Heiß auf Eis… macht uns Amigo mit seiner Neuerscheinung Banana Split. Leckere Eisbecher wollen geschaffen - oder, genauer: mit einer Auswahl aus vier verschiedenen Toppings verfeinert, werden. Vier Eisbecher liegen stets in der Auslage zur Wahl. Bin ich am Zug, darf ich mir einen daraus nehmen, muss hierzu aber mindestens das oberste Topping auf den Becher legen. Anschließend ziehe ich eine Toppingkarte nach. Alternativ kann ich den Becher auch umgehend fertigstellen oder fehlende Toppings auf einen meiner begonnenen Becher spielen. Fertige Becher werden natürlich höher entlohnt, daher zieht man nun zwei Karten nach. Will oder kann ich auch dies nicht, ziehe ich einfach nur ein Topping nach. Aktionskarten, die unter die Toppingkarten gemischt sind, bringen Würze ins Spiel, allen voran der Eislöffel, mit welchem ich einem Mitspieler einen seiner begonnenen Becher mitsamt der bisher darauf gespielten Toppings stehlen darf.
Und dann gibt es da noch den titelgebenden, aus allen vier verschiedenen Toppings bestehenden Banana Split: Lukrative 20 Punkte warten auf den, der ihn fertigstellt - das sind fünf Punkte pro verwendeter Zutat. Der Haken: Der Banana Split kann nicht begonnen werden, sondern muss umgehend fertig zubereitet werden - was aber auch unter Einsatz eines einzigen Jokers anstelle aller vier Zutaten geschehen kann. Dann nämlich sind es satte 20 Punkte für diese eine eingesetzte Karte. Sämtliche anderen Becher sind identisch bepunktet, nämlich mit gerade einmal zwei Punkten pro Zutat. Sind alle im Spiel enthaltenen Becher fertig zubereitet, endet das Spiel mit dem Sieg des eifrigsten Punktesammlers - dies ist in der Regel jemand, der mindestens einen Banana Split zubereiten konnte und häufig Aktionskarten auf die Hand bekommen hat.
Die Zielgruppe von Banana Split beschränkt sich auf die wenig erfahrenen Familienspielern. Genannte Zielgruppe bekommt ein Spiel, das ideal für einen sonnigen Tag auf der Terrasse ist, mit Vater, Mutter, Oma, Kind am Spieltisch. Das Thema und die schöne Ausstattung (große Sichtschirme in Eisdielenoptik, Spielunterlage) und Gestaltung wecken Neugier und Interesse. Der prägnante Glücksfaktor sorgt dafür, dass jeder am Tisch die Chance hat, zu gewinnen - sogar das sechsjährige Kind, dass sich auf das Sammeln jener Becher beschränkt, die nach seinem Empfinden lecker aussehen.
So könnte nun das Fazit jetzt aussehen und so empfindet die Redaktion von Amigo mutmaßlich auch das Spiel. Als Rezensent muss ich jedoch ein wenig in die Tiefe gehen und musste feststellen, dass Amigo im Vergleich zur amerikanischen Originalausgabe eine Regel abgeändert hat: Während man dort beim Beginnen eines neuen Bechers keine Karten nachzieht, ist dies in der deutschen Fassung vorgesehen. Leider hat man dem Spiel damit keinen Gefallen getan: In der deutschen Version sorgt der ständige Kartennachschub dafür, dass man eine Vielzahl an Bechern beginnen kann, um sie dann am Spielende in aller Ruhe fertigzustellen. Bekommt man dann noch Zugriff auf die Eislöffel und spielt diese nicht aus, müssen die Mitspieler, zur nachziehenden Untätigkeit verdammt, zuschauen und warten, bis dies geschehen ist. Im schlimmsten Fall kann das Spiel sich sogar aufhängen, wenn kein Zugriff auf eine benötigte Zutat mehr möglich ist - es gibt für einen solchen Fall keine Regelung. Zudem erhält jemand, der eine bestimmte Zutat partout nicht auf die Hand bekommt, keine Entschädigung gegenüber denjenigen, die eine Karte ausspielen konnten, sondern diese ziehen ebenso eine Karte nach, wie er, womit er im Hintertreffen bleibt.
Aber auch die amerikanische Version hat ihre Macken, denn hier ist das Beginnen eines Eisbechers unattraktiv, da - mit Ausnahme der beiden Banana Splits - alle Becher ein identisches Zutaten/Punkte-Verhältnis haben und es somit egal ist, welche ich zubereite. Es werden daher in der Regel so lange Zutaten gesammelt, bis man einen Becher umgehend fertig stellen kann. Dies sorgt für einen spannungsarmen Spielablauf, der zwischen rundenlangem Nachziehen und Becher nehmen hin und her schwankt und bei dem man keine relevanten Entscheidungen zu treffen hat. Somit erreicht Banana Split in keiner Version das Spielgefühl, welches es wohl vermitteln sollte: Sich gegenseitig Eisbecher vor der Nase wegschnappen und gespannt hoffen, dass man seine begonnenen Becher auch fertig bekommt, bevor der nächste Eislöffel zuschlägt. Schade! (fd)
Steckbrief Banana Split |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Mike Fitzgerald | Amigo | 2 - 4 Spieler | ab 6 Jahre | ca. 30 Minuten | Jody Boginski |