Im Jahrgang mit dem größten Würfelspielaufkommen seit Jahren darf natürlich auch der Verlag mit eben jenem Spielkomponenten als Namen nicht fehlen: Alea entführt uns auf Casinotour nach Las Vegas. Also alle zwei bis fünf Mann die Fliege nochmal zurechtgerückt und rein ins Vergnügen!
In der Tischmitte liegen sechs rhombusförmige Papptableaus. Jedes zeigt ein Casino in Las Vegas und eine Würfelzahl, im Umkehrschluss steht also jede Würfelzahl für ein Casino. Nun füllt der aktuelle Groupier (Startspieler) den Jackpot auf: Von einem gut gemischten Stapel mit Geldkarten zwischen 10.000 und 90.000 Dollar legt er Karten an die Casinos an. Sobald eines mindestens 50.000 Dollar in der Kasse hat, wird es nicht weiter bedient - dies kann also bereits mit einem Geldschein der Fall sein, hin und wieder liegen aber auch mal drei Scheine an einem Casino. Jetzt darf gezockt werden. Der Spieler am Zug wirft seine acht Würfel und entscheidet sich für eine Zahl. Alle seine Würfel dieser Zahl werden nun aufs entsprechende Casinotableau gelegt. Dies wird reihum gemacht, und zwar solange, bis alle Spieler sämtliche Würfel in die Casinos gebracht haben. Es geht ans Eingemachte: Bei jedem Casino wird geschaut, wer die alleinige Mehrheit an Würfeln besitzt, er erhält den höchsten ausliegenden Geldschein. Sollte mehr als ein Geldschein am Casino liegen werden auch der mit den zweit- oder sogar drittmeisten belohnt. Aber: Haben zwei oder mehr Spieler die identische Anzahl an Würfeln, werden diese vor dem Verteilen der Geldscheine aus der Wertung genommen, ein Patt heißt also Nullrunde für beide und Freude für einen eventuellen Dritten im jeweiligen Casino. Diese Verteilung wird bei allen sechs Casinos durchgeführt, anschließend die ganze oben beschriebene Spielrunde noch dreimal, dann endet unsere Vegastour. Wer nach vier Spielrunden die höchste Geldsumme sein Eigen nennt, darf sich King of Vegas nennen.
Eigentlich vermeidet man es als Rezensent gerne, die ganze oder auch nur die halbe Spielregel herunterzubeten, hier ließ es sich allerdings nicht vermeiden, denn mehr ist Vegas nicht - und mehr muss es auch nicht sein! Denn seine Schnörkellosigkeit erweist sich als Stärke des Spiels, eben auch im Vergleich zu anderen Würfelspielen mit vielen Regelfeinheiten. Ein Beleg dafür ist auch der für ein solches Leichtgewicht überragende vierte Platz bei der Wahl des diesjährigen Pfefferkuchels beim Spieletreff in Oberhof. Vegas ist ratz-fatz erklärt und ebensoschnell gespielt, die Würfelduelle in den Casinos sorgen für Spannung und Dramatik, vor allem wenn jemand mit dem letzten oder sogar den letzten beiden Würfeln genau DIE Zahl würfelt, welche ihm einen fetten Geldschein sichert oder einem anderen aus den Händen reißt. Allgemein transportiert Vegas das dem Namen entsprechende Zockergefühl sehr gut, denn häufig stellt sich nach dem Würfelwurf die Frage: Lege ich die Gruppe von drei oder vier identischen Würfeln an und gehe damit bei einem Casino auf Sicherheit? Oder lege ich erstmal den einzelnen Würfel irgendwo an und sorge so dafür, dass ich möglichst lang bei mehreren Casinos noch im Rennen bin - mit dem Risiko, am Ende überall überboten zu werden? Auch die Patt-Regelung wirkt sich hier sehr positiv aus: Wenn zwei Spieler sich gegenseitig hochschaukeln und am Ende mit je fünf Würfeln am fetten 90.000 $-Casino liegen und der dritte, der zwischendurch mal einen popeligen Würfel dort abgelegt hat, die Kohle einsackt, kommt Stimmung in die Runde. In kleinerer Besetzung kann man sich hierfür der Regelvariante bedienen, dass die Würfel einer zusätzlichen Farbe unter den Mitspielern aufgeteilt, anschließend aber autonom gewertet werden. Dies macht das Spiel etwas taktischer, man kann sich mit Würfelpech aber auch seine eigenen Gewinne streitig machen, denn die neutrale Farbe wird beim Würfeln und Anlegen wie meine eigene behandelt, ich darf also nicht bloß meine eigenen Würfel anlegen, wenn ich mit beiden Farben identische Zahlen erwürfelt habe.
Ein Wort noch zum Wichtigsten in einem Würfelspiel: Bei den beigelegten Sechsseitern handelt es sich um die bereits aus den Burgen von Burgund bekannten - sie sind also von guter Qualität, ebenso die dicken Papptableaus. Alles in allem also ein herausragendes Stück Treibgut in der aktuellen Würfelspieleflut. Vivan los dados! (Es leben die Würfel). (fd)
Steckbrief Vegas |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Rüdiger Dorn | alea | 2 - 5 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 30 Minuten | Harald Lieske |