei werden die Decks, also Bewegungs- und Wertungskarten zusammen, neu verteilt. Der bisher punktschwächste Spieler wählt sein Deck zuerst aus, die anderen folgen nach Spielstand. Damit nun nicht alle Wertungen bekannt sind, erhält jeder Spieler eine zusätzliche Wertungskarte und legt dann eine - wenn er möchte auch die neue - ab.
Der zweite Durchgang läuft wie der erste ab, doch ist nun die Insel überwiegend bekannt und auch ein Grundwissen über die Wertungskarten vorhanden. Wieder werden alle Karten gespielt, dann folgt eine kleine Schlusswertung: Während des Spiels sammeln die Spieler Papageienchips mit einem Wert von ein bis drei Punkten. Sie gibt es ebenfalls an bestimmten Siedlungspunkten. Ihre Werte werden jetzt noch zum Spielstand dazu addiert und der Spieler mit den meisten Punkten ist der Sieger.
Santa Cruz ist in vielen Belangen ein zweischneidiges Schwert. Dies beginnt bei den beiden Durchgängen. Der erste ist gekennzeichnet von der Entdeckung. Dies kann sehr gut, aber auch extrem schlecht verlaufen. Wer Wertungen mit einem Gut besitzt und das entsprechende Gut nicht bekommt, muss anderen Spielern Punkte geben ohne von seiner eigenen Karte zu profitieren. Der zweite Durchgang ist dann geprägt von Taktik und bietet damit ein anderes Spielgefühl. Über diese Zweiteilung gibt es sehr unterschiedliche Meinungen, die von abwechslungsreich und spannend hin zu Kommentaren, dass das Spiel nicht gefällt, weil der Spieler einen der beiden Teile nicht mag.
Ähnlich unterschiedlich waren die Kommentare zu der Punktevergabe. Jedes Gebäude bringt Siegpunkte. Auf der einen Seite ist das spannend und bringt sofortige Erfolgserlebnisse. Auf der anderen Seite erfordert es in jedem Spielzug eine Anpassung des Punktestandes, was lästig ist.
Kommen wir damit zur Besiedlung von Santa Cruz. Hier gibt es die Vulkane, an denen besonders wertvolle Siedlungspunkte liegen. Im Gegenzug gibt es dafür den Vulkanausbruch, bei dem die dort befindlichen Gebäude zerstört werden und diese Minuspunkte einbringen. Auch dies wurde einerseits als spannend bewertet, auch weil durch die Spielweisen Rückschlüsse über den Vulkanausbruch möglich sind; andererseits wurde dieses destruktive Element auch als zufällig und unpassend abgelehnt.
Zuletzt bleibt noch ein Manko. Bei vier Spielern - und manchmal sogar bei drei Spielern - reichten die Siedlungspunkte an den Flüssen oft nicht aus. Dann konnten Flusskarten nur noch unbenutzt abgelegt werden. Die fehlenden Punkte sind schon ein Nachteil für den Spieler, aber ein Sieg ist trotzdem möglich, jedoch leidet darunter die Spielfreude für den Betroffenen.
Bei mir verhielt es sich so, dass ich die ersten Partien toll fand, doch je öfter ich Santa Cruz spielte, desto mehr überwogen für mich die Kritikpunkte. Auch das ist nur eine Facette in der Spielbewertung. Insgesamt möchte ich bei so viel Zwiespalt in den Bewertungen meiner Mitspieler keine klare Bewertung abgeben und fordere zum Ausprobieren auf. (wd)
Steckbrief Santa Cruz |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Marcel-André Casasola Merkle | Hans im Glück | 2 - 4 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 45 Minuten | Michael Menzel |