Spyrium spielt im Steam Punk Universum, mit dem ich bisher nicht in Berührung gekommen bin. Damit kann ich vermutlich das Flair des Spiels weniger genießen als Kenner dieser Welt, das Spiel kann ich genießen.
Wenn ich auch die Welt nicht kenne, so erkenne ich doch, dass das Wirtschaftssystem große Ähnlichkeit mit unserem hat. Von der Idee her begeben wir uns in das 18. Jahrhundert nach London. Aus den umliegenden Minen wird Spyrium gefördert, der einzige vorhandene Rohstoff. Dieser wird in Fabriken verarbeitet, wozu es Arbeiter bedarf. Wer möchte kann auch forschen. Das geht in Laboren, die noch eine gewisse Ähnlichkeit mit Fabriken haben, oder an Universitäten. Hier ist dann nur noch die geistige Arbeit gefragt.
Aber nicht nur die Wirtschaft ähnelt der heutigen Welt, sondern auch der Wunsch nach Prestige. Die Produktion von Gütern bringt ein wenig davon, Forschung ist schon angesehener und bei Immobilien hängt es davon ab, ob es sich um eine kleine Arbeitersiedlung oder eine palastartige Residenz handelt.
Dies ist, grob beschrieben, die Wirtschaft in Spyrium. Die Gebäude befinden sich auf Karten. Das wenige Geld muss hier investiert werden und dafür gibt es einen einzigartigen Mechanismus: Zu Beginn einer jeden Runde werden neun Gebäude als drei Mal drei Quadrat ausgelegt. Reihum können die Spieler nun ihre Arbeiter platzieren und zwar genau zwischen zwei Karten. Wer möchte, darf das für sich beenden und kann dann Arbeiter entfernen und Gebäude kaufen. Wer Arbeiter entfernt, bekommt dafür Geld und zwar pro Arbeiter, der noch an der Karte steht. Umgekehrt erhöhen diese Arbeiter den Preis, wenn man ein Gebäude kauft.
Dazu gibt es allerlei nützliche Personen. So verkauft der Händler Spyrium und der Makler bietet eine Residenz an. Personen sind ebenso auf Karten und es gelten die gleichen Regeln für weitere Arbeiter an der Karte wie bei Gebäuden. Abgerundet wird die Wirtschaft durch Patente. Jedes ist einmalig und bringt bestimmte Spielvorteile und am Ende des Spiels Prestige. Erworben werden sie wie die Gebäude.
In Spyrium herrscht Mangel, der sich bei geringer Spieleranzahl besonders stark bemerkbar macht. Es fehlen sowohl die Arbeiter als auch Geld. Daher ist sehr genau zu überlegen, wo ich meine Arbeiter einsetze, welche ich davon für Geld zurückhole und welche Karte(n) ich dann kaufe. Da es Karten gibt, die für ihre Anwendung Arbeiter benötigen, gibt es keine Gewissheit, wann die Mitspieler aufhören, Arbeiter zwischen die Karten zu stellen. So kommt zusätzlich auch noch Timing ins Spiel. Ganz klar dominiert der Einsatzmechanismus das Spiel. Er ist regeltechnisch sehr einfach, doch mit ihm das Spiel erfolgreich zu gestalten, ist eine Herausforderung. Genau so wünsche ich mir strategische Spiele.
Strategisches Spiel? Das ist nur ein Aspekt. Oft sind die Zwänge so groß, dass nicht langfristig gedacht werden kann, sondern nur kleine taktische Schritte möglich sind. Hinzu kommen die Mitspieler. Es gilt, sie richtig einzuschätzen und aus eigener Sicht, sie auch auf die falsche Fährten zu lenken, also von den wahren Absichten beim Kauf abzulenken. Also ist auch noch ein Kleiner Bluffanteil im Spiel.
Abgerundet wird das Spiel durch ein paar Zufallselemente. Diese sind so gestaltet, dass sie Abwechslung bringen, aber weitestgehend berechenbar sind. So gibt es unter anderem Zahlenplättchen mit Werten von Eins bis Drei, die leichte Variationen in die Karten bringen: Manche Karten enthalten einen Platzhalter für einen Zahlenchip, der dann zufällig gefüllt wird.
Spyrium ist für mich ein Kleinod. Es bietet sehr viel Interaktion und bleibt dabei aber immer konstruktiv, und es bietet viele Entscheidungsmöglichkeiten ohne die Spieler zu überfordern. Das alles kommt in einer für diese Art von Spiel kleinen Schachtel. Spielerherz, was willst du mehr? (wd)
Steckbrief Spyrium |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
William Attia | Ystari | 2 - 5 Spieler | ab 13 Jahre | 30 - 90 Minuten | Neriac, Arnaud Demaegd |