Camel upCamel up

Kamele: da habe ich die ägyptischen Kamelführer im Kopf, die mit lauten Yallah, Yallah( schnell, los, beeil dich) am Strand auf sich aufmerksam machten. Doch hier geht es nicht um touristisches Kamelreiten, sondern um ein Rennen.

StartaufstellungWir Spieler sind Zuschauer dieses Rennens, die versuchen, mit Wetten unser Geld zu vermehren.
Kamele in fünf Farben stehen am Start, per Würfelwurf auf drei Felder verteilt. Das Rennen läuft in Etappen ab. Für jedes Kamel befindet ein gleichfarbiger Würfel in der Pyramide. Setzt man diese kopfüber auf und betätigt kurz den Schieber, liegt genau ein Würfel unter ihr. Dieser gibt an, welches Kamel jetzt die gewürfelte Zahl (1 bis3) Felder vorwärts zieht. Dabei muss es alle anderen Kamele, die auf ihm sitzen, mittragen. Es ist eben ein Kamel. Ist auf dem Zielfeld schon ein Tier (oder sogar ein Kamelstapel) vorhanden, setzt es sich einfach oben drauf. Hat jedes Kamel einmal gezogen ist eine Etappe beendet.

Was machen wir Spieler? Es gibt verschiedene Handlungsmöglichkeiten.
Eine ist, wie oben erklärt, zu würfeln. Dies bringt ein Pfund, und den Mitspielern einen Hinweis, wer evtl. einen Etappensieg erreichen kann. Doch das wichtige im Spiel sind die Wetten. Ich kann das oberste Wettplättchen eines Kamels nehmen, wenn ich denke, es macht den Etappensieg, d. h., es liegt am Ende der Etappe vorn. Zu jedem Kamel gibt es drei Plättchen, wobei die früheste Wette den größten Gewinn gibt. Macht das Kamel den zweiten Platz, gibt es zumindest noch eine Pfund. Liegt es noch weiter hinten, muss man einen ein Pfund abgeben. Dabei darf ich auf verschiedene Kamele setzen oder auch mehrfach das gleiche Kamel auswählen. Doch bei welchem Rennen geht es ehrlich zu?
Um die eigenen Wettchancen zu erhöhen, kann man mit einem Plättchen den Parcours verändern. Eine Seite zeigt eine Oase, dann darf ein Kamel, das dort enden würde, ein Feld weiter ziehen. Unangenehmer ist die Fata Morgana: Hier heißt es ein Feld zurück und ggf. sogar unter die dahinter stehenden Tiere. Tritt ein Kamel auf ein solches Plättchen, gibt es für den Besitzer des Plättchens ein Pfund.

dolles Kamelolles KamelDoch es geht auch um den Gesamtsieg. Ich habe fünf Karten, die die Kamele zeigen. Ich wette, welches Kamel das olle, d. h. das letzte Kamel m Gesamtrennen wird. Dazu lege ich die zugehörige Karte verdeckt auf den Wettstapel. Dies kann ich auch für andere Kamele wiederholen. In gleicher Weise wette ich auf das dolle Kamel, den Sieger des Rennens.
Am Ende einer Etappe werden die Etappenwetten ausgewertet. So laufen die Kamele Etappe für Etappe. Überschreitet ein Kamel die Ziellinie, gibt es einen Sudden Death. Die letzte Etappe wird abgerechnet, als wären schon alle Kamele gelaufen.
Die Auswertung der Wetten auf das olle und das dolle Kamel beenden dann das Spiel. Der erste, der auf das richtige Kamel gewettet hat, erhält das meiste Geld, die folgenden jeweils ein Pdund weniger. Jede falsche Wette wird mit einem Pfund Strafe belegt. Wer nun das meiste Geld (in Ägyptischen Pfund) hat, gewinnt.

Camel up ist ein eigenwilliges Spiel, bei dem sich das Spielverhalten nach und nach ändert. Anfänger nehmen gern als erstes die Pyramide und damit einen sicheren Siegpunkt. Doch das ist dann die Vorlage für die anderen. Da die Reichweite der einzelnen Kamele abgeschätzt werden kann, nehmen dann viele schon Wettkarten, um die fünf Punkte zu bekommen. Wird das Kamel dann dritter bis fünfter, kostet es nur einen Minuspunkt. Erfahrene Spieler legen lieber als erste Aktion ihr Oasen-Fata Morgana-Plättchen, denn damit hat man anderen keine Informationen gegeben, und mit etwas Glück tritt ein Kamel darauf. Doch der Mitnahme-Effekt bringt manche Überraschungen mit sich. Oft nimmt man dann doch von einem zweiten oder sogar dritten Kamel ein Wettplättchen. Auch die Aktion, auf das olle oder dolle Kamel zu setzen, kann, vor allem in kleinerer Runde, genutzt werden, mit eigenen Wetten zu Warten, bis etwas mehr bekannt ist. Doch Kamele sind eben Kamele.

In einem legendären Rennen verschlief ein grünes Kamel den Start, und hing viele Felder zurück. Nach und nach wetteten alle auf das olle Kamel. Das Feld vorn war nur leicht auseinandergezogen, so kam es nur langsam zu Wetten auf das dolle Kamel. Das grüne Kamel sprintete dann mit Dreien wieder an das Feld heran. In der letzten Etappe sprang es als erstes auf das vorletzte Tier, während das weiße direkt vor der Ziellinie stand. Das vorletzte nahm die beiden dann weiter auf ein drittes mit, das dann mit beiden ins Ziel sprang. Alle Wetten auf olles und dolles Kamel waren verloren, denn alle hatten auf das grün Kamel als langsamstes getippt. Wir haben schallend darüber gelacht, aber irgendwie hatte man jetzt das Gefühl, zum Schluss gespielt worden zu sein und nichts beeinflussen zu können.

Solche Spielabläufe sind selten. Meist halten sich die Würfel zumindest halbwegs an Wahrscheinlichkeiten, und dann gibt es spannende Rennen. Das Spiel klingt mit der vielen Würfelei recht beliebig, doch bei uns gewinnen immer die gleichen Mitspieler. Das ist für mich ein Zeichen, dass einiges an taktischen Überlegungen notwendig ist. Wenn man mit Gelegenheitsspielern spielt, merkt man erst, dass es doch eine ganze Menge Regeln besitzt. Sie sind zwar nicht schwer, aber müssen erst einmal verinnerlicht werden.

Ich persönliches spiele Camel up gern, wenn alle das Spiel kenne, dabei am liebsten zu viert oder fünft. Bei dieser Zahl kommt richtig Stimmung am Tisch auf, man behält den Überblick, was in der Etappe geschieht, und kann mehr als einmal aktiv ins Spiel eingreifen. In größerer Runde geht es meist hoch her; Camel up wird zu einem Spiel, das die Kommunikation unterstützt, dabei ein reines Fun-Game ist. Ich habe schon viele Runden in unterschiedlichsten Besetzungen hinter mir, in allen hatten die meisten Mitspieler viel Spaß. (bd)

Steckbrief
Camel up
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Steffen Bogen eggertspiele 2 - 8 Spieler ab 8 Jahre 20 - 30 Minuten Dennis Lohausen