Kashgar - Händler der SeidenstraßeKashgar - Händler der Seidenstraße

Seit Dominion ist Deck-Building eine Spielmechanik, die in etlichen Spielen Anwendung findet. Dabei ist der Spieler stark dem Zufall beim Kartenziehen ausgesetzt. Wie wär es mit einem Spiel, bei dem dieser Zufall durch Planbarkeit ersetzt wird, jedoch ein Stück Zufall bleibt, weil auch hier Karten nachgezogen werden? Wer so ein Spiel sucht, für den ist Kashgar sehr interessant.

Kleinauftrag Anziege für Gewürze, Gold und MulisIn diesem Spiel befehlen wir drei Karawanen, die Gewürze entlang der Seidenstraße transportieren. Die Ausgangslage ist sehr einfach: Wir besitzen fünf verschiedene Gewürzsorten je drei Mal, drei Gold und drei Mulis. Unsere Karawanen werden von jeweils einem Patriarchen angeführt und von einer weiteren Person begleitet. Die Begleitpersonen werden uns per Zufall zugeteilt. Die Personen einer Karawane haben eine feste Reihenfolge; zu Beginn ist jeweils Patriarch an der Spitze und die Begleitperson stellt sich dahinter.
Die Fortbewegung der Karawane, sprich ein Spielzug, ist sehr einfach. Es darf genau eine Person agieren, die sich dazu an der Spitze einer Karawane befinden muss. Bei jeder Person befinden sich ein oder mehrere Anweisungen in Form von kurzen Texten oder kleinen Symbolen. Ist es eine normale Aktion, begibt sich die agierende Person an das Ende der Karawane; bei einer Abschiedsaktion verlässt sie die Karawane und geht sie aus dem Spiel. Danach wird die Aktion ausgeführt.

Großauftrag KarawanenEine grundlegende Aktion ist auf dem Patriarchen zu finden: Der Spieler zieht zwei Karten - jede Karte zeigt eine Person - und wählt eine aus, die sich der Karawane des Patriarchen anschließt. Alternativ kann wechselt der Patriarch das Geschlecht. Wenn er als Matriarchin wieder an die Spitze der Karawane gelangt ist, kann der Spieler eine beliebige Karte aus dem Ablagestapel wählen bevor er wieder zum Patriarchen wird.
Viele weitere Aktionen beziehen sich auf die Anzahl von Gewürzen, Gold und Mulis. Andere wiederum erlauben es, die Reihenfolge von Karten in der Karawane zu verändern oder sogar Karten zu eliminieren. Für das Spielziel, dessen Erreichen in Siegpunkten gemessen wird, sind solche Personen wichtig, mit deren Hilfe Aufträge erfüllt werden können.
Aufträge gibt es in drei Kategorien: Kleinaufträge, Großaufträge sowie Spezialaufträge. Damit ein Auftrag erfüllt werden kann, muss man eine gewisse Menge Mulis besitzen. Dann kann der Spieler die geforderten Gewürze abliefern. Manches Mal werden zusätzlich noch Gold oder Mulis gefordert. Je mehr gefordert wird, desto höher sind die Siegpunkte, die es für das Erfüllen des Auftrags gibt. Sonderaufträge hingegen bringen überwiegend andere Vorteile: Gold, Pfeffer, das wichtigste Gewürz in Kashgar, oder erhöhen die Siegpunkte für die vielen Bauern, die es im Spiel gibt.
Das Spiel endet mit der Runde, in der ein Spieler 25 Punkte erreicht. Wer dann die meisten Punkte hat, ist Sieger.

SpezialauftragBei herkömmlichen Deckkonstruktionen versucht der Spieler, eine optimale Kartenmischung zu finden, damit der Zufall möglichst gute Kartenkombinationen auf die Hand bringen muss. Hier ist der Zufall in die Kartenauswahl verschoben, denn nur wenn ich Karten von Kartenstapel ziehe, habe ich die Ungewissheit, was kommt. Sind die Karawanen in einem fortgeschrittenen Stadium, kann ich mit ihnen mein Spiel steuern. Die Karawanen werden somit zu kleinen Maschinen, die die Gewürzauslieferungen möglich effizient betreiben sollen.
Damit diese "Maschinen" auch schön unterschiedlich aufgebaut werden können, gibt es zahlreiche Personen. Mit ihnen lassen sich zahlreiche Karawanen mit den unterschiedlichsten Strategien bauen. Die Vielzahl an Personen wird, wie schon beim zum Spiel des Jahres nominierten Brügge durch individuelle Grafiken unterstützt. So ist jede Person und damit jede Funktion einzigartig.
Das reichhaltige Angebot wird durch zwei Facetten erhöht. Zum einen gibt es Personen, die eine besonders starke Funktion ausüben. An sie gelangt man nur über andere Personen. Zum anderen gibt es zwölf Karten mit interaktiven Funktionen, die überwiegend die Mitspieler ärgern. Sie können optional hinzugenommen werden. So ist sowohl ein friedliches Spiel als auch ein Spiel mit einem gewissen Ärgerfaktor möglich.

Wer Kartenspiele mag, bei denen es um die Zusammensetzung harmonierender Karten geht, findet in Kashgar einen sehr guten Vertreter, der vor allem jenseits von Deckkonstruktion agiert. Eine praktische und übersichtliche Ausstattung, kurze Spielzüge durch einfache Aktionen sowie klare Zielvorgaben runden den Spielspaß ab, den ich schon viele Male hatte. (wd)

Steckbrief
Kashgar - Händler der Seidenstraße
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Gerhard Hecht Kosmos 2 - 4 Spieler ab 12 Jahre ca. 60 Minuten Franz Vohwinkel, Imelda Vohwinkel